Verhandlungen kommen nicht voran, große Städte im Visier? Das geschah heute im Ukraine-Krieg

Berlin - Die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland kommen nicht voran. Die russischen Streitkräfte zielen derweil auf die Einnahme großer Städte. Ein Vertrauter von Wladimir Putin (69) verrät Probleme des Angriffskrieges. Das sind die wichtigsten Geschehnisse des 19. Kriegs-Tages.

Seit nunmehr 19 Tagen herrscht in der Ukraine bereits Krieg, nachdem Russland in das Land eingefallen ist.
Seit nunmehr 19 Tagen herrscht in der Ukraine bereits Krieg, nachdem Russland in das Land eingefallen ist.  © Mykhaylo Palinchak/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

Die Gespräche zwischen beiden Seiten über eine Waffenruhe haben auch am Montag erneut keine greifbaren Ergebnisse zum Kriegsende gebracht.

Am 19. Kriegstag vertagten sich die Unterhändler entsprechend auf diesen Dienstag. Erstmals räumte ein ranghoher Beamter aus dem Sicherheitsapparat von Präsident Putin jedoch ein, dass der russische Angriff nicht so vorankomme wie zuvor geplant.

Das Verteidigungsministerium schließt derweil die Einnahme großer Städte keineswegs aus, wie Putins Sprecher Dmitri Peskow (54) am Montag sagte.

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Die Zahl der Flüchtlinge auch in Deutschland stieg derweil weiter an. Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) suchte bei seinem Antrittsbesuch in der Türkei nach einer diplomatischen Lösung. Russland hatte den folgenschweren Angriff, der das Völkerrecht verletzt, am 24. Februar dieses Jahres begonnen.

Die militärischen Pläne seines Landes erläuterte Peskow so: "Zu Beginn der Operation hat der russische Präsident das Verteidigungsministerium angewiesen, von einem sofortigen Angriff auf die großen Bevölkerungszentren, einschließlich Kiews, abzusehen", sagte der Kremlsprecher der Agentur Interfax zufolge über den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine. Das Verteidigungsministerium schließe nun nicht aus, die vollständige Kontrolle über große besiedelte Gebiete zu übernehmen.

Grund sei, dass "nationalistische Formationen" angeblich "militärisches Gerät" in Wohngebieten platziert hätten.

Verhandlungen zwischen Ukraine und Russland sollen am Dienstag fortgesetzt werden

Präsidentenberater Mychajlo Podoljak (r.) gehört zum Verhandlungsteam der Ukraine. Einen Erfolg gab es bislang nicht zu vermelden.
Präsidentenberater Mychajlo Podoljak (r.) gehört zum Verhandlungsteam der Ukraine. Einen Erfolg gab es bislang nicht zu vermelden.  © Maxim Guchek/BelTA/AP/dpa

Unterhändler Russlands und der Ukraine begannen am Montag die neuen Verhandlungen per Video-Schalte. Es war das vierte Treffen beider Seiten.

Bei der entsprechenden Unterbrechung bis Dienstag handle sich um eine technische Pause für Gespräche in Arbeitsgruppen und eine "Klärung individueller Definitionen", erläuterte der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak.

Die Ukraine forderte ein Ende des Krieges und einen Abzug der russischen Truppen.

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Moskau verlangt, dass Kiew die annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim als russisches Territorium sowie die ostukrainischen Separatistengebiete als unabhängige Staaten anerkennt.


Russischer Angriff verläuft "nicht so schnell, wie man sich das wünschen würde"

Sowohl Kiew als auch andere ukrainische Städte werden weiterhin von russischen Raketen unter Beschuss genommen.
Sowohl Kiew als auch andere ukrainische Städte werden weiterhin von russischen Raketen unter Beschuss genommen.  © Seth Sidney Berry/ZUMA Press Wire Service/dpa

Ein Gefolgsmann Putins, der Chef der russischen Nationalgarde Viktor Solotow (68), erläuterte: "Ich möchte sagen, dass nicht alles so schnell läuft, wie man sich das wünschen würde."

Er sprach davon, dass sich "Nazisten" in der Region hinter friedlichen Bürgern, in Schulen, Kindergärten und Wohnhäusern verstecken würden. Die Zahl der seit Kriegsbeginn zerstörten Militärobjekte liegt nach russischen Angaben bei rund 4000 - darunter mehr als 1200 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge.

Die prorussischen Separatisten in der Region Luhansk stoßen nach Moskauer Angaben weiter auf starken Widerstand ukrainischer Truppen. Im Nordosten der Großstadt Sjewjerodonezk liefen Kämpfe gegen "Nationalisten", sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. In der Stadt leben etwa 100.000 Menschen.

In der Großstadt Donezk wurden nach Angaben der prorussischen Separatisten mindestens 20 Menschen durch Trümmer einer ukrainischen Rakete getötet. Unter den Opfern seien Kinder.

Nach ukrainischen Angaben wurde das Gelände der für ihre Frachtmaschinen bekannten Antonov-Flugzeugwerke in Kiew beschossen. Heftige Gefechte gab es nördlich und östlich von Kiew. Die Angaben beider Seiten lassen sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen.

Schwangere und ungeborenes Kind nach Angriff in Mariupol gestorben

Die verletzte schwangere Frau konnte zunächst aus der Entbindungsklinik in Mariupol gerettet werden, nun sind sie und ihr Ungeborenes tot.
Die verletzte schwangere Frau konnte zunächst aus der Entbindungsklinik in Mariupol gerettet werden, nun sind sie und ihr Ungeborenes tot.  © Evgeniy Maloletka/AP/dpa

Nach einem Angriff auf eine Geburtsstation in der belagerten südostukrainischen Stadt Mariupol starben eine schwangere Frau und ihr ungeborenes Kind. Das teilte das ukrainische Außenministerium mit. Ein Foto, das zeigt, wie Männer die Schwangere auf einer Trage durch den zerstörten Klinikkomplex tragen, hatte zuvor weltweit für Aufsehen gesorgt.

Auf den Fotos war auch eine zweite Schwangere in einem gepunkteten Schlafanzug zu sehen gewesen. Diese Frau hat mittlerweile ein Mädchen zur Welt gebracht, wie Medien berichteten.

Situation der Flüchtlinge aus der Ukraine

Seit dem russischen Angriff haben sich 1,77 Millionen Menschen in Polen in Sicherheit gebracht. Das teilte der Grenzschutz via Twitter mit.

Auch die Zahl der Kriegsflüchtlinge in Deutschland nimmt weiter zu. Seit Beginn Angriffs seien 146.998 Menschen registriert worden, teilte das Bundesinnenministerium mit. Nach UN-Angaben suchten bisher insgesamt rund 2,7 Millionen Menschen aus der Ukraine Zuflucht im Ausland.

Lage der ukrainischen Atomkraftwerke

Das ehemalige Atomkraftwerk Tschernobyl ist nach Angaben des ukrainischen Betreibers Ukrenerho erneut ohne Strom.

Die Leitung, die das Werk sowie die nahe gelegene Stadt Slawutytsch nördlich von Kiew versorge, sei von den russischen Kräften beschädigt worden, teilte Ukrenerho mit. Von russischer Seite gab es zunächst keine Stellungnahme.

Russische Truppen sollen ukrainischen Angaben zufolge Teile eines Munitionslagers unweit des besetzten Atomkraftwerks Saporischschja gesprengt haben.

Titelfoto: Mykhaylo Palinchak/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

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