Ukraine-Krieg, Tag 29: Chemiewaffen-Einsatz wäre laut Nato-Chef "inakzeptabel"

Kiew - Auch am 29. Tag nach dem russischen Einmarsch wird in der Ukraine weiter gekämpft. Die aktuelle Lage im TAG24-Liveticker.

Auch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew gehen die Kämpfe weiter. Dabei wurden die russischen Einheiten vorerst aufgehalten.
Auch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew gehen die Kämpfe weiter. Dabei wurden die russischen Einheiten vorerst aufgehalten.  © Alex Chan Tsz Yuk/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

Genau einen Monat nach dem Beginn des Krieges hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) die Menschen weltweit erneut zu Protesten "im Namen des Friedens" aufgerufen.

Der heutige Donnerstag soll derweil ein entscheidender Tag für das weitere Vorgehen der westlichen Länder werden. In Brüssel stehen Gipfeltreffen der Nato, der G7-Länder und der Europäischen Union an. Dazu ist sogar US-Präsident Joe Biden (79) nach Europa gekommen.

Die Kämpfe in der Ukraine gingen unterdessen mit unveränderter Härte weiter. Die russischen Einheiten greifen nach Angaben des ukrainischen Militärs weiter zahlreiche Städte und Gebiete an, sind aber bei Kiew am Vorrücken gehindert worden.

Ukraine-Krieg: Kiew evakuiert eilig zwei Krankenhäuser
Ukraine Ukraine-Krieg: Kiew evakuiert eilig zwei Krankenhäuser

Die Geschehnisse des gestrigen Tages gibt es zum Nachlesen im TAG24-Ticker vom Mittwoch. Alle aktuellen Entwicklungen im Zuge des Krieges in der Ukraine am heutigen Donnerstag gibt es in unserem Liveticker.

21.41 Uhr: Laut Gerhard Schröder ist der Krieg in Ukraine eine Konsequenz politischen Versagens

Aus Sicht des Altkanzlers Gerhard Schröder (77, SPD) hat "politisches Versagen" zum Ukraine-Krieg geführt.

Seit dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende der Bipolarität zwischen der Sowjetunion und den USA "haben wir keine Sicherheitsarchitektur geschaffen, die diese veränderte Situation widerspiegelt", sagte der SPD-Politiker am Donnerstag bei einer Konferenz im türkischen Kocaeli. "Und der Krieg in der Ukraine ist eine der Konsequenzen dieses politischen Versagens."

21.06 Uhr: Nato-Chef stellt klar, dass der Einsatz von Chemiewaffen in der Ukraine "inakzeptabel" wäre

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg (63) hat einen möglichen Einsatz von Chemiewaffen im Ukraine-Krieg als "absolut inakzeptabel" bezeichnet.

"Wenn chemische Waffen eingesetzt werden, das würde natürlich die Art des Konfliktes komplett verändern", sagte Stoltenberg am Donnerstagabend im ARD-"Brennpunkt" laut Übersetzung des Senders. "Es wäre absolut inakzeptabel. Und das würde weitreichende Konsequenzen haben", so der Norweger. Wie genau diese Konsequenzen aussehen könnten, erklärte er nicht.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg (63) warnt Russland: Chemiewaffen würden den Krieg "komplett verändern".
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg (63) warnt Russland: Chemiewaffen würden den Krieg "komplett verändern".  © Thibault Camus/AP/dpa

20.53 Uhr: Russland will See-Korridor für ausländische Schiffe einrichten

Für ausländische Schiffe in ukrainischen Häfen soll nach russischen Angaben von diesem Freitag an ein See-Korridor im Schwarzen Meer eingerichtet werden.

