Ukraine-Krieg im Liveticker: Scholz telefoniert mit Staatschefs zur internationalen Lage

Ukraine - Seit rund einem halben Jahr führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Der ukrainische Präsident Selenskyj (44) schwört sein Land kurz vor dem Unabhängigkeitstag auf einen harten Kampf für den Sieg gegen Russland ein. Der Sonntag ist der 179. Tag seit Beginn der Invasion. Alle aktuellen Entwicklungen gibt es im TAG24-Liveticker.

Ein Mann steht steht vor seinem Haus in Awdijiwka in der Donbass-Region. Dort setzt Russland seine täglichen Angriffe fort.
Ein Mann steht steht vor seinem Haus in Awdijiwka in der Donbass-Region. Dort setzt Russland seine täglichen Angriffe fort.  © Daniel Carde/ZUMA Press Wire/dpa

Selenskyj hat seine Landsleute mit Blick auf fast ein halbes Jahr Kampf gegen die russische Invasion zum Zusammenhalt aufgerufen. "Für den Sieg der Ukraine müssen wir kämpfen, es gibt noch viel zu tun, wir müssen standhalten und noch viel ertragen, leider auch viel Schmerz", sagte er in einer am Samstagabend verbreiteten Videobotschaft.

In der kommenden Woche, am 24. August, feiert das Land seinen Unabhängigkeitstag.

Selenskyj warnte, dass Russland den Unabhängigkeitstag für besondere Brutalität nutzen könnte. "So ist unser Feind. Schon in jeder anderen Woche dieses halben Jahres hat Russland so etwas Ekelhaftes und Grausames ständig getan", sagte er.

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Unter anderem verwies er auf den "russischen Terror" im Gebiet Charkiw und im Donbass, wo es täglich Raketen- und Artillerieangriffe gibt.

Der Staatschef sagte auch, dass er in Kiew nächste Woche Besuch von Partnern erwarte. "Der Krieg hat alles verändert für die Ukraine, für Europa und für die Welt." Ziel Russlands sei es, das Land zu erniedrigen und Angst und Konflikt zu verbreiten.

TAG24 berichtet im Liveticker über das aktuelle Geschehen.

21. August, 20.37 Uhr: Russische Angriffe im Osten und Süden abgewehrt

Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge mehrere russische Angriffe im Osten und Süden des Landes abgewehrt.

So seien russische Vorstöße etwa im östlichen Gebiet Donezk in Richtung der Städte Slowjansk, Kramatorsk und Awdijiwka zurückgeschlagen worden, teilte der ukrainische Generalstab am Sonntagabend mit. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht.

Ein Abgeordneter der südlichen Region Cherson berichtete, den Ukrainern sei bei einer Gegenoffensive am Samstag die Zerstörung eines russischen Munitionslagers gelungen. Die russische Seite, die Teile Chersons besetzt hat, teilte hingegen lediglich mit, die eigene Luftabwehr habe am Wochenende mehrere ukrainische Angriffe abgewehrt.

21. August, 19.43 Uhr: Olaf Scholz telefoniert mit Biden, Macron und Johnson

Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) hat am Sonntag mit US-Präsident Joe Biden, Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und dem britischen Premierminister Boris Johnson telefoniert.

Sie seien sich einig gewesen, "dass die Unterstützung der Ukraine in der Abwehr der russischen Aggression nachhaltig fortgesetzt werde", teilte der deutsche Regierungssprecher Steffen Hebestreit mit. Mit Blick auf die Lage am von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja forderten die Staats- und Regierungschefs demnach militärische Zurückhaltung in dessen Umgebung und einen raschen Besuch vor Ort durch die Internationale Atomenergie-Organisation.

Bei ihrem Austausch zur internationalen Lage besprachen sie laut Hebestreit auch die Lage im Mittleren Osten, "unter anderem die Verhandlungen zum Nuklearabkommen mit dem Iran als auch dessen Verhalten in der Region".

Bundeskanzler Scholz verständigte sich telefonisch mit Boris Johnson (58), Joe Biden (79) und Emanuel Macron (44).
Bundeskanzler Scholz verständigte sich telefonisch mit Boris Johnson (58), Joe Biden (79) und Emanuel Macron (44).  © Kay Nietfeld/dpa

21. August, 15.33 Uhr: Scholz: Putin darf nicht Staaten erobern und Grenzen neu ziehen

Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) will auch nach fast einem halben Jahr der russischen Invasion in die Ukraine sicherstellen, "dass es keine Eskalation des Krieges gibt".

