Ukraine-Krieg, Tag 23: Vitali Klitschko wirft Russland Lügen vor

Kiew (Ukraine) - Es läuft Tag 23 des Angriffskrieges, den der russische Präsident Wladimir Putin (69) gegen die Ukraine entfesselt hat. Friedensverhandlungen sind im Gange, bisher allerdings erfolglos. TAG24 berichtet über die aktuellen Ereignisse.

Trümmer und Tote: Der Krieg in der Ukraine dauert nun bereits mehrere Wochen an. Ein Ende ist trotz Verhandlungen derzeit nicht in Sicht.
Trümmer und Tote: Der Krieg in der Ukraine dauert nun bereits mehrere Wochen an. Ein Ende ist trotz Verhandlungen derzeit nicht in Sicht.  © Uncredited/Azov Battalion/AP/dpa

Die Ukraine hält nach Angaben ihrer politischen Führung auch drei Wochen nach Kriegsbeginn noch jene Gebiete des Landes unter Kontrolle, in die russische Truppen vorzudringen versuchen und die strategisch teils von erheblicher Bedeutung sind.

Wolodymyr Selenskyj (44) wandte sich in seiner Ansprache dabei vor allem an die Menschen in Mariupol, Charkiw und Tschernihiw, deren Städte von Russland belagert werden und dabei schweren Schaden genommen haben. Die Bewohner würden nicht im Stich gelassen, versicherte der Präsident.

In Berlin betonte Olaf Scholz (63, SPD) indes, allein Wladimir Putin (69) sei für den folgenschweren Angriff verantwortlich, nicht das russische Volk. Man dürfe laut dem Bundeskanzler deshalb Russland nicht einfach nur mit dem 69-Jährigen gleichsetzen.

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Der Krieg in Osteuropa wird derweil am heutigen Freitag die internationale Politik beschäftigen.

Wer die Geschehnisse und Aussagen des Donnerstags noch einmal nachverfolgen möchte, kann dies hier tun. Alle aktuellen Entwicklungen im Zuge des Krieges in der Ukraine am heutigen Tag gibt es in unserem Liveticker.

22.57 Uhr: Vitali Klitschko wirft Russland Lügen vor

Der frühere Box-Weltmeister und heutige Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, wirft Russland Lügen vor. "Es ist eine Lüge der Russischen Föderation zu behaupten, dass sie nur militärische Ziele angreifen", sagte Klitschko am Freitag im Gespräch mit "Bild".

Vielmehr griffen die Russen die ukrainischen Städte an. "Städte wie Irpin, Butscha oder Borodjanka gibt es nicht mehr."

Aus Sicht Klitschkos sei es inzwischen Ziel des russischen Militärs, so viele Zivilisten wie nur möglich zu töten. "Nach solchen Angriffen kann man Russen nur Faschisten nennen, weil sie Frauen, Kinder und Zivilisten umbringen. Die Bilder sprechen für sich."

Klitschko unterstrich einmal mehr die Bereitschaft der Bürger Kiews, ihre Hauptstadt zu verteidigen. Die Mehrheit der Männer sei in der Stadt geblieben, weil dies ihre Heimat sei, in der ihre Verwandten und Familien lebten. Ihre Motivation dabei: "Wir werden unsere Stadt, unsere Familie und unsere Zukunft verteidigen."

An die Adresse der Gegner forderte Klitschko: "Russen raus aus der Ukraine!" Der sinnlose Krieg müsse gestoppt werden.

Vitali Klitschko ist Bürgermeister von Kiew.
Vitali Klitschko ist Bürgermeister von Kiew.  © Efrem Lukatsky/AP/dpa

20.24 Uhr: Ukraine kann auf internationalen Solidaritätsfonds hoffen

Die Ukraine kann auf die Einrichtung eines internationalen Solidaritätsfonds hoffen. Wie EU-Ratspräsident Charles Michel am Freitagabend mitteilte, hat er über die mögliche Schaffung eines solchen Hilfsinstruments mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gesprochen.

Dieses würde Liquidität für die weitere Unterstützung bereitstellen und nach dem Kriegsende langfristig als Rückgrat für den Wiederaufbau einer freien und demokratischen Ukraine dienen, erklärte der Belgier. Partner könnten demnach über eine internationale Geberkonferenz zu dem Fonds beitragen.

19.30 Uhr: Russland weiter zurückhaltend zu möglichem Präsidententreffen

Russlands Ukraine-Verhandlungsführer Wladimir Medinski hält ein Treffen der Präsidenten der beiden Länder zur Lösung der Krise erst bei Vorliegen eines fertigen Vertrags für wahrscheinlich. Zunächst müssten die Delegationen den Text vereinbaren und die Regierungen dem Vertrag zustimmen, sagte er am Freitag der Agentur Interfax zufolge.

"Erst dann macht es Sinn, über einen Gipfel der Staatschefs zu sprechen." Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte wiederholt ein Treffen mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin angeboten. Moskau reagierte darauf stets zurückhaltend.

Zu den Verhandlungen der Delegationen beider Seiten sagte Medinski, man habe sich in der "Schlüsselfrage" einer möglichen Neutralität oder Nato-Mitgliedschaft der Ukraine angenähert. Es gebe aber noch einige Punkte wie etwa Sicherheitsgarantien für die Ukraine. In der Frage einer möglichen "Entmilitarisierung" der Ukraine sei man "irgendwo in der Mitte". Details wolle und dürfe er nicht nennen.

18.36 Uhr: Russland bestätigt Angriff auf Flugplatz nahe westukrainischem Lwiw

Die russische Armee setzt nach eigenen Angaben ihre Angriffe auf militärische Ziele in der Ukraine fort. Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte am Freitagabend eine Offensive auf den Flugplatz nahe der westukrainischen Großstadt Lwiw (Lemberg). Dort seien ukrainische Kampfflugzeuge abgestellt gewesen.

