Ukraine-Krieg, Tag 25: Schon zehn Millionen auf der Flucht, Russland immer brutaler

Kiew (Ukraine) - Auch am 25. Tag nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine geht der Krieg weiter. Dabei haben die Verteidiger jetzt unerwartete Unterstützung erhalten. Die aktuelle Lage im TAG24-Liveticker!

Der russische Angriffskrieg trifft immer wieder zivile Gebäude.
Der russische Angriffskrieg trifft immer wieder zivile Gebäude.  © Matthew Hatcher/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

Anscheinend haben belarussische Bahnarbeiter alle Gleise in die Ukraine unterbrochen. Die Sabotage soll russische Truppenbewegungen erschweren.

Nach ukrainischen Angaben sind die Verluste der Angreifer hoch. Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) sprach in der Nacht über Leichenberge.

Währenddessen kommen immer mehr Geflüchtete in Deutschland an. Forderungen nach besserer Koordinierung – und nach Schutz vor Menschenhändlern und Sexualstraftätern – werden lauter.

Hamburgs Bürgermeister Tschentscher überraschend nach Kiew gereist
Ukraine Hamburgs Bürgermeister Tschentscher überraschend nach Kiew gereist

Die Geschehnisse des gestrigen Tages gibt es zum Nachlesen im TAG24-Ticker vom Samstag. Alle aktuellen Entwicklungen im Zuge des Krieges in der Ukraine am heutigen Sonntag gibt es in unserem Liveticker.

22.12 Uhr: Ukraine: Mehr als 7000 Menschen aus umkämpften Gebieten herausgeholt

Aus von Russland belagerten Gebieten sind nach ukrainischen Angaben am Sonntag 7295 Menschen herausgebracht worden.

Vier von sieben humanitären Korridoren hätten funktioniert, sagte die ukrainische Vize-Regierungschefin Irina Wereschtschuk am Sonntag in einer Videobotschaft. Rund 4000 Menschen wurden demnach aus der umkämpften Hafenstadt Mariupol nach Saporischschja gebracht. Weitere Evakuierungen habe es in der Region Kiew gegeben.

21.47 Uhr: Russland: Ukrainische Truppen sollen Mariupol unbewaffnet verlassen

Russland fordert ukrainische Truppen in Mariupol auf, die Waffen niederzulegen und die besonders schwer von Kämpfen betroffene Hafenstadt am Montagvormittag zu verlassen.

Dazu solle zwischen 10 und 12 Uhr Moskauer Zeit (8 bis 10 Uhr MEZ) ein Korridor eingerichtet werden, teilte Generalmajor Michail Misinzew am Sonntag der russischen Staatsagentur Tass zufolge mit. Mehr dazu lest Ihr bei TAG24: "Russen-General stellt Ukraine Ultimatum: Kapitulation in Mariupol gefordert".

Russische Panzer fahren auf einer Straße am Stadtrand von Mariupol. Mariupol ist seit Wochen von russischen Truppen eingeschlossen. Die humanitäre Lage in der Stadt gilt als katastrophal, Hunderttausende Menschen harren unter schweren Bedingungen aus.
Russische Panzer fahren auf einer Straße am Stadtrand von Mariupol. Mariupol ist seit Wochen von russischen Truppen eingeschlossen. Die humanitäre Lage in der Stadt gilt als katastrophal, Hunderttausende Menschen harren unter schweren Bedingungen aus.  © Evgeniy Maloletka/AP/dpa

21.29 Uhr: Ukraine wirft Russland Brutalität vor - Zehn Millionen auf der Flucht

Kiew wirft der russischen Armee ein immer brutaleres Vorgehen vor. Vor allem die Lage in der belagerten Hafenstadt Mariupol bleibt katastrophal.

Russland berichtete von Einsätzen seiner neuen Hyperschall-Rakete "Kinschal" gegen zwei militärische Ziele. Viele Menschen starben am Wochenende, weitere wurden verletzt. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden durch den Krieg bereits zehn Millionen Menschen und damit knapp ein Viertel der ukrainischen Bevölkerung vertrieben, 3,4 Millionen hätten das Land verlassen.

