Raketen-Einschlag in Polen: Weltkrieg nur vorerst verhindert?

Nach der Explosion einer Rakete im Osten von Polen fordert TAG24-Redakteur Florian Gürtler in seinem Kommentar ein Einfrieren des Ukraine-Kriegs und befürwortet Verhandlungen zwischen den USA und Russland.

Raketen-Einschlag mit zwei Toten im Nato-Land Polen! Ich gebe es offen zu, als ich diese Nachricht am gestrigen Dienstagabend vernahm, hatte ich Angst: Eskaliert jetzt der Ukraine-Krieg zum Dritten Weltkrieg? Ich vermute, ich war nicht der einzige, dem es so erging.

Polnische Polizisten patrouillieren im Dorf Przewodow, nachdem dort am Dienstag eine Rakete explodierte und zwei Menschen tötete.
Polnische Polizisten patrouillieren im Dorf Przewodow, nachdem dort am Dienstag eine Rakete explodierte und zwei Menschen tötete.  © Wojtek Jargilo/PAP/dpa

Die Drohung einer Ausweitung des Kriegs in und um die Ukraine steht im Raum, seit die russische Armee am 24. Februar ihren Angriff gegen das Land begann.

Doch bei allem, was sich in Zusammenhang mit diesem Konflikt sowohl der westlichen als auch der russischen Seite vorwerfen ließe, der Umstand, dass sich aus dem Krieg in dem osteuropäischen Land bislang eben kein erneuter Weltkrieg – der mit großer Wahrscheinlichkeit ein Atomkrieg wäre - entwickelt hat, lässt mich zumindest hoffen, dass dies auch so bleibt.

Zugleich zeigt die Explosion einer laut polnischer Regierung offenbar von der Ukraine abgefeuerten Flugabwehr-Rakete auf dem Gebiet des Nato-Mitglieds aber auch, welche immense Gefahr in diesem sinnlosen Krieg steckt.

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Ukraine Ukraine-Krieg: USA beobachten russischen Angriff mit Sorge

Offensichtlich ist dies einigen Staatenlenkern des westlichen Bündnisses auch bewusst. In jedem Fall war es auffällig, wie vorsichtig die polnische und die US-amerikanische Regierung ihre Worte am Dienstagabend wählten, als noch fraglich war, wessen Rakete in Polen einschlug, wie ausdrücklich zu diesem Zeitpunkt darauf hingewiesen wurde, dass es noch unklar sei, wer das Geschoss auf das ostpolnische Dorf Przewodow abgefeuert habe.

Diese Zurückhaltung in der Wortwahl zeigt, dass eine Eskalationsdynamik vermieden werden sollte - gut so!

Solange Ukrainekrieg nicht wenigstens eingefroren wird, so lange steht Möglichkeit der Eskalation im Raum

TAG24-Redakteur Florian Gürtler (45) lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
TAG24-Redakteur Florian Gürtler (45) lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.  © Florian Gürtler

Doch zugleich ist die tödliche Explosion im Osten von Polen nahe der Grenze zur Ukraine auch ein Menetekel - ein Vorzeichen drohenden Unheils.

Denn solange dieser Krieg nicht wenigstens eingefroren wird, so lange steht die Möglichkeit einer Eskalation immer im Raum. Daher ist es ein gutes Signal, wenn angeblich bereits geheime Verhandlungen zwischen den USA und Russland vorbereitet werden.

Der Vorfall in Polen hat aber auch gezeigt, dass die ukrainische Regierung unter Wolodymyr Selenskyj (44) nicht unbedingt und nicht in Gänze der beste Ansprechpartner ist, wenn es darum geht, den Krieg zu beenden.

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Dessen Verteidigungsminister Olexij Resnikow (66) forderte am heutigen Mittwoch etwa die Einrichtung einer Flugverbotszone über seinem Land, was faktisch bedeuten würde, dass die Nato-Staaten als aktive Kriegsparteien in den Konflikt eingreifen müssten - der 66-Jährige scheint durchaus bereit zu sein, einen neuen Weltkrieg in Kauf zu nehmen.

Bleibt nur zu hoffen, dass andere Akteure in der ukrainischen Regierung, der russischen Regierung sowie der amerikanischen Regierung vernünftiger sind.

Vielleicht sogar vernünftig genug, für einen Waffenstillstand irgendwann in diesem Winter? Es wäre gut für die ukrainische Bevölkerung - und auch für die gesamte Welt.

Titelfoto: Montage: Wojtek Jargilo/PAP/dpa, Florian Gürtler

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