Ukraine-Krieg: Selenskyj sieht Partner bei Konfliktlösung in der Pflicht

Ukraine - Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj (47) will bei seinem Treffen mit US-Präsident Donald Trump (79) an diesem Sonntag erneut über eine mögliche Beendigung des russischen Angriffskrieges verhandeln.

Der ukrainische Präsident Selenskyj (47, l.) trifft nun erneut seinen US-Kollegen Trump (79), um über ein mögliches Kriegsende zu verhandeln - ohne Russland.  © Julia Demaree Nikhinson/AP/dpa

Vertreter Moskaus sind aber nicht dabei, weshalb eine Einigung der Kriegsparteien heute nicht zu erwarten ist. Vielmehr will Selenskyj Trump erneut klarmachen, dass für Kiew eine Kapitulation und ein Diktatfrieden mit Moskau nicht infrage kommen.

"Natürlich gibt es rote Linien für die Ukraine und das ukrainische Volk", sagte Selenskyj in einer Mitteilung in seinem Telegram-Kanal vor dem Treffen in Florida. Der Ukrainer hatte etwa die auch von Trump geforderten Abtretungen jener Teile im Gebiet Donezk, die Russland bisher nicht kontrolliert, stets kategorisch abgelehnt.

Das Weiße Haus kündigte das bilaterale Treffen in Palm Beach im Bundesstaat Florida für 13 Uhr Ortszeit (19 Uhr MEZ) an. Trump hält sich derzeit in seiner luxuriösen Residenz Mar-a-Lago auf. In dem Privatclub hatte er in der Vergangenheit immer wieder hochrangige Politiker empfangen.

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28. Dezember, 14.05 Uhr: Selenskyj sieht Partner bei Konfliktlösung in der Pflicht

Vor seinem Treffen mit US-Präsident Donald Trump hat der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj die Unterstützer zu mehr Druck auf Russland für eine Lösung im Krieg aufgerufen.

Die Ukraine tue alles, um den Krieg zu beenden, "ob es aber zu Entscheidungen kommt, hängt von den Partnern ab", teilte Selenskyj nach seiner Ankunft in den USA bei Telegram mit.

"Derzeit finden einige der aktivsten diplomatischen Tage des Jahres statt, und vieles kann noch vor Neujahr entschieden werden", sagte Selenskyj. Es müssten alle Schritte ergriffen werden, um den Krieg zu beenden und Sicherheit für die Ukraine zu gewährleisten. Dabei müssen alle Sanktionen und der politische Druck gegen Russland aufrechterhalten bleiben.

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28. Dezember, 10.59 Uhr: Drohnenalarm in Moskau – Mehr als 300 Flüge betroffen

Die Ukraine hat mit Drohnenangriffen auf Moskau den Flugverkehr in der russischen Hauptstadt zeitweise lahmgelegt.

Auf den Flughäfen Scheremetjewo und Wnukowo waren vor Beginn der bis 11. Januar dauernden landesweiten Feiertage und Neujahrsferien stundenlang keine Starts und Landungen möglich, wie ein Sprecher der Luftfahrtbehörde mitteilte.

Wie die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti in der Nacht zu Sonntag meldete, mussten mehr als 300 Flüge annulliert werden – oder sie hatten Verspätung.

Etwa 70 Flugzeuge wurden demnach auf Ersatzflughäfen umgeleitet. Die anderen beiden Airports Domodedowo oder Schukowski waren demnach nicht betroffen.

Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin hatte zuvor von einer Abwehr ungewöhnlich vieler ukrainischer Drohnen berichtet – rund 30 Flugobjekte. Das russische Verteidigungsministerium meldete insgesamt 273 abgeschossene Drohnen im Land. Zu Schäden machte das Ministerium wie immer keine Angaben.

Mit Drohnenangriffen auf Russland legt die Ukraine immer wieder auch den Betrieb von Flughäfen im Land lahm. Besonders betroffen ist Moskaus Flugverkehr.  © Alexander Zemlianichenko Jr/XinHua/dpa

28. Dezember, 7.14 Uhr: Selenskyj will mit Trump über 20-Punkte-Friedensplan sprechen

Sprechen will der ukrainische Staatschef mit Trump über seine an Heiligabend präsentierten 20 Punkte für einen möglichen Friedensplan.

Kernthema seien die Sicherheitsgarantien für die Ukraine für den Fall eines Waffenstillstands, um vor einem neuen russischen Angriff dauerhaft geschützt zu sein. Russland sieht den Großteil der Punkte Selenskyjs als Widerspruch zu seinen Positionen.

Selenskyj sagte, dass Russland mit seinen täglichen Luftangriffen zeige, dass es kein Interesse an einem Frieden habe. Deshalb will er sich bei Trump auch für mehr Flugabwehrsysteme einsetzen. Die ukrainische Luftverteidigung brauche mehr Raketen, sagte Selenskyj angesichts der täglichen russischen Angriffe mit Drohnen und Raketen.