Feuerwehrleute löschen ein Wohnhaus in Kiew, das von der russischen Armee beschossen wurde.
Feuerwehrleute löschen ein Wohnhaus in Kiew, das von der russischen Armee beschossen wurde.  © Felipe Dana/AP/dpa

21.12 Uhr: David Beckham überlässt seinen Instagram-Account Ärztin aus Charkiw

Um auf die Situation der Menschen in der Ukraine aufmerksam zu machen, setzt David Beckham (46) gezielt seine Reichweite auf Social Media ein.

In einem Instagram-Video vom Sonntag erklärte der frühere Fußball-Star: "Heute überlasse ich meine Socia-Media-Kanäle Iryna, der Chefin der Geburtenklinik in Charkiw." Mehr dazu lest Ihr bei TAG24: "David Beckham überlässt seinen Instagram-Account ukrainischer Ärztin".

19.31 Uhr: Russland: Zwölf Kilometer in Ostukraine vorgerückt

Die russische Armee ist bei ihrem Angriffskrieg gegen die Ukraine nach eigenen Angaben im Osten der Ukraine um zwölf Kilometer vorgerückt.

Die Grenze der Siedlung Nikolske nordwestlich der Stadt Mariupol sei erreicht worden, erklärte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Sonntag der Agentur Interfax zufolge. Von ukrainischer Seite gab es dazu keine Angaben. Der ukrainische Generalstab schrieb auf Facebook jedoch von russischen Mobilisierungsmaßnahmen in den von Russland eingenommenen Gebieten der Regionen Luhansk und Donezk.

19.01 Uhr: Baerbock fordert: "Jedes Land in Europa muss Menschen aufnehmen"

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) hat angesichts der vielen Flüchtlinge aus der Ukraine Solidarität in Europa gefordert.

"Es werden viele viele weitere Menschen kommen. Wir werden von der europäischen Außengrenze verteilen müssen", sagte die Grünen-Politikerin am Sonntag in Hannover. Baerbock kündigte an, diesen Appell beim Treffen der EU-Außenminister am Montag in Brüssel zu betonen.

"Jedes Land in Europa muss Menschen aufnehmen", forderte Baerbock nach einem Besuch einer Notunterkunft für Geflüchtete in der niedersächsischen Landeshauptstadt.

18.54 Uhr: Selenskyj: Russland will Ukraine auslöschen

Der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj (44), hat in einer Video-Botschaft an Israel Russland mit Nazi-Deutschland gleichgesetzt und dem Kreml einen Plan zur Auslöschung der Ukraine vorgeworfen.

"Hört darauf, was jetzt in Moskau gesagt wird: "Endlösung", aber jetzt bereits in Bezug auf die ukrainische Frage", sagte der 44-Jährige am Sonntag in einem Video-Auftritt vor Knesset-Abgeordneten. Das Staatsoberhaupt mit jüdischen Wurzeln erinnerte dabei an die sogenannte "Endlösung der Judenfrage", wie die Ermordung von Millionen Juden in Europa durch Nazi-Deutschland genannt wurde.

Der vor etwas mehr als drei Wochen begonnene russische Einmarsch in die Ukraine sei dabei nicht nur eine "militärische Spezialoperation" - wie der Krieg in Russland bezeichnet wird. "Das ist ein großflächiger und hinterhältiger Krieg, der auf die Vernichtung unseres Volkes, unserer Kinder, unserer Familien, unseres Staates abzielt", sagte Selenskyj. Die Ukraine befinde sich damit in einer ähnlich prekären Situation, wie der jüdische Staat im Nahen Osten.

