Klassik trifft Kiez: Musiker bringt zwei Meter langen Flügel mit in den Club
Hamburg - Premiere im Hamburger Kult-Club DOCKS: Am 5. September bringt der international erfolgreiche Pianist und Komponist Leon Gurvitch (46) mit seinem neuen Programm "Piano Unplugged – The Waves" klassische Musik mitten ins Herz der Reeperbahn. Für das Konzert wird sogar extra ein 2,74 Meter langer Bechstein-Konzertflügel über die Hinterbühne in den Club gebracht. TAG24 hat den Musiker im Vorfeld vor Ort im DOCKS getroffen.
Alles in Kürze
- Leon Gurvitch bringt Klassik ins Hamburger DOCKS
- Pianist spielt auf 2,74 Meter langem Bechstein-Konzertflügel
- Gurvitch will jüngeres Publikum für klassische Musik begeistern
- Konzert ohne Schwellenangst: Kein Dresscode, keine stillen Regeln
- DJ Vlader unterstützt Gurvitch mit elektronischen Beats

"Ich habe immer davon geträumt, nicht nur in den klassischen Konzertsälen wie der Elbphilharmonie zu spielen", so Gurvitch. "Ich wollte an einen Ort gehen, wo klassische Musik sonst nicht stattfindet." Und zum Glück sei der Betreiber des DOCKS "sehr offen" für seine Idee gewesen.
Doch es gehe ihm nicht nur um ein Location-Experiment. Dem gebürtigen Belarussen liegt besonders am Herzen, ein jüngeres Publikum für klassische Musik zu begeistern. "Bei Konzerten sehe ich oft nur ein 'Silbermeer', die jüngere Generation fehlt", so der 46-Jährige.
Sein Wunsch? Die klassische Musik aus ihrer formellen Ecke holen – ohne ihren Anspruch zu verlieren. "Ich will nicht beliebig sein", betont er. "Aber Klassik darf Spaß machen."
Heutzutage fehle oft die Begeisterung, gepaart mit Vorurteilen: "Viele schreckt dieses starre Konzertgefühl ab – bloß nichts sagen, nicht bewegen. Dabei war das früher ganz anders", sagt Gurvitch. "In der Barockzeit zum Beispiel hat das Publikum auch reagiert, geklatscht. Ich will das ein bisschen zurückholen."
Das Konzert im DOCKS soll genau das zeigen: Klassik ohne Schwellenangst. Kein Dresscode, keine festen Sitzplätze (nur der Platz direkt vor der Bühne wird bestuhlt), keine stillen Regeln – stattdessen Clubatmosphäre, Drinks und Raum zum Bewegen, Tanzen, Zuhören. "Es darf auch geküsst werden", so Gurvitch lachend.
Als weiteres Highlight des Abends und besonderes Arrangement wird DJ Vlader als Special Guest einige Stücke mit elektronischen Beats live untermalen. "Er ist ein gleichwertiger Partner", betont der Pianist. "Wir unterstützen uns gegenseitig, proben gemeinsam, und wir überlegen genau, welche Stücke funktionieren. Zum Beispiel mein Stück 'Perpetuum Mobile' – das ist rhythmisch so treibend, da passen Beats perfekt."

Leon Gurvitch: "Wer sagt 'Klassik ist langweilig', soll zu meinem Konzert kommen"

Für Gurvitch entfaltet Musik ihre größte Kraft, wenn sie etwas im Menschen bewegt und am schönsten ist es für ihn, wenn diese Emotionen auch sichtbar werden. Entscheidend sei dabei vor allem eines: die Leidenschaft des Künstlers.
"Egal ob Bach oder Coldplay – wenn ich für meine Musik brenne, dann überträgt sich das auch auf das Publikum. Jemandem, der sagt, Klassik sei langweilig, sage ich immer, er soll zu meinem Konzert kommen."
Schon als Teenager habe er über "akademische Grenzen" hinweggespielt und angefangen, zu improvisieren. Und obwohl ihm oft gesagt wurde, er solle sich strikt an die Noten halten – "das mache man so" –, blieb er seinem Weg treu.
Auch beim Konzert im September wird Leon Gurvitch wieder improvisieren: "Natürlich ist das ein Risikofaktor, aber es gibt dir eine Menge Adrenalin – und wenn es gelingt, ist es magisch."
Das Setting im Club bringe allerdings auch neue Herausforderungen mit sich: "Die Akustik ist natürlich eine andere", erklärt der 46-Jährige. Erfahrung bringt er aber mit: Etwa von seiner Tour mit Bestsellerautor Sebastian Fitzek (53), für dessen Roman "Das Geschenk" er 2019 den Soundtrack komponierte und in großen Hallen spielte.
"Ich bin niemand, der einfach eine Stunde vor dem Auftritt erscheint und dann loslegt. Ich bin in alles eingebunden – vom Licht bis zum Soundcheck. Für mich ist das ein Gesamtkunstwerk."
Und obwohl Gurvitch weltweit auf den großen Bühnen zu Hause ist, bedeutet ihm dieser Abend im Club besonders viel: "Es ist eine absolute Premiere für mich und wenn es gelingt, dann könnte daraus ein Format werden, vielleicht sogar regelmäßig."
Tickets für "Piano Unplugged – The Waves" am 5. September gibt es unter eventim.de.
Titelfoto: Montage: TAG24/Madita Eggers, Bintu Cham