Vor dem Treffen mit Trump sagte der ukrainische Staatschef, dass er mit dem US-Präsidenten auch über Investitionen für einen Wiederaufbau der Ukraine nach Beendigung des Krieges sprechen wolle. Dazu müssten Fonds gegründet werden, aufgebracht werden müssten bis zu 800 Milliarden US-Dollar (679 Milliarden Euro).

Der ukrainische Präsident Selenskyj will bei seinem Treffen mit US-Präsident Trump über seinen 20-Punkte-Friedensplan sprechen.  © Michael Kappeler/dpa

27. Dezember, 21.45 Uhr: Russland meldet Eroberung von zwei weiteren Ortschaften

Die russische Armee hat nach Angaben Moskaus zwei weitere Ortschaften in der Ostukraine erobert.

Russlands Präsident Wladimir Putin sei vom Generalstab über die Einnahme der Stadt Myrnohrad in der Region Donezk und des Ortes Huljajpole in der südlichen Region Saporischschja informiert worden, teilte der Kreml am Samstag mit.

Myrnohrad liegt wenige Kilometer nordöstlich der strategisch wichtigen Stadt Pokrowsk, die Russland Anfang Dezember für erobert erklärt hatte. Kiew hatte dies dementiert. Pokrowsk war monatelang heftig umkämpft. In der Bergbaustadt kreuzen sich mehrere Straßen und Bahnstrecken, sie war für die logistische Versorgung der ukrainischen Armee daher von entscheidender Bedeutung.

Huljajpole liegt im östlichen Teil von Saporischschja. Dort waren Vorstöße der russischen Armee zwar seltener, allerdings haben sie sich in den vergangenen Monaten beschleunigt.

Dieses Bild wurde vom russischen Verteidigungsministerium verbreitet. Es soll einen russischen Soldaten in Myrnohrad zeigen. Möglicherweise auf dem Turm der Tsentralna Mine im Norden der Stadt.  © Russisches Verteidigungsministerium

27. Dezember, 19.24 Uhr: Mehr als eine Million Haushalte im Großraum Kiew nach russischen Angriffen ohne Strom

Durch die jüngsten russischen Angriffe sind nach Angaben des Energieversorgers DTEK im Großraum Kiew mehr als eine Million Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten worden.

In der ukrainischen Hauptstadt waren mehr als 700.000 Kunden betroffen und in der umliegenden Region weitere 400.000 Haushalte, wie das Unternehmen am Samstag mitteilte. Einsatzkräfte arbeiteten daran, "die Stromversorgung wiederherzustellen, während weiterhin Luftangriffe zu hören sind".

27. Dezember, 16.24 Uhr: Weiterer Korruptionsskandal erschüttert Ukraine

Einen Tag vor den neuen Ukraine-Gesprächen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat ein weiterer Korruptionsskandal Kiew erschüttert.

Das Antikorruptionsbüro (Nabu) erklärte am Samstag im Onlinedienst Telegram, gegen mehrere Abgeordnete des Landes wegen des Verdachts der Bestechlichkeit zu ermitteln.

Demnach wurde eine "organisierte kriminelle Gruppe" mit amtierenden Parlamentsabgeordneten unter ihren Mitgliedern enttarnt, die für ihr Abstimmungsverhalten "systematisch illegale Vorteile" erhalten hätten. Nabu-Ermittler hätten versucht, Parlamentsbüros zu durchsuchen, seien aber von Sicherheitskräften daran gehindert worden.

Während Wolodymyr Selenskyj sich auf das Treffen mit US-Präsident Donald Trump vorbereitet, wird die Ukraine von einem weiteren Korruptionsskandal erschüttert.  © Peter Dejong/ap/dpa

27. Dezember, 10.24 Uhr: Polen schließt Flughäfen wegen russischer Luftangriffe

Wegen schwerer russischer Luftangriffe auf die Ukraine hat Polen in der Nacht auf Samstag aus Sicherheitsgründen vorübergehend zwei Flughäfen geschlossen.

Das teilte die nationale Flugsicherungsagentur Pansa auf der Plattform X mit. Betroffen waren demnach die Flughäfen in Rzeszow und Lublin, die beide nahe an der Grenze zur Ukraine liegen.

Das Oberkommando der polnischen Streitkräfte hatte schon zuvor bekannt gegeben, dass Kampfflugzeuge der polnischen Luftwaffe gemeinsam mit jenen von NATO-Verbündeten aufgestiegen seien, um den Luftraum Polens zu schützen. Es habe allerdings keine Luftraumverletzungen gegeben. Um etwa acht Uhr vormittags meldeten die polnischen Streitkräfte das Ende ihres Einsatzes.

Dass Polen seine Kampfflugzeuge aufsteigen lässt, wenn Russland grenznahe Regionen der Ukraine aus der Luft angreift, gilt als Routinemaßnahme. Gewöhnlich werden deshalb aber nicht zugleich polnische Flughäfen geschlossen.