Im Hinblick auf die ständigen russischen Raketenangriffe sagte Selenskyj: "Jeder in Israel weiß, dass Ihre Raketenabwehr die beste ist. Jeder weiß, dass Ihre Waffen stark sind." Für ihn stelle sich daher die Frage, warum Israels Regierung bisher weder Waffen an Kiew geliefert noch sich den westlichen Sanktionen gegen Moskau angeschlossen habe.

18.52 Uhr: Kinobetreiber sammeln Spenden für die Ukraine

Mit einer Spendenaktion wollen Kinos in Deutschland den Menschen in der Ukraine helfen.

Rund 480 Filmtheater hatten sich angemeldet, um den Film "Klitschko" über die beiden gleichnamigen Brüder zu zeigen. Die Ticketeinnahmen der bundesweiten Aktion am Sonntagabend sollten gespendet werden. "Die Hilfsbereitschaft der Kinos, konkret etwas zu tun, ist enorm", sagte der Geschäftsführer der Cineplex-Gruppe, Kim Ludolf Koch, vorab.

Wladimir Klitschko und sein Bruder Vitali, der Bürgermeister von Kiew ist, sind in der Ukraine geblieben, um ihr Land gegen den russischen Angriff zu verteidigen. Der Film von 2011 erzähle von ihrer Kindheit in der Ukraine, von den ersten Erfolgen als Amateure, vom Umzug nach Deutschland bis hin zum Aufstieg zu internationalen Superstars des Boxsports, hatten die Organisatoren vorab mitgeteilt.

Die Erlöse der Vorstellungen sollen an die Aktion "Ein Herz für Kinder" für Kinderhilfsprojekte in der Ukraine gehen, wie der Branchenverband HDF Kino in Berlin mitgeteilt hatte.

17.54 Uhr: Bürgerrechtler: Festnahmen bei Protesten in Russland

Bei Protesten gegen den Krieg in der Ukraine sind am Sonntag in Russland nach Angaben von Bürgerrechtlern erneut Menschen festgenommen worden. Bis zum Nachmittag wurden mehr als 20 Menschen in mehreren Städten festgenommen, wie die Organisation OWD-Info am Sonntag mitteilte. Mahnwachen gab es demnach vor allem in Moskau und St. Petersburg.

Die Menschen hielten etwa auf der Straße Plakate mit der Aufschrift "Nein zum Krieg" oder "Ich bin für Frieden". Ein Mann wurde in Moskau nach Darstellung von OWD-Info abgeführt, weil er mit dem Buch "Krieg und Frieden" von Leo Tolstoi auf der Straße stand.

Zudem nannte OWD-Info am Sonntag eine aktualisierte Zahl der Festgenommenen in Zusammenhang mit Protestaktionen am 13. März. Demnach seien inzwischen 936 Festnahmen in 37 Städten bekannt.

17.33 Uhr: EU berät über Ukraine-Krieg und neues sicherheitspolitisches Konzept

Außen- und Verteidigungsminister der EU-Staaten wollen an diesem Montag in Brüssel über die jüngsten Entwicklungen im Ukraine-Krieg beraten.

Auf dem Tisch liegt zu dem Treffen in Brüssel zudem der jüngste Entwurf für ein neues sicherheitspolitisches Konzept für die EU. Der sogenannte Strategische Kompass soll unter anderem festlegen, welche Fähigkeiten die EU künftig im Bereich des Krisenmanagements haben muss. Eine davon wird den Planungen zufolge eine völlig neuaufgestellte schnelle militärische Eingreiftruppe sein.

Ob das Konzept an diesem Montag bereits beschlossen wird, war bis zuletzt allerdings unklar. Nach Angaben von Diplomaten hatten Polen, Litauen und Kroatien noch Änderungswünsche, die bei anderen Staaten auf Ablehnung stießen. Polen soll sich zum Beispiel wünschen, dass in dem Text die Bedeutung der Nato für die Verteidigung Europas stärker hervorgehoben wird. Zudem gibt es die Forderung, über den nächsten Mehrjahreshaushalt der EU mehr Geld für Verteidigung bereitzustellen.

Titelfoto: Felipe Dana/AP/dpa

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