Ukraine-Krieg, Tag 8 : Kiew und Moskau einig über "Humanitäre Korridore", Tote bei Luftangriff

Kiew - Vor einer Woche marschierte der russische Präsident Wladimir Putin (69) mit seinen Truppen in die Ukraine ein, seitdem herrscht Krieg in Europa. TAG24 berichtete auch am achten Tag im Liveticker über die Ereignisse.

Obwohl beide Seiten bereit sind, die Friedensgespräche wieder aufzunehmen, hat Russland seinen Angriff auf die Ukraine fortgesetzt.
Obwohl beide Seiten bereit sind, die Friedensgespräche wieder aufzunehmen, hat Russland seinen Angriff auf die Ukraine fortgesetzt.  © Diego Herrera/EUROPA PRESS/dpa

Die Gefechte in der Ukraine nahmen auch am Mittwoch kein Ende. Noch wurde die Hauptstadt Kiew jedoch nicht von den russischen Truppen eingenommen, allerdings kam es in der Nacht zum Donnerstag zu mehreren schweren Explosionen und Kämpfen in Vororten der Metropole.

Auch in Charkiw hielten die Kampfhandlungen an. Die zweitgrößte Stadt des Landes wurde erneut im Zuge von Luftangriffen bombardiert. Derweil muss die strategisch wichtige Hafenstadt Mariupol nach Militärschlägen - ebenso aus der Luft - sogar ohne Wasser, Heizung sowie auch Strom auskommen.

Gibt es Hoffnung? Am heutigen Donnerstag wollen sich die Unterhändler Russlands und der Ukraine zum zweiten Mal seit Kriegsbeginn treffen und Gespräche über eine Waffenruhe führen, nachdem die Verhandlungen am Montag gescheitert waren.

Ukraine-Krieg: Luftalarm wegen verdächtigem Flugobjekt in NATO-Staat
Ukraine Ukraine-Krieg: Luftalarm wegen verdächtigem Flugobjekt in NATO-Staat

Die Details vom Mittwoch findet Ihr hier.

In unserem Liveticker erfahrt Ihr hingegen alles über die Geschehnisse vom heutigen Donnerstag, dem 3. März.

Update, 22.31 Uhr: Frankreich verlegt Flugzeugträger zur Aufklärung und Abschreckung

Frankreich hat angesichts des Ukraine-Kriegs seinen Flugzeugträger "Charles de Gaulle" im Mittelmeer für Aufklärungsflüge über den baltischen Staaten und Polen verlegt.

Der im Moment eigentlich für eine Mission zur Terrorismusbekämpfung im Nahen Osten eingesetzte Flugzeugträger habe am Mittwoch samt seines Geleitschutzes Zypern verlassen, sagte Frankreichs Verteidigungsministerin Florence Parly (58) am Donnerstagabend dem Sender BFMTV. Im Mittelmeer solle das Schiff eine Position erreichen, die es den Flugzeugen ermögliche, Aufklärungsmissionen durchzuführen.

"Unsere Mission ist strikt abschreckend, wir haben keine kriegerischen Absichten", sagte die Ministerin. Als "Polizei des Himmels" sollten Rafale-Kampfjets und Aufklärungsflugzeuge von dem Flugzeugträger aus eingesetzt werden. Das Ziel sei Aufklärung und Abschreckung. Wie die französische Marine mitteilte, sollten mit dem Einsatz die Ostflanke der Nato gestärkt sowie Frankreich und der europäische Kontinent gesichert werden.

Frankreich hat angesichts des Ukraine-Kriegs seinen Flugzeugträger "Charles de Gaulle" verlegt.
Frankreich hat angesichts des Ukraine-Kriegs seinen Flugzeugträger "Charles de Gaulle" verlegt.  © Petros Karadjias/AP/dpa

Update, 22.26 Uhr: Ukraine-Krise verunsichert Anleger an der Wall Street

Die US-Aktienmärkte sind am Donnerstag mit Kursverlusten aus dem Handel gegangen.

Die anhaltende Verunsicherung um den Krieg in der Ukraine sowie enttäuschende Daten zur Stimmung im US-Dienstleistungssektor machten anfängliche Kursgewinne zunichte. Trotz erneuter Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine verschärften sich russische Luftangriffe auf das Nachbarland. Dies sowie westliche Sanktionen gegen Russland trieben die Ölpreise auf den höchsten Stand seit 2008 und verursachten neue Rezessionssorgen.

Der Dow Jones Industrial schloss mit einem Minus von 0,29 Prozent bei 33.794,66 Punkten. Der marktbreite S&P 500 sank um 0,53 Prozent auf 4363,49 Zähler. Für den technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 ging es um 1,46 Prozent auf 14035,21 Punkte abwärts.

