Ukraine-Krieg, Tag 44: Über 130 erschossene Zivilisten in Makariw bei Kiew

Ukraine - Seit 44 Tagen tobt nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine bereits Krieg. Nach dem Entsetzen über den Tod von Zivilisten in Butscha berichtet Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) von neuen Gräueltaten. EU-Kommissionchefin Ursula von der Leyen (63) reist nach Kiew. Alle aktuellen Entwicklungen aus dem Krisengebiet im TAG24-Liveticker.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) hat von Gräueltaten russischer Truppen berichtet.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) hat von Gräueltaten russischer Truppen berichtet.  © Uncredited/Pressebüro des ukrainischen Präsidenten via AP/dpa

Als Reaktion auf das Massaker in Butscha haben die EU-Mitgliedsstaaten am Donnerstag weitere Sanktionen gegen Russland beschlossen. Darunter sind ein Importverbot für Kohle sowie neue Handelsbeschränkungen und ein weitgehendes Einlaufverbot für russische Schiffe in EU-Häfen.

Es ist ein Vorgehen, das Selenskyj zwar begrüßte, gleichzeitig hat der ukrainische Präsident allerdings auch die Forderung erneut, sein Land im erbitterten Kampf gegen die russischen Angreifer mit weiteren Waffen zu unterstützen, "mit denen wir auf dem Schlachtfeld gewinnen können". Dies werde die stärkste Sanktion gegen Russland sein, erklärte der 44-Jährige in seiner täglichen Videobotschaft.

Zugleich berichtete Selenskyj von Gräueltaten russischer Truppen in der Kleinstadt Borodjanka, die noch "viel schrecklicher" seien als in Butscha.

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Die Geschehnisse des gestrigen Tages könnt Ihr im TAG24-Ticker (7. April) nachlesen. Alle aktuellen Entwicklungen im Zuge des Krieges in der Ukraine am heutigen Freitag, den 8. April, gibt es wie gewohnt hier in unserem Liveticker.

22.30 Uhr: Ukrainische Ombudsfrau berichtet von Vergewaltigungen Minderjähriger

Die Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Ljudmyla Denissowa (61), hat russischen Soldaten Vergewaltigungen Minderjähriger vorgeworfen.

Ein 14 Jahre altes Mädchen aus dem Kiewer Vorort Butscha sei von fünf verschiedenen Männern missbraucht worden und jetzt schwanger, schrieb Denissowa am Freitag auf Facebook.

Auch ein ebenfalls aus Butscha stammender elfjähriger Junge sei vergewaltigt worden – während seine Mutter an einen Stuhl gefesselt habe zusehen müssen.

Die Angaben konnten zunächst nicht überprüft werden. Denissowa appellierte an die Vereinten Nationen, diese und andere Kriegsverbrechen zu untersuchen.

21.47 Uhr: Neues EU-Sanktionspaket gegen Russland in Kraft

Die neuen EU-Sanktionen gegen Russland sind in Kraft.

Die entsprechenden Rechtsakte wurden am Freitag im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht.

Zuvor hatten die EU-Staaten einen Vorschlag der EU-Kommission für ein fünftes Sanktionspaket seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine verabschiedet. Es sieht einen Importstopp für Kohle, Holz und Wodka und zahlreiche weitere Strafmaßnahmen vor. Für das Kohle-Embargo gilt eine Übergangszeit von 120 Tagen.

Ebenso Teil des Sanktionspakets ist ein vollständiges Transaktionsverbot zulasten vier wichtiger russischer Banken, zu denen die zweitgrößte russische Bank VTB zählt. Auch soll Schiffen unter russischer Flagge das Einlaufen in EU-Häfen verboten werden. Ausnahmen soll es etwa für die Lieferung von Lebensmitteln, humanitärer Hilfe sowie von Energie geben.

20.30 Uhr: Selenskyj fordert von EU härtere Sanktionen gegen Russland

Bei einem Besuch von EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen (63) und dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell (74) in Kiew hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) einmal mehr härtere Sanktionen gegen Russland gefordert.

"Denn anders will Russland niemanden und nichts verstehen", betonte er am Freitag vor Journalisten in Kiew. Der 44-Jährige sagte, er sei zwar dankbar für das kürzliche beschlossene fünfte Sanktionspaket, doch sei das angesichts der russischen Aggression zu wenig.

19.53 Uhr: Über 130 erschossene Zivilisten in Makariw bei Kiew

Unweit der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind im Ort Makariw nach Angaben des Bürgermeisters 132 Zivilisten erschossen aufgefunden worden.

Die meisten Toten seien in Massengräbern entdeckt worden, sagte Wadym Tokar am Freitag im ukrainischen Fernsehen. Tokar machte für das Verbrechen russische Soldaten verantwortlich, die mehrere Orte in der Region bis vor kurzem besetzt hatten.