Zudem sei eine Werkstatt zerstört worden, sagte Sprecher Igor Konaschenko. Der Bürgermeister der Stadt nahe der EU-Außengrenze, Andrij Sadowij, hatte am Morgen von mehreren Raketeneinschlägen berichtet. Der Flughafen selbst sei nicht getroffen.

In Lwiw (Lemberg) haben sich am Morgen heftige Explosionen ereignet.
In Lwiw (Lemberg) haben sich am Morgen heftige Explosionen ereignet.  © --/kyodo/dpa

18.33 Uhr: Putin und Macron telefonieren erneut

Russlands Präsident Wladimir Putin hat erneut mit seinem französischen Kollegen Emmanuel Macron telefoniert. Das teilte der Kreml am Freitagabend in Moskau mit.

Bei dem Gespräch sei es um die Lage im Kriegsgebiet Ukraine gegangen. Putin versicherte demnach, dass die russischen Streitkräfte alles unternehmen würden, "um das Leben von Zivilisten zu retten". Die Ukraine wirft Moskau auch den gezielten Beschuss von ziviler Infrastruktur vor.

18.03 Uhr: Federer spendet halbe Million US-Dollar für ukrainische Kinder

Der Tennis-Superstar Roger Federer (40) will die ukrainischen Opfer des russischen Angriffskriegs finanziell unterstützen.

Über seine Stiftung solle eine halbe Million US-Dollar an die Organisation War Child Holland gehen, um ukrainischen Kinder den Zugang zu Schulunterricht zu ermöglichen, teilte der Schweizer auf Twitter.

"Meine Familie und ich sind von den Bildern aus der Ukraine geschockt und untröstlich wegen der unschuldigen Menschen, die so fürchterlich betroffen sind", schrieb der 20-malige Grand-Slam-Sieger. "Wir stehen für Frieden."

17.43 Uhr: Litauen fordert neue Verteidigungsstrategie für Nato-Ostflanke

Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis (40) hat in Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine eine neue Strategie zum Schutz des östlichen Nato-Bündnisgebietes gefordert.

"Die gesamte Verteidigung der Ostflanke muss strategisch neu geschrieben werden", sagte er der Agentur BNS zufolge am Freitag in Vilnius. "Wir hoffen auf eine schnelle Lösung." Russland habe alle roten Linien überschritten, sagte der Chefdiplomat des baltischen EU- und Nato-Landes.

Litauen grenzt an die russische Exklave Kaliningrad sowie an Russlands Verbündeten Belarus. Das Baltenstaat ist wegen des russischen Vorgehens in der Ukraine um seine Sicherheit besorgt.

Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis (40) hofft auf eine schnelle Lösung.
Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis (40) hofft auf eine schnelle Lösung.  © Mindaugas Kulbis/AP/dpa

17.12 Uhr: Twitter sperrt russischen Vize-UN-Botschafter

Twitter hat nach Angaben des stellvertretenden russischen UN-Botschafters dessen Konto wegen missbräuchlicher Benutzung im Zuge des Ukraine-Krieges gesperrt.

Bei der Sperrung geht es Dmitri Poljanski (35) zufolge um einen seiner Tweets in der vergangenen Woche, in dem er UN-Generalsekretär António Guterres (72) vorwirft, Falschinformationen zu verbreiten. Guterres hatte mitgeteilt, dass ein von Russland angegriffenes Gebäude in der ukrainischen Stadt Mariupol als Krankenhaus genutzt wurde.

Moskau behauptet entgegen den UN-Informationen, dass die Geburtsklinik für militärische Zwecke umfunktioniert wurde. Poljanskis Twitterkonto gilt unter westlichen Diplomaten als russische Propagandaschleuder.

17.04 Uhr: Noch Hunderte unter Trümmern in Mariupol vermutet

Zwei Tage nach dem schweren Bombenangriff auf ein Theater in der belagerten ukrainischen Hafenstadt Mariupol sind nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) noch immer Hunderte Menschen unter den Trümmern begraben.

In einer Videobotschaft aus Kiew versicherte das Staatsoberhaupt am Freitag: "Trotz des Beschusses, trotz aller Schwierigkeiten werden wir die Rettungsarbeiten fortsetzen." Am Donnerstag seien 130 Menschen lebend aus dem Gebäude gerettet worden.

Zum Schicksal der Verschütteten gibt es kaum Informationen. Der Parlamentsabgeordnete Serhij Taruta (66) schrieb bei Facebook, es sei noch unklar, wie viele Menschen verletzt oder getötet worden seien. Auch Retter und Bergungskräfte hätten unter Angriffen gelitten. "Viele Ärzte wurden getötet." Das Gebäude wurde ukrainischen Angaben zufolge durch einen gezielten russischen Bombenabwurf weitgehend zerstört. Russland macht ukrainische Nationalisten verantwortlich.

16.51 Uhr: Baltenstaaten weisen russische Diplomaten aus

Die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen haben insgesamt zehn russische Diplomaten zu unerwünschten Personen erklärt und des Landes verwiesen.

Auf Aufforderung der Außenministerien in Tallinn, Riga und Vilnius müssen die Mitarbeiter der russischen Botschaften in den Hauptstädten der drei EU- und Nato-Staaten binnen weniger Tage das jeweilige Land verlassen. Begründet wurden die Ausweisungen am Freitag jeweils mit Aktivitäten, die "nicht mit ihrem diplomatischen Status vereinbar" seien. Die Entscheidung sei zudem Ausdruck der Solidarität mit der von Russland angegriffenen Ukraine, hieß es in den Mitteilungen.

Titelfoto: Efrem Lukatsky/AP/dpa

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