Frust unterm Tannenbaum: Darum zoffen sich Familien an Weihnachten besonders häufig

Köln - Weihnachten ist das Fest der Liebe - so sagt man jedenfalls. Treffen Familienangehörige an den Festtagen aufeinander, kann es jedoch schon mal ordentlich krachen. Eine Psychologin erklärt, woran das liegt.

Streitereien in der Familie an Weihnachten sind nicht selten. (Symbolbild)
Streitereien in der Familie an Weihnachten sind nicht selten. (Symbolbild)  © 123rf/estradaanton

Kennt Ihr das auch? Ihr freut Euch tierisch auf Weihnachten mit der Familie und dann kommt es doch wieder zu Reibereien untereinander. Oder hattet Ihr an den Feiertagen sogar schon einmal den Zoff Eures Lebens mit den Verwandten?

Ungewöhnlich ist das nicht, weiß Psychologin und Psychotherapeutin Claudia Hesse aus Köln. Denn einer der vielen Gründe, warum sich Familien ausgerechnet zum Fest der Liebe zoffen, ist das Hineinfallen in alte Muster.

"Man rutscht in genau die Rolle hinein, die man im Laufe der kindlichen und jugendlichen Biografie gelernt hat und die einem vertraut ist", erzählt Hesse gegenüber "Watson".

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Dieses Gelernte und Vertraute sei demnach immer in uns, auch wenn es ein ungesundes Muster ist. In der Kindheit und Jugend haben wir von den Eltern gelernt, wie wir mit Konflikten umgehen und wie kompromissbereit wir sind.

Alte Denkmuster und verschiedene Generationen lösen Konflikte aus

An den Festtagen treffen mehrere Generationen aufeinander - da können schon mal die Fetzen fliegen. (Symbolbild)
An den Festtagen treffen mehrere Generationen aufeinander - da können schon mal die Fetzen fliegen. (Symbolbild)  © 123RF/oksix

Weil es als Erwachsener zunehmend schwieriger ist, aus diesen Mustern herauszutreten, kommt es dann in Familien immer wieder an denselben Stellen zu Auseinandersetzungen.

Und warum ausgerechnet an Weihnachten?

"Die Feiertage sind kulturell überhöht", sagt Hesse. "Wir alle wurden von einem romantischen Ideal von Weihnachten geprägt. Da soll die Familie glücklich sein, zusammenstehen in Harmonie und sich miteinander freuen."

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Somit entstehen nicht selten zu hohe Erwartungen, die wir an unsere Liebsten richten. Doch hohe Erwartungen sind leider auch mit großen Enttäuschungen verbunden.

Ein weiterer Grund, weshalb es an Weihnachten zwischen Angehörigen zu Streitereien kommt, sind die unterschiedlichen Altersgruppen. "Es zeigt sich, dass gerade in den vergangenen Jahren die Generationen verstärkt an ihren jeweiligen Meinungen festhalten. Es findet relativ wenig Austausch statt", so Claudia Hesse.

Nimmt man jedoch keinen Perspektivwechsel ein, kann kein konstruktiver Austausch stattfinden.

So wird das Weihnachtsfest harmonisch

Um ein harmonisches Weihnachten zu erreichen, sollten laut der Kölner Psychologin ein paar Vorbereitungen getroffen werden: "Wenn zum Beispiel klar ist, dass irgendein konkretes Thema regelmäßig für Streit sorgt, kann es durchaus sinnvoll sein, schon im Vorfeld mit der Familie abzumachen, dass die entsprechende Debatte an Weihnachten tabu ist."

Des Weiteren würde es Sinn ergeben, bereits vor dem Fest in sich zu gehen und sich zu überlegen, welche Kränkungen oder unangenehme Themen einen erwarten könnten und wie man sich dagegen wappnet, ohne zu provozieren.

Wer über Weihnachten hinaus immer wieder in die alten Denk- und Handlungsmuster verfällt, dem rät Hesse, eine Therapie zu machen.

Titelfoto: 123rf/estradaanton

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