Das sagte er am Sonntag bei einem Bürgerdialog im Kanzleramt zum Tag der offenen Tür der Bundesregierung. Der russische Präsident Wladimir Putin habe diesen Krieg schon lange vor Beginn der Invasion geplant, fügte er hinzu.

"Dies ist ein Krieg den Putin, den Russland, begonnen hat, und zwar ganz klar mit der Absicht, sein Nachbarland zu erobern - ich glaube, das war das ursprüngliche Ziel", entgegnete Scholz einer Bürgerin. Sie hatte nach einer Strategie für die Beendigung des Krieges gefragt. Aktuell gehe es Russland um Gebietsgewinne im Osten der Ukraine, sagte Scholz. Doch es sei nicht einmal sicher, dass es dabei bleiben würde. Nachgeben sei da keine vernünftige Strategie.

"Putin hat eigentlich die Idee, man zieht einen Filzstift einmal durch die europäische Landschaft, und dann sagt man, das ist meins und das ist deins", sagte der Kanzler. Er fügte hinzu: "So geht das nicht".

21. August, 15.27 Uhr: Klitschko warnt vor nuklearer Katastrophe durch Kämpfe um Kraftwerk

Der frühere Boxweltmeister im Schwergewicht, Wladimir Klitschko (46), hat vor einer nuklearen Katastrophe durch Kämpfe um das ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja gewarnt.

"Die Welt muss sich im Klaren sein, dass, wenn es in die Luft fliegt, es ein Fukushima oder Tschernobyl von vielfachem Ausmaß geben wird. Das darf nicht passieren", sagte der jüngere Bruder des Bürgermeisters von Kiew, Vitali Klitschko (51) am Sonntag dem Sender Times Radio.

Die Schusswechsel um das von russischen Invasionstruppen besetzte Kraftwerk dauerten weiter an, so Klitschko weiter. Zudem sei nicht klar, wie es den ukrainischen Experten gehe, die sich noch immer in dem Atomkraftwerk und in der Gewalt der Russen befänden. "Das bedroht die Welt", sagte Klitschko.

Zu der Möglichkeit von Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland sagte Klitschko, es müsse erst einen vollständigen Abzug russischer Truppen geben. "Wir kämpfen seit 2014 für unsere territoriale Integrität und dafür, ein Teil der freien Welt und der Europäischen Union sein zu dürfen", so der 46-Jährige.

Der ehemalige Boxprofi Wladimir Klitschko (46).
Der ehemalige Boxprofi Wladimir Klitschko (46).  © Beata Zawrzel/ZUMA Press Wire/dpa

21. August, 14.55 Uhr: Habeck warnt vor Einknicken vor Putin bei Nord Stream 2

Eine Öffnung der deutsch-russischen Gas-Pipeline Nord Stream 2 wäre aus Sicht von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (52, Grüne) ein Einknicken vor Putin (69).

Damit würde man indirekt sagen, Putin habe Recht, warnte Habeck am Sonntag beim Tag der offenen Tür in seinem Ministerium in Berlin. "Hat er aber nicht!"

Habeck war bei einer Diskussion mit Besuchern gefragt worden, welchen Unterschied es mache, ob Deutschland russisches Gas wie derzeit über die Pipeline Nord Stream 1 beziehe oder über Nord Stream 2. Die Pipeline Nord Stream 2 ist fertiggestellt, aber nicht in Betrieb genommen worden. Die Bundesregierung hatte das Genehmigungsverfahren dafür im Februar kurz vor dem russischen Angriff auf die Ukraine auf Eis gelegt.

Habeck erklärte, Russland drossele die Lieferungen über Nord Stream 1, obwohl die Leitung "vollständig operabel" sei. "Das heißt, die Annahme, dort könnte nicht mehr Gas durchgeschoben werden, ist russische Propaganda." Habeck warnte, Russland könne sich bei einer Inbetriebnahme von Nord Stream 2 ebenso wie nun bei Nord Stream 1 als unzuverlässig erweisen. "Und wenn er das Spiel mit uns da gewinnt, wer gibt uns die Garantie, dass er das mit Nord Stream 2 nicht ganz genauso macht?"

