Tierschützer schlagen Alarm: Stoppt den Rassewahn!

Hamburg - Hervorquellende oder ausfallende Augen, entzündete Haut, etliche Unverträglichkeiten: Tiere leiden unter Qualzucht und werden durch die hohen Tierarztkosten oft zu Wanderpokalen.

Die Französische Bulldogge Juli hatte kaum noch Haare, als sie vom Hamburger Tierschutzverein aufgenommen wurde.  © Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V.

Besonders kurze Schnauzen, eine extravagante Fellfarbe, gefaltete Ohren - die Ansprüche einiger angehender Halter sind hoch, unnatürlich hoch.

"Es existiert ein Rassewahn. Die Tiere müssen immer exotischeren Rassen angehören", so Sven Fraaß, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit beim Hamburger Tierschutzverein.

Als Beispiel nennt der Tierschützer die Schottische Faltohrkatze. "Das ist halt letzten Endes eine Rasse aus Frankensteins Labor. Die haben Knorpel-Problematiken, die sich auf den ganzen Körper beziehen. Viele sind nicht lebensfähig" erklärte der Pressesprecher.

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Und das hat fatale Folgen. Was für die Menschen einem Ideal entspricht, bedeutet für die Tiere oft gesundheitliche Einschränkungen, die Haltern durch Tierarzt-Besuche, Spezialfutter und Medikamente hohe Kosten verursachen.

"Und dann werden diese Tiere auch ausgesetzt oder weitergegeben. Manchmal wie so ein Wanderpokal, weil dann niemand darüber nachdenkt, wie teuer das werden kann", sagte Fraaß.

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Rassen mit gesundheitlichen Problemen werden weiter gezüchtet

Juli wurde aufgepäppelt und hat ein liebevolles Zuhause gefunden.  © Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V.

Oftmals endet die Reise der geplagten Vierbeiner im Tierheim, an dem dann auch die Behandlungskosten hängenbleiben. Daran hat der Verein ganz schön zu knabbern.

Einer dieser Fälle ist die Französische Bulldogge Juli, die fast haarlos bei den Tierschützern landete. Der Hund leidet an starken Allergieproblemen, die lange ignoriert worden sein müssen.

Ein bekanntes Problem bei dieser Rasse. Trotzdem würden Züchter die Tiere weiter verpaaren, da sich die Qualzucht finanziell lohne, so die Tierschützer.

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Inzwischen ist die Hündin gut eingestellt, bekommt kostspieliges Spezialfutter und hat ein Zuhause gefunden, in dem man bereit ist, die Kosten zu tragen.

So viel Glück ist nicht vielen Tieren aus der Qualzucht vergönnt. In den Niederlanden habe man nun beispielsweise Schottische Faltohrkatzen verboten. "Deutschland hinkt ja immer hinterher, leider", monierte Fraaß.

Seine Bitte an diejenigen, die sich ein Haustier anschaffen möchten: "Immer ein Tier adoptieren und nicht kaufen. Wenn die Hunde adoptiert werden, fließt kein Geld in eine Vermehrungsmaschinerie." Es gäbe genug verwaiste Hunde auf dieser Welt.

"Und ja, es werden sonst, nicht in Deutschland, aber woanders, gesunde und junge Tiere getötet, weil die keiner haben möchte", sagte der Tierschützer abschließend.

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