Team bestätigt Tod von Kremlgegner: "Alexej Nawalny wurde ermordet"

Charp - Nun ist es offiziell: Das Team des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny (†47) hat dessen Tod bestätigt.

Vor der russischen Botschaft wurden Hunderte Blumen und Kerzen abgelegt.
Vor der russischen Botschaft wurden Hunderte Blumen und Kerzen abgelegt.  © Fabian Sommer/dpa

Das teilte seine Sprecherin Kira Jarmysch am Samstag bei X (vormals Twitter) unter Berufung auf Nawalnys Mutter Ljudmila Nawalnaja mit und schrieb: "Alexej Nawalny wurde ermordet."

Sie war in das Straflager im Norden Russlands gereist und habe dort die Todesnachricht erhalten. Der Tod des 47-Jährigen soll demnach am 16. Februar um 14.17 Uhr Ortszeit (10.17 Uhr MEZ) eingetreten sein.

Zuvor hatte bereits der russische Strafvollzug über Nawalnys Tod informiert, der seit 2021 inhaftiert war.

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Ein Mitarbeiter des Straflagers jenseits des Polarkreises habe mitgeteilt, dass sich Nawalnys Leichnam in der Stadt Salechard zur Untersuchung befinde, teilte Jarmysch weiter mit. Demnach konnte die Mutter die Leiche zunächst nicht identifizieren. Die Stadt liegt rund 50 Kilometer vom Straflager entfernt.

Mitarbeiter des staatlichen Ermittlungskomitees hätten die Leiche abgeholt, teilte Jarmysch weiter mit. "Wir fordern, dass der Körper von Alexej Nawalny der Familie umgehend übergeben wird", sagte seine Sprecherin. Die Umstände des Todes sind weiter unklar.

Menschen trauern um Nawalny: Zahlreiche Festnahmen in Moskau und St. Petersburg

Polizisten nahmen Menschen fest, die Blumen niedergelegt, Kerzen angezündet und Bilder zur Erinnerung an Nawalny (†47) aufgestellt hatten.
Polizisten nahmen Menschen fest, die Blumen niedergelegt, Kerzen angezündet und Bilder zur Erinnerung an Nawalny (†47) aufgestellt hatten.  © Dmitri Lovetsky/AP/dpa

Der nach vielen Tagen in immer wieder angesetzter Einzelhaft körperlich geschwächte Nawalny war nach russischen Behördenangaben am Freitag bei einem Hofgang im Straflager bei eisigen Temperaturen zusammengebrochen. Wiederbelebungsversuche waren nach Angaben des Strafvollzugs erfolglos.

Menschenrechtler werfen dem russischen Machtapparat Mord vor. Auch die Mitarbeiter des prominenten Anti-Korruptionskämpfers gingen davon aus, dass Nawalny gezielt getötet wurde.

Nach dem Tod Nawalnys trauern die Menschen in Russland trotz Festnahmen und Drucks der Behörden weiter um den Oppositionellen. Es gab auch am Samstag zahlreiche Festnahmen etwa in Moskau und in St. Petersburg.

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Medien in vielen Teilen Russlands berichteten, dass trotz Räumungsaktionen und Festnahmen weiter frische Blumen niedergelegt, Kerzen angezündet und Bilder zur Erinnerung an Nawalny aufgestellt wurden.

Nawalny verkörperte "Hoffnung auf eine Zukunft nach der Diktatur"

Menschenrechtler werfen dem russischen Machtapparat nach dem Tod Nawalnys (†47) Mord vor.
Menschenrechtler werfen dem russischen Machtapparat nach dem Tod Nawalnys (†47) Mord vor.  © Czarek Sokolowski/AP/dpa

Nach Informationen von Menschenrechtlern gab es landesweit mehr als 100 Festnahmen. Das Internetportal ovd.info berichtete am Samstagmorgen, dass seit Freitag allein in St. Petersburg mehr als 60 Menschen in zehn Städten, darunter auch in Moskau, Brjansk und Krasnodar, festgenommen worden seien.

Die Bürgerrechtler gaben auch juristische Hinweise für das Niederlegen von Blumen und veröffentlichten die Nummer einer Telefon-Hotline für anwaltliche Hilfe. Viele Russen hatten nach dem Tod Nawalnys öffentlich ihre Wut geäußert.

"Wie groß doch selbst die Angst des Machtapparates vor einem Toten ist, wenn sogar das Ablegen von Blumen zu seinem Andenken als Verbrechen angesehen wird", schrieb der russische Friedensnobelpreisträger und Gründer der kremlkritischen Zeitung "Nowaja Gaseta", Dmitri Muratow, am Samstag im Nachrichtenkanal Telegram.

Nawalny habe als weltweit anerkannter russischer Oppositionsführer die Hoffnung auf eine Zukunft nach der Diktatur verkörpert, schrieb der Experte Alexander Baunow für die Denkfabrik Carnegie am Samstag. Auch im Straflager sei der Politiker für den Kreml ein Ärgernis geblieben.

"Doch zeugt das Streben selbst, eine solche Reizfigur loszuwerden, auch davon, dass das Regime nicht so von sich und seiner Zukunft überzeugt ist, wie es selbst gern erscheinen mag."

Russlands Machtapparat geht immer wieder mit Gewalt gegen Andersdenkende vor. Proteste werden in dem Land schon seit Jahren nicht erlaubt.

Erstmeldung vom 17. Februar, 12 Uhr; zuletzt aktualisiert um 12.28 Uhr.

Titelfoto: Fabian Sommer/dpa

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