Robert Habeck (52, Grüne), Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz.
Robert Habeck (52, Grüne), Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz.  © Britta Pedersen/dpa

21. August, 12.49 Uhr: Ukraine weist Beteiligung an Autoexplosion bei Moskau zurück

Nach dem Tod der Tochter des russischen Ideologen Alexander Dugin bei einer Autoexplosion in der Nähe von Moskau hat der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak eine Beteiligung Kiews zurückgewiesen.

"Die Ukraine hat natürlich mit der gestrigen Explosion nichts zu tun, weil wir kein krimineller Staat sind - wie die Russische Föderation - und schon gar kein Terrorstaat", sagte Podoljak dem Internetportal Ukrajinska Prawda zufolge bei einem Fernsehauftritt am Sonntag.

21. August, 12.02 Uhr: Tochter von rechtem Ideologen Dugin bei Autoexplosion getötet

Bei einem mutmaßlichen Mordanschlag in der Nähe von Moskau ist nach Angaben russischer Ermittler die Tochter des rechtsnationalistischen Ideologen Alexander Dugin getötet worden.

"Die Identität der Toten ist geklärt – es ist die Journalistin und Politologin Darja Dugina", teilte das nationale Ermittlungskomitee am Sonntag in Moskau mit. Die 29-Jährige galt als glühende Verfechterin des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Sie stand nach Berichten Moskauer Medien auf der Sanktionsliste Großbritanniens wegen der Verbreitung von Propaganda und Falschnachrichten über die von Putin befohlene Invasion.

Duginas Auto explodierte nach Angaben der Ermittler am Samstagabend während der Fahrt in einer Vorstadtsiedlung im Moskauer Gebiet. Die Ermittler veröffentlichten ein Video von der Arbeit der Experten vor Ort. Nach ersten Erkenntnissen war demnach an dem Fahrzeug ein Sprengsatz montiert, der detonierte. Es werde in verschiedene Richtungen ermittelt, hieß es von den Ermittlern. Sie ließ offen, ob der Mordanschlag dem Vater Duginas gegolten haben könnte.

Der Vater der Getöteten, der radikale Autor Dugin, wird von Medien und Autoren immer wieder als Einflüsterer oder als "Gehirn" Putins sowie als Ideengeber auch für den Angriff auf die Ukraine bezeichnet. Nach einem Bericht von Interfax hatten Dugin und seine Tochter am Samstag gemeinsam das patriotische Festival "Tradition" besucht. "Es war geplant, dass Vater und Tochter das Festival gemeinsam verlassen, Darja fuhr aber allein in dem Fahrzeug", so Interfax.

Unter russischen Nationalisten und prorussischen Kräften in der Ukraine löste der Anschlag Entsetzen aus. Einzelne Kommentatoren in der Ukraine bezweifelten, dass Kräfte des von Russland angegriffenen Landes derzeit in der Lage sind, ein solches Attentat auszuführen.

Bei dem mutmaßlichen Mordanschlag ist nach Angaben russischer Ermittler Daria Dugina (†29), die Tochter des rechtsnationalistischen Ideologen Alexander Dugin, getötet worden.
Bei dem mutmaßlichen Mordanschlag ist nach Angaben russischer Ermittler Daria Dugina (†29), die Tochter des rechtsnationalistischen Ideologen Alexander Dugin, getötet worden.  © Uncredited/Investigative Committee of Russia/AP/dpa

21. August, 8.31 Uhr: Selenskyj gratuliert Box-Weltmeister Usyk

Für Selenskyj (44) hat der Sieg seines Landsmannes und Schwergewichtsweltmeisters Alexander Usyk (35) auch eine hohe symbolische Wirkung.

"Schwieriger, aber so wichtiger und notwendiger Sieg! Die Verteidigung des Weltmeistertitels ist ein Symbol dafür, dass all diejenigen, die zu den Kosaken gehören, ihren Titel nicht aufgeben werden, sondern dafür kämpfen und auf jeden Fall gewinnen werden!", twitterte Selenskyj und gratulierte Usyk zu seinem Erfolg gegen den britischen Ex-Champion Anthony Joshua.

21. August, 7.35 Uhr: Boxer Usyk bleibt Vierfach-Weltmeister im Schwergewicht

Der ukrainische Profiboxer Alexander Usyk bleibt Vierfach-Weltmeister im Schwergewicht. Der 35-Jährige setzte sich in der Nacht zu Sonntag im Superdome von Dschidda in Saudi-Arabien zum zweiten Mal gegen den britischen Ex-Champion Anthony Joshua durch.

