Krise macht diesem Wirtschaftsbereich in Thüringen zu schaffen
Von Katrin Zeiß
Alles in Kürze
- Krise im Wohnungsbau trifft Thüringer Architekturbüros
- Auftragsrückgänge bei kleinen Büros
- Gestiegene Baupreise und Inflation beeinträchtigen Bauherren
- Öffentliche Hand stützt Auftragslage der Architekten
- Tag der Architektur zeigt Beispiele gelungener Bauwerke
Erfurt – Die Krise im Wohnungsbau macht den Thüringer Architekturbüros zu schaffen!

Auf Wohnungsbau spezialisierte Büros hätten seit dem vergangenen Jahr deutliche Auftragsrückgänge zu verzeichnen, sagte Jörg Baum, Vorstandsmitglied der Landesarchitektenkammer, der Deutschen Presse-Agentur anlässlich des Tages der Architektur am Wochenende.
Vor allem kleinere Büros, die den Bau von Eigenheimen betreuten, spürten dies. "Und in Thüringen sind drei Viertel der Büros solche Kleinbüros." Angesichts gestiegener Baupreise, allgemeiner Inflation und höherer Kreditzinsen warteten potenzielle Bauherren ab.
"Was jetzt noch stützt, sind die Aufträge der öffentlichen Hand", sagte Baum. Hier bleibe abzuwarten, wie sich das 500 Milliarden Euro schwere Sondervermögen des Bundes für Infrastruktur auf öffentliche Investitionen auswirke.
Die Architekten hofften, dass sich ihre Auftragslage dadurch konsolidiere, Projekte verlässlich umgesetzt und die Prozesse der Bauplanung gestrafft würden. Die Kammer vertritt rund 1.600 Architekten und Landschaftsarchitekten im Freistaat.
2023 und 2024 hatte es im Thüringer Wohnungsbau einen regelrechten Einbruch gegeben. Nach Zahlen des Statistischen Landesamtes halbierte sich jeweils die Zahl der Baugenehmigungen.
Tag der Architektur

Im vergangenen Jahr wurden 1.256 Wohnungsbauten genehmigt. Die Zahlen umfassen Eigenheime, Mehrfamilienhäuser und Wohnheime. Im ersten Quartal 2025 zeichnete sich zunächst eine Erholung ab.
Beim Eigenheimbau führen die Wege potenzieller Bauherren nach Beobachtungen der Architektenkammer häufig zuerst zu Unternehmen, die Fertigteilhäuser aufstellen.
Solche Häuser prägten teils komplette Eigenheimsiedlungen, die mit hohem Flächenverbrauch verbunden seien, sagte Baum. Um bezahlbares Wohneigentum zu erhalten, seien jedoch auch der Erwerb und die Sanierung von Bestandsgebäuden und ganzen Ortskernen notwendig. "Dafür braucht es individuelle Lösungen - keine von der Stange."
Über Beispiele gelungener neuer, modernisierter und restaurierter Bauwerke konnten sich Interessierte am Wochenende beim Tag der Architektur in Thüringen informieren.
In 31 Städten und Dörfern öffneten insgesamt 45 Bauwerke und Freianlagen, die sonst teils nicht zugänglich für die Öffentlichkeit sind. Das Spektrum reichte von Wohnanlagen, Schulgebäuden, Sporthallen und Bürobauten bis hin zu Denkmälern und Museen wie etwa die Dampflok-Erlebniswelt in Meiningen.
Titelfoto: 123rf/mudkung