Die Kriegsbilder aus Butscha gingen um die Welt: So leben die Menschen in der ukrainischen Stadt heute
Butscha/Dresden - Die russischen Kriegsverbrechen in Butscha bei Kiew schockierten im Frühjahr die Welt. Seitdem läuft in der Stadt der Wiederaufbau und die Einwohner versuchen, irgendwie zur Normalität zurückzukehren. Häufiger Luftalarm und ständige Stromausfälle machen ihnen jedoch das Leben schwer. Einige verlassen die Stadt bereits wieder.
"Wir sind in einer neuen Phase des Krieges", erzählt Alevtina Morozova (35) beim Dresden-Besuch, auf dem wir sie trafen. Die Stadträtin aus Butscha ist erneut in die Stadt gekommen, um mit deutschen Unterstützern Fragen des Wiederaufbaus ihrer Heimat zu besprechen.
Bereits im Juni war sie da und sprach im Dresdner Stadtrat, der drei ausrangierte DVB-Busse als Hilfe in den Kiewer Vorort geschickt hat.
"Im Sommer ist das Leben nach Butscha zurückgekehrt", sagt Morozova. Von den geflohenen Einwohnern seien 80 bis 85 Prozent wiedergekommen, beschädigte Häuser seien repariert oder abgerissen worden und die sozialen und kommunalen Dienste versuchten ihre Arbeit zu machen.
"Die Cafés waren geöffnet, die Menschen gingen auf Arbeit und die Kinder haben draußen gespielt", erzählt die Stadträtin.
Stromausfälle zwingen die Bewohner des ukrainischen Butscha zur Improvisation
Nach dem 10. Oktober habe sich das Leben aber wieder stark verändert. Durch die russischen Angriffe mit Kamikaze-Drohnen werde auch im Kiewer Umland viel zerstört. Das betreffe auch die Strom- und Wasserversorgung.
Teilweise sei für sechs oder sieben Stunden der Strom weg. Das zwingt die Einwohner zum Improvisieren. Mit Generatoren, Notstromaggregaten und selbstgebastelten Batterieblöcken versuchen die Ukrainer, vorzusorgen, um wenigstens in den Wohnungen eine Art Normalität zu schaffen.
Außerdem gebe es die Empfehlung, alles im Hellen zu erledigen, weil die Straßenbeleuchtung zum Energie sparen abgeschaltet wird. "Die Phasen zwischen den Luftalarmen und Stromausfällen werden genutzt, um zu leben", sagt Morozova.
Doch nun sinken die Temperaturen und deutliche Minusgrade sind keine Seltenheit. "Wir halten den Winter irgendwie durch und hoffen, dass ab dem Frühling die Situation anders aussieht. Das Leben muss ja weitergehen", sagt Morozova.
Deshalb wird auch Weihnachten gefeiert. "Die Menschen geben sich Mühe, in allen Momenten etwas Positives zu finden. Und Weihnachten bleibt Weihnachten, egal wie die Situation ist."
Titelfoto: Montage: Hannah Wagner/dpa, Holm Helis