Usyk behält nach dem knappen Punkte-Urteil (115:113, 113:115, 116:112) seine Gürtel der Verbände WBA, IBF, WBO und IBO.

Für Usyk war das Duell mehr als nur ein Boxkampf, sondern es sollte seinen Landsleuten auch Hoffnung in einer dunklen Zeit des Krieges geben. Der Boxer hatte es ermöglicht, dass der WM-Kampf in der Ukraine kostenlos im Staatsfernsehen und im Livestream verfolgt werden konnte. Er war im von Russland gestarteten Angriffskrieg einen Monat lang selbst als Freiwilliger im Einsatz. Mehr dazu lest Ihr bei TAG24: Ukrainischer Boxer Usyk bleibt Vierfach-Weltmeister im Schwergewicht.

Alexander Usyk (35) jubelt nach dem Sieg.
Alexander Usyk (35) jubelt nach dem Sieg.  © Nick Potts/PA Wire/dpa

21. August, 7.30 Uhr: Russische Besatzer: Ukraine beschießt AKW Saporischschja

Das von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk (AKW) Saporischschja wurde nach Angaben der Besatzungsbehörden erneut von ukrainischen Streitkräften mit Artillerie angegriffen.

Kritische Objekte seien aber nicht getroffen worden, hieß es in einer am Samstag veröffentlichten Mitteilung der russischen Militärverwaltung in der Stadt Enerhodar, wo Europas größtes Kernkraftwerk steht.

Die Nato-Munition sei vom gegenüberliegenden Ufer des Dnipro-Flusses abgefeuert worden und auf dem Gelände des AKW eingeschlagen - in unmittelbarer Nähe eines Verwaltungsgebäudes, hieß es. Vier Geschosse seien registriert worden. "Kritische Objekte der Anlage sind nicht beschädigt."

Die Angaben waren von unabhängiger Seite nicht überprüfbar. Russland und die Ukraine werfen sich immer wieder gegenseitig vor, das Kernkraftwerk zu beschießen und Provokationen zu planen. Das mit sechs Reaktoren und einer Nettoleistung von 5700 Megawatt größte Atomkraftwerk Europas wurde von russischen Truppen Anfang März besetzt. Es ist für die Stromversorgung des Landes von strategischer Bedeutung.

Die Führung in Moskau und die Besatzungsbehörden in Saporischschja lehnen internationale Forderungen ab, das AKW wieder unter ukrainische Kontrolle zu geben. Gewarnt wird vor der Gefahr einer Atomkatastrophe.

Das Kernkraftwerk Saporischschja. Kiew und Moskau beschuldigen sich weiterhin gegenseitig, Europas größtes Kernkraftwerk zu beschießen.
Das Kernkraftwerk Saporischschja. Kiew und Moskau beschuldigen sich weiterhin gegenseitig, Europas größtes Kernkraftwerk zu beschießen.  © -/Maxar Technologies/AP/dpa

21. August, 7.28 Uhr: Russische Luftabwehr gegen Drohnen auf Schwarzmeer-Halbinsel Krim

Nach zahlreichen Berichten über abgeschossene Drohnen und Explosionen in Militärobjekten auf der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim sagte Selenskyj, dass sich dort eine Rückeroberung anbahne. "In diesem Jahr liegt es in der Luft und ist zu spüren, dass die Okkupation nur vorübergehend ist, die Ukraine zurückkehrt."

Russland hatte sich die Krim 2014 gegen internationalen Protest einverleibt. Am 23. August ist Selenskyj Gastgeber der zweiten internationalen Krim-Plattform, einer Konferenz, die die völkerrechtliche Zugehörigkeit der Halbinsel zur Ukraine untermauern soll. Per Video soll auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zugeschaltet werden.

Am Sitz der russischen Schwarzmeerflotte, in der Hafenstadt Sewastopol, war die Luftabwehr nach Behördenangaben auch am Samstagabend wieder aktiv. Am Morgen war am Führungsstab der Flotte den Angaben nach bereits eine ukrainische Drohne abgeschossen worden, deren brennende Teile im Dach des Gebäudes einschlugen.

Die Krim-Regierung meldete auch Einsätze der Luftabwehr im Westen der Halbinsel und forderte die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren. Die Flugobjekte seien klein und könnten kaum schweren Schaden anrichten, die Wirkung sei eher psychologisch, hieß es.

Titelfoto: Kay Nietfeld/dpa

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