Wegen zu geringer Futterspenden: Sächsischen Tiertafeln geht die Luft aus!

Dresden - Bei steigenden Preisen können einige Tierhalter das Futter oder den Arztbesuch für ihre geliebten Vierbeiner kaum mehr bezahlen. In einigen Orten Sachsens gibt es Tiertafeln, die helfen können. Es fehlt jedoch an Spenden.

In den Räumen der Tiertafel "Pfotenhilfe" in Chemnitz arbeitet Sabine Köhn, hier mit ihrer Hündin Rani.
In den Räumen der Tiertafel "Pfotenhilfe" in Chemnitz arbeitet Sabine Köhn, hier mit ihrer Hündin Rani.  © Hendrik Schmidt/dpa

"Unsere Vorräte sind zu etwa zwei Drittel aufgebraucht", sagte Sabine Köhn von der Tiertafel "Pfotenhilfe" Chemnitz. Seit April 2019 gibt es die Tafel und bisher seien die Regale immer gut gefüllt gewesen, hieß es.

Mehrfach musste die Tiertafel wegen Platznot in größere Räume ziehen. Die Futter- und Sachspenden von Tierliebhabern, Unternehmen, vor allem aber von Futtermittelhändlern flossen reichlich.

Seit etwa einem halben Jahr hat der Spendenstrom Köhn zufolge deutlich nachgelassen. Dabei würden aber eher mehr Spenden gebraucht. "In den vergangenen Monaten sind immer mehr Kunden gekommen", sagte Köhn.

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Zur Ausgabe freitags erschienen immer 20 bis 40 Menschen, um für ihre tierischen Lieblinge Nahrung zu holen.

Unter ihnen seien auch viele Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet seien, die ihre Tiere mitgebracht hätten, sagte Köhn. Es kämen Obdachlose, Empfänger des Arbeitslosengeldes II, Rentner oder Tierbesitzer, die aus anderen Gründen bedürftig seien.

Sie hätten in der Regel mehrere Tiere, die sie versorgen müssten, sagte Köhn. Bei bis zu fünf Tieren je Halter werde geholfen. In der Kartei stünden die Namen von 170 Haltern mit 185 Katzen und 187 Hunden. "Meist wird nach Futter und Leckerlis gefragt", sagte Köhn. Immer öfter gehe es aber auch um Spielzeug, Leinen, Halsbänder, Geschirre, Hundemäntel, Transportboxen, Katzenklos. Derzeit häuften sich die Anfragen nach Katzenstreu.

"Wir bieten als Tierschutzverein in dringenden Fällen auch die Übernahme von Tierarztkosten an", sagte Köhn. Wegen knapper finanzieller Mittel sei das jedoch kaum mehr möglich. "Anfragen gebe es aus dem gesamten Bundesgebiet." Jeder erwarte eine Leistung, aber kaum jemand wolle spenden, klagte Köhn.

Vorstandsvorsitzender Jürgen Burkert (70) und Husky-Hündin Rani (10) händeln den Kundenansturm auf die "Tiertafel Pfotenhilfe Chemnitz".
Vorstandsvorsitzender Jürgen Burkert (70) und Husky-Hündin Rani (10) händeln den Kundenansturm auf die "Tiertafel Pfotenhilfe Chemnitz".  © Maik Börner

Spenden gehen zurück, Hilfesuchende werden mehr

Spenden wie diese helfen Kundin Sylvia Reinwald (60, l.) für ihre vier Katzen unwahrscheinlich. Doch das Angebot sinkt, während die Nachfrage steigt.
Spenden wie diese helfen Kundin Sylvia Reinwald (60, l.) für ihre vier Katzen unwahrscheinlich. Doch das Angebot sinkt, während die Nachfrage steigt.  © Maik Börner

Die Tiertafel "Jacky's Freunde" eines Vereins in Olbernhau im Erzgebirge hat wegen des dünner werdenden Spendenflusses die Chemnitzer um Hilfe gebeten. Mandy Hildebrand-Reitz von der Olbernhauer Tafel glaubt, dass viele Menschen ihre Futterspenden jetzt eher der Ukraine geben.

Das Futter fehle jetzt den einheimischen Tafeln und den Tierheimen, mit denen der Verein zusammenarbeite. "Wir müssen zukaufen", sagte Hildebrand-Reitz. Doch auch beim Tierfutter gingen die Preise mittlerweile durch die Decke. "Das können wir nicht lange durchhalten", sagte Hildebrand-Reitz.

Wer für seine Vierbeiner bei der Tafel um Hilfe bittet, muss mit einer aktuellen Bescheinigung vom Amt die Bedürftigkeit nachweisen. Je Halter gibt es Futter für maximal drei Tiere. Etwa 30 Tierhalter gehören zu den regelmäßigen Besuchern.

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"Spenden gehen zurück, Hilfesuchende werden mehr", sagte Rebecca Liebers von der Privaten Tierhilfe Sachsen in Glauchau (Kreis Zwickau), die Tiertafeln in Chemnitz und Glauchau betreibt. Dabei gehe es nicht nur um Futter, sondern auch speziell um Hilfe bei Senioren mit Gassigängern, Fahrten zum Tierarzt oder Betreuung der Tiere, wenn der Halter ins Krankenhaus müsse. Allerdings würden keine Halter mit mehr als zwei oder drei Tieren unterstützt.

"Das Hauptproblem bei den wirklich Hilfebedürftigen ist eher der Tierarztbesuch und Hilfe wenn die Tiere krank werden", sagte Liebers. "Es bricht einem das Herz, wenn ein Tier leidet, weil kein Geld vorhanden ist, obwohl es mittlerweile fantastische Möglichkeiten der Therapie und Behandlung gibt."

Wie viele Tiertafeln es in Sachsen gibt, vermag niemand zu sagen. Das Sozialministerium in Dresden hatte sie bisher nicht im Blick. "Tiertafeln wurden im Landestierschutzbeirat bisher nie beraten", sagte ein Ministeriumssprecher. Die Tierheime sammelten Futterspenden und bekämen auch Fördermittel und können diese bei der Landesdirektion beantragen. "Tiertafeln waren da aber bisher nie ein Thema."

Titelfoto: Maik Börner

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