Die Angaben konnten zunächst nicht überprüft werden.

Unweit der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind im Ort Makariw nach Angaben des Bürgermeisters 132 Zivilisten erschossen aufgefunden worden.
Unweit der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind im Ort Makariw nach Angaben des Bürgermeisters 132 Zivilisten erschossen aufgefunden worden.  © Efrem Lukatsky/AP/dpa

19.51 Uhr: Österreichs Kanzler nach Kiew aufgebrochen

Als weiterer Spitzenpolitiker der EU hat sich Österreichs Kanzler Karl Nehammer (49) auf den Weg nach Kiew gemacht.

Wie das Bundeskanzleramt in Wien berichtete, brach der Regierungschef mit seiner Delegation am Freitagabend in die Ukraine auf.

Am Samstag seien ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (44) sowie ein Besuch in Butscha geplant. Der Ort war Schauplatz eines Massakers an Zivilisten. Außerdem will Nehammer den Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko (50) treffen.

Österreichs Kanzler Karl Nehammer (49).
Österreichs Kanzler Karl Nehammer (49).  © Robert Jaeger/APA/dpa

19.11 Uhr: Rund 700 Tote in ukrainischer Stadt Tschernihiw

In den vergangenen Wochen der russischen Belagerung sind in der nordukrainischen Stadt Tschernihiw nach Angaben des Bürgermeisters etwa 700 Menschen getötet worden.

Mindestens 40 weitere würden vermisst, sagte Wladyslaw Atroschenko am Freitag nach Angaen der Agentur Unian.

Von den mehr als 285.000 Einwohnern, die Tschernihiw einst zählte, seien mittlerweile nur noch maximal 95.000 übrig.

In den vergangenen Wochen der russischen Belagerung sind in der nordukrainischen Stadt Tschernihiw etwa 700 Menschen getötet worden.
In den vergangenen Wochen der russischen Belagerung sind in der nordukrainischen Stadt Tschernihiw etwa 700 Menschen getötet worden.  © Evgeniy Maloletka/AP/dpa

17.32 Uhr: Scholz äußert sich zurückhaltend zu Lieferung von Panzern an Ukraine

Kanzler Olaf Scholz (63) hat sich zurückhaltend zu einer Lieferung von Panzern aus deutschen Beständen an die Ukraine geäußert.

"Es ist so, dass wir uns bemühen, die Waffen zu liefern, die hilfreich sind und gut eingesetzt werden können. Das haben wir in der Vergangenheit gemacht, das werden wir auch weiter tun", sagte Scholz am Freitag.

Das seien vor allem Panzerabwehr- und Luftabwehrwaffen und Munition gewesen. "Und die Erfolge, die die ukrainische Armee erzielt hat bisher, zeigen ja, dass das besonders effektvolle Waffen sind, die wir geliefert haben."

Er sei aber der Meinung, dass man immer schauen müsse, "was kann wirksam eingesetzt werden. Die Fragen lassen sich nur sehr fachlich beantworten".

Bundeskanzler Olaf Scholz (63).
Bundeskanzler Olaf Scholz (63).  © Michael Kappeler/dpa

17.31 Uhr: Finnland weist zwei russische Diplomaten aus

Finnland weist zwei Mitglieder des russischen Botschaftspersonals in Helsinki aus.

Sie haben nun 14 Tage Zeit, das nordische EU-Land zu verlassen.

Außerdem wurde einem Botschaftsmitarbeiter die Verlängerung seines Visums verweigert.

17.09 Uhr: Scholz hält westliche Sanktionen gegen Russland für "hochwirksam"

Kanzler Olaf Scholz (63) hält die westlichen Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine für "hochwirksam".

Mit dem Einfrieren von Vermögenswerten werde auch die Moskauer "Machtclique" getroffen, sagte der SPD-Politiker am Freitag nach einem Treffen mit dem britischen Premierminister Boris Johnson (57) in London.

Scholz kündigte an, Deutschland werde weiter kontinuierlich Waffen an die Ukraine liefern, um den Abwehrkampf gegen die russischen Invasion zu stärken.

Kanzler Olaf Scholz (63).
Kanzler Olaf Scholz (63).  © Michael Kappeler/dpa

17.08 Uhr: Von der Leyen besucht Butscha nach Bekanntwerden von Kriegsverbrechen

Als erste westliche Spitzenpolitikerin hat sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (63) nach Bekanntwerden von Kriegsverbrechen im Kiewer Vorort Butscha ein Bild von der Lage gemacht.

Die deutsche Politikerin sah sich dort am Freitag unter anderem 20 exhumierte Leichen aus einem Massengrab an und entzündete in einer Kirche Kerzen für die Opfer des Massakers.

Titelfoto: Efrem Lukatsky/AP/dpa

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