Dresdner Politiker über seine Reise nach Butscha: "Es ist schlimmer, als man im Fernsehen sieht"

Dresden/Butscha - Die Bilder wecken schlimme Erinnerungen. Vorige Woche begleitete der Dresdner Stadtrat Holger Zastrow (53, FDP) die Überführung der drei ausrangierten DVB-Busse in den Kiewer Vorort Butscha. Was er dort sah, erinnerte ihn nach eigener Aussage an seinen Hilfstransport nach Sarajevo Mitte der 90er-Jahre.

In Butscha hat sich Holger Zastrow (53, FDP, 4. v. l.) selbst ein Bild von den Zerstörungen gemacht.
In Butscha hat sich Holger Zastrow (53, FDP, 4. v. l.) selbst ein Bild von den Zerstörungen gemacht.  © privat

"Ich hatte ein Déjà-vu, denn es sieht dort genauso aus. Es ist alles kaputt. Überall sieht man zerschossene Wohnhäuser, Restaurants, Einkaufszentren, Schulen und das Krankenhaus", erzählt Zastrow.

Und in den anderen Vororten sehe es nicht besser aus. "Es ist schlimmer, als man im Fernsehen sieht", so Zastrow.

Auch die Schicksale der Menschen gingen zu Herzen. Sie erzählen, wie Angehörige und Kollegen getötet wurden und die Russen mit Namenslisten durch die Straßen gingen.

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Nun läuft der Wiederaufbau. Dabei helfen auch die drei Dresdner Busse, mit denen die Einwohner zur Arbeit nach Kiew fahren können. Sie seien wahrscheinlich die modernsten, die dort weit und breit unterwegs sind.

Entsprechend begeistert wurde der Hilfstransport, der allein zehn Stunden für den Grenzübertritt gebraucht hat, empfangen. "Sie waren auch alle überrascht, wie schnell es ging", erzählt Zastrow.

Zusammen mit Stefan Schandera (l.) hat Holger Zastrow die Busse in die Ukraine gebracht.
Zusammen mit Stefan Schandera (l.) hat Holger Zastrow die Busse in die Ukraine gebracht.  © privat

Bürgermeister von Butscha sendet Geschenke an Dresdner OB Hilbert

Am Montag übergab Zastrow das Geschenk aus Butscha an OB Dirk Hilbert (50, FDP, r.).
Am Montag übergab Zastrow das Geschenk aus Butscha an OB Dirk Hilbert (50, FDP, r.).  © Norbert Neumann

Immerhin sind die Busse nur zehn Tage nach dem Stadtratsbeschluss gestartet. "Ohne Stefan Schandera hätte das nicht funktioniert", sagt Zastrow. Dessen Initiative "Busse voller Hoffnung" bringe bereits seit März Busse in die Ukraine, um damit Evakuierungsfahrten durchzuführen.

Den Rückweg trat Zastrow nicht mit leeren Händen an. Der Bürgermeister von Butscha Anatolii Fedoruk (50) gab zwei Geschenke für seinen Dresdner Amtskollegen Dirk Hilbert (50, FDP) mit: ein kleines Modell eines Antonov-Flugzeugs (die wurden in der Nähe gebaut) und die Nachbildung einer Grenzsäule mit der Nummer 258. "Das ist der östlichste Punkt der Ukraine und steht für die Unversehrtheit der Grenzen", erklärt Zastrow.

In dem Pfahl versteckt sich außerdem noch eine Flasche ukrainischer Wodka. Die habe beim polnischen Zoll für Aufregung gesorgt, ehe Zastrow die Umstände erklärt habe.

Titelfoto: privat (2)

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