Gruseliges Hörkino im Konzertsaal: "James Bond"-Star liest "Dr. Jekyll und Mr. Hyde"

Hamburg - Hörkino pur und eine akustische Entführung ins England des 19. Jahrhunderts - das verspricht die "Kammerphilharmonie Metamorphosen Berlin" in Zusammenarbeit mit Komponist Enjott Schneider (73) und Schauspieler Dietmar Wunder (58). Gemeinsam werden sie den Klassiker "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" neu interpretieren und im Februar im Konzerthaus Berlin und in der Hamburger Elbphilharmonie uraufführen.

Die Musiker der "Kammerphilharmonie Metamorphosen Berlin". Ganz rechts: Gründer und Dirigent Wolfgang Emanuel Schmidt (52).
Die Musiker der "Kammerphilharmonie Metamorphosen Berlin". Ganz rechts: Gründer und Dirigent Wolfgang Emanuel Schmidt (52).  © PR

Die musikalische Übersetzung der Kult-Novelle von Robert Louis Stevenson (†1894) stammt dabei aus der Feder Schneiders und gelesen wird diese von Wunder. Nicht das erste Projekt der beiden Künstler mit den Metamorphosen.

Vor rund zwei Jahren ist das gemeinsame Projekt "Hörkino" – auch Melodram genannt – mit den ebenso gruseligen wie kultigen Klassikern "Frankenstein" und "Dracula" gestartet.

"Für alle Beteiligten war es ein Fest! Wir hatten natürlich gleich Ideen für weitere Stücke - und welches wäre besser geeignet als 'Dr. Jekyll und Mr. Hyde'?", sagte Wolfgang Emanuel Schmidt (52), Gründer der Metamorphosen, im TAG24-Interview.

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"Eine Geschichte um Persönlichkeitsspaltung, die spannend, packend und vielschichtig zugleich ist. Ein Thema, das sich musikalisch natürlich wunderbar durch zwei gegensätzliche Charaktere, die durch die beiden Cellisten dargestellt werden, 'vertonen' lässt."

Neben Schmidt selbst wird Cellist Philipp Schupelius, Gewinner des Deutschen Musikwettbewerbs 2023, einen der Charaktere - im wahrsten Sinne des Wortes - spielen.

"Diese Widersprüchlichkeit, die Stevenson so genial beschreibt, schwingt in der Musik ja fast immer mit: Zum Ton gehört auch der Gegenton. Erst dann wird Musik interessant. Abgesehen davon ist in diesem Falle das Cellokonzert auch eine Art Filmmusik", so der Musiker.

Philipp Schupelius (20) ist seit sechs Jahren Schüler von Wolfgang Emanuel Schmidt, der unter anderem als Hochschulprofessor auch an der Universität der Künste Berlin lehrt.
Philipp Schupelius (20) ist seit sechs Jahren Schüler von Wolfgang Emanuel Schmidt, der unter anderem als Hochschulprofessor auch an der Universität der Künste Berlin lehrt.  © Sven Darmer

Wolfgang Emanuel Schmidt: "Musik multipliziert die Emotionen und verstärkt visuelle Eindrücke"

Wolfgang Emanuel Schmidt gründete 2010 die "Kammerphilharmonie Metamorphosen" in Berlin.
Wolfgang Emanuel Schmidt gründete 2010 die "Kammerphilharmonie Metamorphosen" in Berlin.  © PR

Filmmusik ohne Bild? "Sie hören den Text und erleben diesen in der Musik. Ein ganz neues Konzept, spannend und inspirierend zugleich!"

Das Bild entstehe dabei im Kopf, wie beim Lesen eines spannenden Buches. "Die Musik multipliziert die Emotionen und verstärkt visuelle Eindrücke", so Schmidt.

Insbesondere bei Grusel-Geschichten. Ein wahrer Experte auf dem Gebiet ist Schauspieler Dietmar Wunder. Dessen Stimme für viele vertraut sein dürfte - als Synchronsprecher sprach er nicht nur "James Bond" alias Daniel Craig (55), sondern ist unter anderem auch die deutsche Stimme von Adam Sandler (57).

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Als Sprecher zahlreicher Krimi-Hörbücher gruselte der 58-Jährige zudem den ein oder anderen auch schon mal in den Schlaf. Ein Segment, in das er aufgrund seiner "passenden" Stimme eher zufällig hereingerutscht sei. Aber: "Das Segment Krimi oder auch Grusel wird das Publikum immer anziehen", so Wunder im Gespräch mit TAG24.

"Wir alle schrecken irgendwo vor dem Dunklen zurück, aber auf der anderen Seite gibt es da auch diese Faszination dafür. Weil wir uns alle kurz mal in diese düstere Welt hineinbewegen können, aber auch wissen, wenn es Zeit ist, dürfen wir auch wieder nach Hause gehen und da ist ja die Welt in Ordnung!"

Dietmar Wunder (58, hier 2015 vor dem Filmplakat von "Spectre") ist aufgrund von der Figur des James Bond Schauspieler geworden, wie er TAG24 verriet. Dass er 007 dann tatsächlich seine Stimme leihen durfte, ist für den 58-Jährigen ein wahrer Traum.
Dietmar Wunder (58, hier 2015 vor dem Filmplakat von "Spectre") ist aufgrund von der Figur des James Bond Schauspieler geworden, wie er TAG24 verriet. Dass er 007 dann tatsächlich seine Stimme leihen durfte, ist für den 58-Jährigen ein wahrer Traum.  © Sophia Kembowski/dpa

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Dietmar Wunder: "Ich freue mich immer, wenn mich Leute an meiner Stimme erkennen!"

Dietmar Wunder liebt es, allein mit seiner Stimme Spannung zu erzeugen, und stellt sein Talent regelmäßig in den verschiedensten Krimi- und Thriller-Hörbüchern unter Beweis.
Dietmar Wunder liebt es, allein mit seiner Stimme Spannung zu erzeugen, und stellt sein Talent regelmäßig in den verschiedensten Krimi- und Thriller-Hörbüchern unter Beweis.  © Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dp

Die düstere Welt von "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" fasziniere den Schauspieler selber schon seit Jahren. "Der Umstand, dass es dabei um zwei grundverschiedene Persönlichkeiten geht, macht es für als Schauspieler zusätzlich interessant!"

Bedenken, dass das Publikum von seiner berühmten Stimme abgelenkt sein könnte, habe er nicht.

"Ich freue mich immer, wenn mich Leute an meiner Stimme erkennen. Es ist meistens so, dass viele eine Art Vertrautheit empfinden, weil meine Stimme sie eben an James Bond oder einen Don Cheadle erinnert", so der Berliner Synchronsprecher.

Für die richtige Atmosphäre sei es für ihn ganz wichtig, die vorgetragene Geschichte wirklich auch nachzuempfinden.

"Das hat viel mit Tempo, Mut zu Pausen und vor allem, dass ich das Erzählte vor meinem eigenen geistigen Auge sehe, zu tun. Um Spannung zu erzeugen, spiele ich sehr gerne mit meiner Stimme", so Wunder. "Sie ist quasi mein Instrument!"

Wunder würde das Hörkino als ein "Crossover von Filmmusik, Klassik und Literatur" beschreiben, das vielleicht gerade für jemanden interessant ist, der nicht regelmäßig klassische Musik höre, sondern zum Beispiel eher Liebhaber von Filmmusik ist.

Tickets für die Vorstellungen am 17. Februar in Berlin und am 18. Februar in Hamburg gibt es unter konzerthaus.de und elbphilharmonie.de.

Titelfoto: Montage: Sophia Kembowski/dpa, Sven Darmer

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