Weit verbreiteter Schimmelpilz zersetzt Plastik: Lösung für Umweltverschmutzung in jedem Hinterhof?

Sydney (Australien) - Etwa 450 Jahre braucht eine handelsübliche Plastikflasche, bis sie sich in Mikroplastik-Partikel zersetzt hat. Forscher aus Australien haben jetzt Schimmelpilze entdeckt, die dafür nur etwa 140 Tage brauchen sollen. Und sie können in jedem Garten oder Hinterhof gedeihen!

Nur der Bruchteil recyclebaren Kunststoffs wird tatsächlich wiederverwendet. Der Rest lagert irgendwo auf der Welt und schwimmt im Meer. Es dauert teils Hunderte von Jahren, bis sich Plastikverpackungen zersetzen. (Symbolfoto)
Nur der Bruchteil recyclebaren Kunststoffs wird tatsächlich wiederverwendet. Der Rest lagert irgendwo auf der Welt und schwimmt im Meer. Es dauert teils Hunderte von Jahren, bis sich Plastikverpackungen zersetzen. (Symbolfoto)  © 123rf/somchai20162516

Die Umweltverschmutzung durch Plastik ist eines der größten Probleme weltweit. Verpackungen aus Kunststoff werden massenhaft produziert, aber oft nur einmal genutzt und anschließend weggeworfen. Doch sie verschwinden nicht einfach - sie existieren irgendwo teils hunderte von Jahren weiter, bis sie in kleinste Partikel zersetzt werden.

Wissenschaftler der Universität Sydney haben jetzt jedoch entdeckt, dass es Schimmelpilze gibt, die häufig in Pflanzen und Böden vorkommen, welche Plastik abbauen können, so das US-Magazin "Insider".

Die Rede ist von "Aspergillus terreus" und "Engyodontium album", die etwa 140 Tage brauchen, um Kunststoffe vollständig abzubauen. Ersterer ist weltweit verbreitet und kann praktisch überall gedeihen.

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Könnten die Schimmelpilze die Lösung zur Plastik-bedingten Umweltverschmutzung sein? Weltweit ist jedenfalls kein anderes Mittel bekannt, das Plastik in einem derartigen Tempo abbauen kann.

"Das ist die höchste Abbaurate, von der in der Literatur berichtet wird und die wir in der Welt kennen", sagte Ali Abbas, Professor für Chemie-Ingenieurwesen an der Universität Sydney, gegenüber der "Australian Broadcasting Corporation" (ABC).

Plastikproduktion bis 2050 verdreifacht

"Aspergillus terreus" und "Engyodontium album" haben die Fähigkeit Plastik zu zersetzen. Ersterer ist besonders verbreitet und kann in jedem Garten oder Hinterhof gedeihen. (Symbolfoto)
"Aspergillus terreus" und "Engyodontium album" haben die Fähigkeit Plastik zu zersetzen. Ersterer ist besonders verbreitet und kann in jedem Garten oder Hinterhof gedeihen. (Symbolfoto)  © 123rf/drmicrobe

Die Nachricht der Plastik-fressenden Schimmelpilze versetzt die Forscher in Hoffnung, nachdem ein Greenpeace-Bericht des vergangenen Jahres zeigte, dass der Großteil des recycelten Kunststoffes der USA im Meer oder auf Mülldeponien landet - und eher der Umwelt schadet, als wiederverwendet zu werden.

Nur 5 Prozent sollen tatsächlich zu neuem Leben als recyceltes Produkt finden.

Laut Lisa Ramsden, einer hochrangigen Aktivistin von Greenpeace, die sich gegen die Verschmutzung unseres Planeten durch Plastik einsetzt, wird davon ausgegangen, dass sich die Plastikproduktion bis 2050 verdreifacht.

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"Es wird mehr Plastik produziert und ein noch geringerer Prozentsatz davon wird recycelt", sagte Ramsden.

Die Kunststoff-zersetzenden Schimmelpilze haben großes Potenzial der wachsenden Umweltkrise durch Plastikmüll entgegenzuwirken.

Die Forscher der Universität Sydney arbeiten nun daran, sie für den kommerziellen Einsatz bereit machen zu können.

Umsetzung muss auf vielen Ebenen geschehen

Für die Lösung des weltweiten Plastik-Problems ist mehr nötig als Pilze und die dazugehörige Technologie für den flächendeckenden Einsatz.
Für die Lösung des weltweiten Plastik-Problems ist mehr nötig als Pilze und die dazugehörige Technologie für den flächendeckenden Einsatz.  © 123RF/nicolasgregor

Doch die Wunder-Pilze und Technik allein können das Problem nicht lösen, so Professor Ali Abbas.

"Wir können es uns nicht leisten zu warten, wir müssen handeln", sagte er gegenüber der ABC. Es sei wichtig, dass wir Menschen an unserem Konsumverhalten arbeitet, auf sozialer und gesellschaftlicher, wie geschäftlicher Ebene ein Bewusstsein für die Problematik geschaffen wird.

"Wir brauchen die Verhaltens-Aspekte, wir brauchen den sozialen Aspekt, wir brauchen den geschäftlichen Aspekt, all dies muss rund um das Kunststoffproblem gelöst werden. Die Technologie ist nur die halbe Lösung."

Titelfoto: Bildmontage: 123RF/somchai20162516, 123RF/drmicrobe

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