Brisanter Fall: Polizei ermittelt gegen Wolfs-Experten nach Fake-Fund
Von Frederick Mersi
Lam - Ein ehrenamtlicher Wolfsexperte aus der Oberpfalz steht unter dem Verdacht, einen toten Wolf über die Grenze gebracht und damit eine Straftat vorgetäuscht zu haben. Die Behörden haben ihn bis zum Abschluss der Ermittlungen suspendiert.
Aus diesem Grund darf der Mann vorerst nicht mehr als ehrenamtlicher Ansprechpartner für Raubtier-Hinweise agieren.
Die Polizei hat den Verdacht, dass das Mitglied des Netzwerks einen toten Wolf von Tschechien aus in die grenznahe Gemeinde Lam (Landkreis Cham) gebracht haben könnte - um eine Straftat vorzutäuschen. Gefunden wurde der Kadaver von Wanderern, der Verdächtige soll das tote Tier selbst zur Polizei gebracht haben.
Der Mann sei bis zum Abschluss der Ermittlungen von seinen Aufgaben im Netzwerk "Große Beutegreifer" entbunden, sagte ein Sprecher des Landesamts für Umwelt (LfU) in Augsburg. "Sollte sich der Verdacht bestätigen, wird die Person dauerhaft aus dem Netzwerk ausgeschlossen."
In dem Netzwerk sind laut LfU etwa 140 Menschen ehrenamtlich aktiv, die bei Hinweisen auf Tiere wie Luchse, Wölfe und Bären Ansprechpartner für Betroffene vor Ort sein sollen.
Dazu gehören zum Beispiel Jäger, Naturschützer, Förster und Landwirte. Sie sind laut LfU speziell geschult und sollen mögliche Spuren von Raubtieren fundiert dokumentieren, zum Beispiel Fährten und verletzte oder gerissene Tiere.
Naturschützer befürchteten Wilderei
Das Motiv für das mutmaßlich illegale Handeln des Mannes blieb zunächst unklar. Die Ermittlungen in dem Fall laufen weiter, bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.
Eine Untersuchung zeigte später, dass der Wolf vermutlich von einem Artgenossen gebissen worden und deshalb gestorben war. Naturschützer hatten zunächst Wilderei befürchtet.
Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) zog eine diesbezügliche Anzeige nach der Wende bei den Ermittlungen zurück.
Titelfoto: Bernd Weißbrod/dpa (Symbolfoto)