Die Schiffe sollten auf diesem Weg sicher ins offene Meer gelangen, teilte das russische Verteidigungsministerium am Donnerstag in Moskau mit. Der Sammelpunkt sei 20 Seemeilen südöstlich des Hafens Tschornomorsk im Gebiet Odessa, sagte der russische Generalmajor Michail Misinzew. Von dort aus könnten die Schiffe täglich von 6 Uhr MEZ bis 17 Uhr MEZ die Ukraine über einen 3 Seemeilen breiten und 80 Seemeilen langen Korridor in südwestliche Richtung verlassen. Misinzew warf der ukrainischen Marine vor, gegen die Regularien für die Ausbringung von Seeminen verstoßen und auch Schiffe beschossen zu haben.

20.44 Uhr: Laut Verteidigungsministerin Lambrecht wirken die Sanktionen gegen Russland

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (56, SPD) ist überzeugt davon, dass die Sanktionen westlicher Staaten gegen Russland wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine Wirkung zeigen.

"Die Sanktionen, die wir beschlossen haben, sie wirken. Sie machen deutlich, dass wir es ernst meinen - auch dann, wenn es die eigenen Länder betrifft", sagte die SPD-Politikerin am Donnerstagabend im ZDF. Mit dieser Geschlossenheit habe der russische Präsident Wladimir Putin nicht gerechnet, und damit natürlich auch nicht mit den schädlichen Auswirkungen bei sich im Land. Es sei nun auch sehr wichtig, zu verhandeln, wie man einen Waffenstillstand erreichen könne, um etwa humanitäre Lieferungen und Fluchtkorridore möglich zu machen. Das Gebot der Stunde sei: "Die Waffen müssen schweigen."

20.21 Uhr: CDU und SPD sind sich einig - Wirtschaft soll Putins Forderung nicht nachkommen

Die Parteichefs von SPD und CDU haben die Forderung Russlands, Gas-Lieferungen nur in Rubel zu zahlen, scharf kritisiert.

"Das ist ein Vertragsbruch", sagte CDU-Chef Friedrich Merz (66) am Donnerstag in einem Livestream des rbb-Inforadios. Gleichzeitig appellierten er und Lars Klingbeil (44, SPD) an die deutsche Wirtschaft, dieser Forderung des russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht nachzukommen.

"Die Verträge sind auf Euro- und Dollarbasis abgeschlossen worden, nicht auf Rubelbasis", sagte Merz. "Ich gehe davon aus und hoffe, dass die deutsche Wirtschaft und diejenigen, die diese Rechnungen bekommen, ein ganz hartes Nein sagen und dass keiner bereit ist, dieser Forderung nachzugeben." SPD-Co-Chef Klingbeil sagte: "Ich stimme da zu, was die Erwartungen an diejenigen angeht, die die Verträge abgeschlossen haben und die jetzt die Lieferung bekommen."

SPD-Co-Chef Lars Klingbeil (44, l.) und CDU-Chef Friedrich Merz (66) sind sich einig, dass Deutschland den russischen Forderungen nicht nachkommen sollte.
SPD-Co-Chef Lars Klingbeil (44, l.) und CDU-Chef Friedrich Merz (66) sind sich einig, dass Deutschland den russischen Forderungen nicht nachkommen sollte.  © Kay Nietfeld/dpa (2)

20 Uhr: Laut Biden arbeitet Putin auf das Auseinanderbrechen der Nato hin

Der russische Präsident Wladimir Putin strebt nach Überzeugung von US-Präsident Joe Biden ein Auseinanderbrechen der Nato an.

"Ich meine es todernst: Ich glaube, das war von Anfang an seine Absicht", sagte Biden am Donnerstag in Brüssel vor einem EU-Gipfel. "Er stünde lieber 30 unabhängigen Ländern gegenüber als 30 vereinten Ländern." Daher sei nichts von größerer Bedeutung, als die Einheit der Verbündeten in der Nato, der Europäischen Union und der Gruppe der sieben führenden demokratischen Wirtschaftsmächte (G7) aufrechtzuerhalten. "Es ist das Wichtigste, was wir tun können, um diesen Mann zu stoppen, von dem wir in unserem Land glauben, dass er bereits Kriegsverbrechen begangen hat."