Update, 22.23 Uhr: Tschechien ermöglicht Bürgern Kampfeinsatz an Seite der Ukraine

Tschechien stellt seinen Bürgern Straffreiheit in Aussicht, wenn sie an der Seite der Ukraine gegen die russischen Invasoren kämpfen wollen.

Ministerpräsident Petr Fiala (57) sagte am Donnerstagabend, er habe sich mit Präsident Milos Zeman (77) geeinigt, dass dieser in entsprechenden Einzelfällen eine Begnadigung aussprechen werde. Tschechischen Staatsbürgern ist es grundsätzlich verboten, in einer fremden Armee zu dienen. Eine Änderung des entsprechenden Gesetzes steht nach Aussage des Regierungschefs derzeit nicht zur Debatte.

Der ukrainische Präsident Wolodomyr Selenskyj (44) hatte Europäer mit Kampferfahrung aufgerufen, sein Land bei der Abwehr der russischen Invasion zu unterstützen. Rund 400 Freiwillige sollen sich daraufhin bei den tschechischen Behörden mit der Bitte um eine Ausnahmeregelung gewandt haben. Tschechien ist seit 1999 Mitglied des Nato-Verteidigungsbündnisses und weniger als 400 Kilometer von der Ukraine entfernt.

Update, 22.20 Uhr: Olaf Scholz untermauert, dass Nato sich nicht am Ukraine-Krieg beteiligen wird

Olaf Scholz (63, SPD) hat nochmals klargestellt, dass die Nato sich nicht an dem Krieg um die Ukraine beteiligen wird.

"Das würde eine dramatische Eskalation dieser schwierigen Lage in der Ukraine mit sich bringen, das würde große Gefahren mit sich bringen", warnte der SPD-Politiker am Donnerstag in der ZDF-Sendung "Maybritt Illner".

"Deswegen wäre es keine verantwortliche Politik, das jetzt zu machen." Eine direkte Konfrontation zwischen der Nato und Russland müsse verhindert werden. "Deshalb wird es jetzt auch keine Entscheidungen geben, die dazu führen, dass Nato-Staaten sich militärisch an dieser Auseinandersetzung beteiligen."

Deutschland und andere Nato-Staaten unterstützen die ukrainischen Streitkräfte mit Waffen. Sie werden aber nicht direkt ins Land geliefert, sondern außerhalb der Grenzen übergeben. Das bedeutet, dass keine Nato-Soldaten die Ukraine betreten. Auch US-Präsident Joe Biden (79) hat eine Beteiligung mit Soldaten an dem Krieg ausgeschlossen.

Update, 22.13 Uhr: Olaf Scholz verteidigt lange Zurückhaltung bei Waffenlieferungen

Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) hat den Vorwurf zurückgewiesen, Deutschland habe mit der Lieferung von Waffen an die Ukraine zu lange gewartet.

"Das sieht niemand so", sagte Scholz am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner". Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine wäre es aber falsch gewesen, den restriktiven Kurs Deutschlands bei Lieferungen in Kriegsgebiete dort fortzusetzen. Ziel müsse jetzt eine Waffenruhe sein und der Rückzug der russischen Truppen.

Richtig sei es, weiter mit Sanktionen Druck zu machen und Spielräume für Diplomatie zu erhalten.

Laut Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) muss eine Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine angestrebt werden.
Laut Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) muss eine Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine angestrebt werden.  © Michele Tantussi/REUTERS/POOL/dpa

Update, 22.05 Uhr: Joe Biden empfängt finnischen Präsidenten im Weißen Haus

US-Präsident Joe Biden (79) empfängt am Freitag Finnlands Präsidenten Sauli Niinistö (73) im Weißen Haus in Washington. Das kündigte die Sprecherin der US-Regierungszentrale, Jen Psaki, am Donnerstag an.

Psaki sagte, die beiden hätten zuletzt Mitte Dezember und Mitte Januar telefoniert. Thema ihres Treffens sei unter anderem die Beziehung beider Länder im Verteidigungsbereich, die sehr stark sei und die enge Partnerschaft Finnlands mit der Nato ergänze. Im Zentrum des Treffens dürfte der russische Angriff auf die Ukraine stehen.

Finnland ist der EU-Staat mit der längsten Landesgrenze zu Russland. Das Land ist kein Nato-Mitglied, aber enger Partner des Militärbündnisses. Finnland gilt auch als wichtiges Bindeglied im sehr angespannten Verhältnis zwischen der Europäischen Union und dem Kreml, Niinistö wird manchmal als eine Art Putin-Versteher beschrieben.

Update, 22.02 Uhr: Russland von China nicht um Verlegung der Invasion nach Olympia gebeten

China hat Russland nach eigenen Angaben nicht um eine Verschiebung der Invasion in der Ukraine bis nach den Olympischen Winterspielen in Peking gebeten.

