Immer wilder und tabuloser? Von wegen! Jugend will weniger Sexszenen in TV und Kino

Los Angeles - Gerne wird jüngeren Generationen nachgesagt, immer abgestumpfter und tabuloser zu werden - besonders in puncto Geschlechtsverkehr sei die berühmte "Jugend von heute" überaufgeklärt, zwanglos und sehr experimentierfreudig. Doch selbst wenn das stimmen sollte, so spiegelt sich das keineswegs in ihrer Einstellung zu Sex in Film und Fernsehen wider!

Ob "50 Shades pf Grey" heute auch so erfolgreich wäre, wie vor neun Jahren? Zumindest wohl nicht bei einemjüngeren Publikum.
Ob "50 Shades pf Grey" heute auch so erfolgreich wäre, wie vor neun Jahren? Zumindest wohl nicht bei einemjüngeren Publikum.  © Universal International Pictures

Während in der Literatur "New Adult"-Romane und Erotik-Thriller in bestimmten (auch jüngeren) Zielgruppen seit Jahren einen Hype erfahren, sieht es bei audiovisuellen Formaten anders aus.

Sexszenen im Mittelpunkt der Handlung erfreuen sich keiner besonders großen Beliebtheit. Das fand die Studie "Teens & Screens" des "Center for Scholars & Storytellers" der University of California, Los Angeles (UCLA) heraus.

Die Uni aus der Weltfilmhauptstadt befragte dafür rund 1500 10- bis 24-Jährige, um "besser zu verstehen, was junge Menschen interessiert und was sie in den Unterhaltungsmedien sehen wollen".

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Dabei gaben 63,5 Prozent der Befragten (die unter 14-Jährigen wurden zu diesen Themen nicht berücksichtigt) an, dass sie es vorziehen würden, wenn sich Geschichten nicht auf Sex, sondern auf Freundschaften konzentrieren. 62,4 Prozent meinten gar, "sexuelle Inhalte" seien als Handlungselement überhaupt nicht notwendig.

"Romance" sei out, "Nomance" sei in, hieß es in dem UCLA-Papier.

1999 wurde "American Pie", eine Komödie über das sexuelle Erwachen einer jungen Freundesgruppe, zum internationalen Kinoerfolg.
1999 wurde "American Pie", eine Komödie über das sexuelle Erwachen einer jungen Freundesgruppe, zum internationalen Kinoerfolg.  © dpa | Enterpress_Uip

46 Prozent wollen mehr "asexuelle und aromantische" Charaktere sehen

"Unsere Ergebnisse scheinen einen Trend zu bestätigen, den wir bereits im letzten Jahr in unseren Daten entdeckt haben: dass junge Menschen es satt haben, immer dieselben altmodischen und unverständlichen romantischen Klischees auf dem Bildschirm zu sehen", sagte Alisha J. Hines, die Forschungsleiterin des Zentrums.

"Teenager und junge Erwachsene wollen Geschichten sehen, die ein vollständiges Spektrum differenzierter Beziehungen authentischer widerspiegeln."

Fast jeder zweite Befragt gab sogar an, in den Medien, "mehr Darstellungen von Charakteren sehen [zu wollen], denen es an sexueller und/oder romantischer Anziehung zu anderen (asexuell und aromantisch) mangelt."

Die Forscher der Studie kamen zu folgendem Fazit: "Jugendliche und junge Erwachsene suchen nach Inhalten, die nicht nur authentisch sind, sondern auch ihre eigenen Werte widerspiegeln. Dies zeigt sich im Wunsch der Teenager nach mehr Freundschaften, mehr Freundlichkeit und mehr Gemeinschaft."

Titelfoto: Universal International Pictures

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