19.43 Uhr: Moskau hält die Nato-Pläne für die Ostflanke für gefährlich und destabilisierend

Russland hat den Aufbau von vier weiteren multinationalen Gefechtsverbänden der Nato scharf kritisiert.

"Jedes Argument ist recht, um den gefährlichen und destabilisierenden Kräfteaufbau an der 'Ostflanke' zu rechtfertigen", sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, einer Mitteilung vom Donnerstag zufolge. "Die Militarisierung Europas gewinnt dank der Bemühungen des Bündnisses an Fahrt." Die Nato festige ihren antirussischen Kurs, sagte Sacharowa. Indem die Allianz der Ukraine weitere Rüstungsgüter zusage, "bestätigt das Bündnis sein Interesse an einer Fortsetzung der Feindseligkeiten."

19.31 Uhr: Unterstützung Russlands hätte laut Biden wirtschaftliche Folgen für China

US-Präsident Joe Biden (79) hat China bei einer Unterstützung Russlands im Krieg gegen die Ukraine vor wirtschaftlichen Konsequenzen gewarnt.

"China weiß, dass seine wirtschaftliche Zukunft viel enger mit dem Westen verbunden ist als mit Russland", sagte Biden am Donnerstag in Brüssel. Er nahm Bezug auf sein Gespräch mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping in der vergangenen Woche. Biden betonte zwar, dass er dem chinesischen Staatschef nicht gedroht habe. "Aber ich habe ihm klar gemacht, dass er die Konsequenzen verstehen muss, wenn er Russland hilft."

19.20 Uhr: Biden fordert Ausschluss Russlands aus der G20-Gruppe und langen Atem bei Sanktionen

Russland sollte wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine nach Ansicht von US-Präsident Joe Biden (79) aus der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer ausgeschlossen werden.

Das sei auch bei den Gipfeltreffen in Brüssel besprochen worden, sagte Biden am Donnerstag in der belgischen Hauptstadt. Falls es nicht zu einem Ausschluss Russlands kommen sollte, müsste zumindest auch die Ukraine in den G20-Kreis eingeladen werden, sagte Biden. Auf die Frage, ob er für einen Ausschluss Russlands aus der G20-Gruppe sei, sagte Biden: "Meine Antwort ist Ja".

Der US-Präsident hat außerdem an die westlichen Verbündeten appelliert, im Konflikt mit Kremlchef Wladimir Putin wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine einen langen Atem zu beweisen. Die Maßnahmen gegen Russland müssten aufrecht erhalten werden, sagte Biden am Donnerstag in Brüssel. "Nicht nur im nächsten Monat, dem folgenden Monat, sondern für den Rest des Jahres. Das ist es, was ihn stoppen wird." Es gehe um "das Verstärken des Schmerzes". Putin dürfe nicht denken, dass die Verbündeten innerhalb von ein, zwei Monaten auseinander dividiert würden. "Das Wichtigste ist, dass wir geeint bleiben."

19.11 Uhr: Russland beginnt mit Auszahlung finanzieller Hilfen an Bürger in der Ukraine

Die russischen Behörden haben nach eigenen Angaben in den von ihnen kontrollierten Gebieten in der Ukraine mit der Auszahlung von Hilfsgeldern an die Bevölkerung begonnen.

Das teilte das Zivilschutzministerium am Donnerstag in Moskau mit. Demnach werden Einmalzahlungen von 10.000 Rubel (rund 100 Euro) an besonders sozial bedürftige Bevölkerungsgruppen wie Rentner und Beschäftigte der öffentlichen Dienste geleistet, hieß es in der Mitteilung des Ministeriums. Russlands Krieg gegen die Ukraine dauert bereits einen Monat. Wo genau die Auszahlungen erfolgen, teilten die Behörden nicht mit.

Titelfoto: Thibault Camus/AP/dpa

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