Außenamtssprecher Wang Wenbin (50) nannte einen entsprechenden Bericht der "New York Times" am Donnerstag vor der Presse in Peking "falsche Nachrichten": "Eine solche Methode, die Aufmerksamkeit abzulenken und Schuld zuzuweisen, ist verabscheuungswürdig." Der Sprecher wiederholte Beschuldigungen, wonach die Nato-Erweiterung Ursache des Konflikts sei. "Jene, die das Problem schaffen, sollten auch diejenigen sein, die es lösen."

Die "New York Times" bezog sich auf einen "westlichen Geheimdienstbericht".

Danach habe ein hoher chinesischer Offizieller einem russischen Konterpart Anfang Februar gesagt, nicht vor dem Ende der Winterspiele in der Ukraine einzumarschieren, wie ein hoher US-Regierungsbeamter und ein europäischer Beamter berichtet hätten. Tatsächlich marschierte Russland erst nach der Schlussfeier am 20. Februar in die Ukraine ein.

Update, 21.39 Uhr: 33 Tote bei Luftangriff auf Tschernihiw

Bei einem Luftangriff auf die nordostukrainische Großstadt Tschernihiw sind am Donnerstag nach ukrainischen Behördenangaben mindestens 33 Menschen getötet worden.

Es habe zudem 18 Verletzte gegeben, teilte der Berater des Innenministeriums, Anton Heraschtschenko, auf Telegram mit.

"Die Rettungsarbeiten waren wegen starken Beschusses vorübergehend ausgesetzt worden", hieß es vom Rettungsdienst. In einem Video ist zu sehen, wie Feuerwehrleute einen Wohnblock löschten. Teile der Gebäude wurden zerstört, Fenster aus der Verankerung gerissen. Ein Innenhof glich einem Trümmerfeld.

Die Stadt liegt unweit der belarussischen Grenze und wird ukrainischen Angaben zufolge von russischen Truppen umlagert. Am Donnerstag vergangener Woche hatte Russlands Präsident Wladimir Putin den Befehl zum Angriff auf die Ukraine gegeben. Seither sind nach UN-Schätzung bereits mehr als 240 Zivilisten getötet worden.

Update, 21.35 Uhr: Antony Blinken wendet sich an Menschen in Ukraine: Sie inspirieren die Welt

US-Außenminister Antony Blinken (59) hat sich mit einer Botschaft der Solidarität direkt an die Menschen in der Ukraine gewandt.

"Lassen Sie mich einfach sagen, dass Sie die Welt inspirieren", sagte Blinken am Donnerstag in einem auf Twitter veröffentlichtem Video mit ukrainischen Untertiteln. Die Welt sehe den "unglaublichen Mut", die "Unverwüstlichkeit" und "Entschlossenheit" der Ukrainerinnen und Ukrainer angesichts des russischen Angriffskriegs.

"Sie erneuern unseren Glauben an die Demokratie, an die Freiheit, an die Fähigkeit des Friedens, über die Aggression zu triumphieren, an die Fähigkeit des Guten, über das Böse zu triumphieren", sagte Blinken weiter. In dem Video sind neben Blinken unter anderem Fotos von Protesten auf der ganzen Welt gegen den Krieg zu sehen.

Update, 21.30 Uhr: Olaf Scholz will Modernisierungspolitik trotz Rüstungsausgaben forcieren

Die Ampel-Koalition wird ihre Reformversprechen nach Aussage von Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) trotz der zusätzlichen Milliardenausgaben für die Bundeswehr erfüllen.

"Wir werden die Modernisierungspolitik, die Politik für mehr Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft, für die ökologische Transformation nicht aufgeben, sondern forcieren", sagte Scholz am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner".

Aber es gelte nun, Aufgaben zu schultern, "die damit verbunden sind, dass die Welt nun gerade auf eine sehr dramatische Weise erheblich unfriedlicher geworden ist und dass wir mit einer Politik, die auf Frieden ausgerichtet ist, aber auch auf eigener Stärke beruht, versuchen müssen, genau diesen Frieden zu sichern".

Scholz verwies darauf, dass 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr über das von ihm angekündigte Sondervermögen zusätzlich als Kredit aufgenommen würden. "Und das bedeutet aber umgekehrt auch, dass wir all die Vorhaben, die wir für ein besseres Zusammenleben in Deutschland, für den Fortschritt, für mehr Gerechtigkeit in den Koalitionsvertrag geschrieben haben, für mehr Bildung, dass wir alle diese Vorhaben gleichwohl verfolgen können und auch wollen", sagte Scholz.

Titelfoto: Maxim Guchek/BelTA/AP/dpa

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