Ein polnischer Kampfjet vom Typ F-16. Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen im Zuge russischer Angriffe.  © PETRAS MALUKAS / AFP

27. Dezember, 7.14 Uhr: Landesweite Angriffe in der Ukraine - Verletzte in Kiew

Russlands Militär hat die Ukraine in der Nacht erneut mit Raketenangriffen überzogen. In der Hauptstadt Kiew wurden dabei fünf Menschen verletzt, wie Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram berichtete. Auch zivile Infrastruktur wurde demnach beschädigt.

Der Militärgouverneur des Gebiets Kiew, Mykola Kalaschnyk, berichtete am Morgen auf Telegram von einem weiteren Verletzten in der Region sowie Schäden an ziviler Infrastruktur.

Die ukrainische Luftwaffe hatte in der Nacht auch vor Attacken unter anderem in den Regionen Tschernihiw, Mykolajiw, Charkiw und Schytomyr gewarnt. Aus mehreren Orten wurden Explosionen und Brände gemeldet.

Ukrainischen Medienberichten zufolge kamen bei den Angriffen auch Hyperschallraketen vom Typ Kinschal zum Einsatz. Ziel sei unter anderem die Energie-Infrastruktur gewesen.

Eine Bewohnerin des Nachbarhauses kehrt nach einem russischen Luftangriff zerbrochenes Fensterglas zusammen.  © Andrii Marienko/AP/dpa

27. Dezember, 7.13 Uhr: Intensive diplomatische Anstrengungen

Die diplomatischen Anstrengungen, Russlands Angriffskrieg zu beenden, haben sich in den vergangenen Wochen beschleunigt.

Trump hofft, ein Kriegsende durchzusetzen. Sein Verhandlungsteam aus dem Sondergesandten Steve Witkoff und seinem Schwiegersohn Jared Kushner sprach intensiv mit den ukrainischen Unterhändlern. Selenskyj telefonierte am Donnerstag ebenfalls mit Witkoff und Kushner.

Moskau wurde jeweils durch russisch-amerikanische Kontakte einbezogen. Kremlsprecher Dmitri Peskow bestätigte am Freitag, dass der russische Unterhändler Kirill Dmitrijew Kremlchef Wladimir Putin über seine Gespräche mit der US-Seite vom vergangenen Wochenende in Florida informiert habe. Putin habe ein weiteres Telefonat angeordnet, das dann sein außenpolitischer Berater Juri Uschakow geführt habe, sagte Peskow der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge.

27. Dezember, 7.09 Uhr: Selenskyj stimmt sich mit Merz ab

Vor dem geplanten Treffen mit dem US-Präsidenten hat Selenskyj das weitere Vorgehen mit Bundeskanzler Friedrich Merz (70) besprochen.

"Wir stimmen unsere Positionen ab, und alle in Europa müssen an einem Strang ziehen, um unsere europäische Lebensweise, die Unabhängigkeit unserer Staaten und den Frieden in Europa zu verteidigen. Es muss Frieden geben", schrieb Selenskyj auf der Plattform X.

CDU-Chef Merz antworte auf X mit den Worten: "Wir stehen unerschütterlich an Ihrer Seite. Ein starkes, koordiniertes Vorgehen Europas ist nach wie vor unverzichtbar für Frieden, Freiheit und Sicherheit." Die "Berliner Gruppe" sei bereit zu helfen – in enger Abstimmung mit den US-Partnern.

Vor dem geplanten Treffen mit dem US-Präsidenten stimmte sich Selenskyj mit dem Bundeskanzler Friedrich Merz (70) ab.  © Michael Kappeler/dpa

27. Dezember, 7.06 Uhr: Laut Nachrichtenportal bedeutet das Treffen Annäherung

Nach Einschätzung des US-Nachrichtenportals "Axios" dürfte ein Treffen der Staatschefs bedeuten, dass es inzwischen eine bedeutende Annäherung zwischen den USA und der Ukraine gibt. Trump hatte zuvor gesagt, er wolle sich nur mit Selenskyj treffen, wenn ein Deal in Reichweite ist.

Selenskyj schrieb, sein Chefunterhändler Rustem Umjerow habe ihn über die jüngsten Kontakte mit den Amerikanern unterrichtet. "Wir verlieren keinen einzigen Tag. Wir haben ein Treffen auf höchster Ebene mit Präsident Trump in nächster Zukunft vereinbart."

Der 20 Punkte umfassende Friedensplan sei zu 90 Prozent fertig, wurde Selenskyj aus einem Chat mit Journalisten zitiert. "Unsere Aufgabe ist jetzt, alles zu 100 Prozent fertigzustellen." Im Gespräch mit "Axios" deutete Selenskyj die Bereitschaft für ein Referendum über den Friedensplan an, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass Russland zu einer mindestens 60 Tage dauernden Feuerpause bereit sei.

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