Schauspieler Daniel Brühl thematisiert ernstes Problem bei seinem Regie-Debüt

Berlin - Schauspieler Daniel Brühl (42) führt erstmals Regie - und setzt sich im Film auch mit dem Leben als Schauspieler und der Verdrängung in alteingesessenen Stadtvierteln auseinander.

Peter Kurth (63, l.) und Daniel Brühl (42) in einer Szene aus "Nebenan" ("Next Door").
Peter Kurth (63, l.) und Daniel Brühl (42) in einer Szene aus "Nebenan" ("Next Door").  © Reiner Bajo/Berlinale/dpa

"Meine Filmfigur in 'Nebenan' hat zwar viel mit mir zu tun, da ist einiges eingeflossen, was sehr persönlich ist", sagte er der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstagausgabe).

Dazu zählten beispielsweise seine Wohnung in einem alten Mietshausviertel, die Superhelden-Filme und die Erlebnisse, die man so haben könne, wenn einen Leute auf der Straße erkennen. Aber natürlich sei das alles stark verzerrt und nicht er selbst. "Das ist eine überhöhte, überzeichnete Figur, die für etwas Bestimmtes stehen sollte."

Im seinem Regiedebüt, das im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale läuft, spielt Brühl einen Schauspieler.

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An der Kneipentheke trifft er einen Nachbarn (Peter Kurth, 63), der nicht nur seine Karriere auseinandernimmt, sondern auch über sein Privatleben zu viel weiß. Der Psychothriller erzählt vom Nebeneinander der Menschen.

Dieses Nebeneinander kennt Brühl auch selbst, wie er in dem Interview sagte. "Ich wohne jetzt seit mehr als zwanzig Jahren in Berlin am Prenzlauer Berg. Aber wenn ich auf Ost-Berliner treffe, die zum Beispiel in meinem Haus leben, gibt es immer noch diesen Rest von Klemmigkeit. Dabei mögen die mich inzwischen. Glaub ich."

"Ich wusste immer, dass ich nicht direkt schuld daran bin, aber indirekt natürlich schon"

Schauspieler Daniel Brühl (42) spricht während einer Pressekonferenz im Februar 2018. (Archivbild)
Schauspieler Daniel Brühl (42) spricht während einer Pressekonferenz im Februar 2018. (Archivbild)  © Ralf Hirschberger/dpa

"Als ich damals einzog, haben mir ein paar der Alteingesessenen schon unmissverständlich klargemacht, dass sie das jetzt nicht so gut finden. Und ich hab' mich als Gentrifizierer gefühlt", sagte Brühl ("Colonia Dignidad", "Good Bye, Lenin!"). "Ich wusste immer, dass ich nicht direkt schuld daran bin, aber indirekt natürlich schon."

Diese Ambivalenz empfinde er als normal, da müsse man sich nicht in die Tasche lügen. "Ich sehe ja, wie es dem einen oder anderen Nachbarn geht. Und wie viele im Laufe der Zeit weggezogen sind. Das bleibt ein wichtiges und ernstes Thema", sagte Brühl.

"Und das war auch der Grund, warum ich den Film machen wollte: dieser Blick auf mein Viertel, das noch nicht durchgentrifiziert ist wie andere Metropolen, aber immer stärker davon betroffen ist."

Titelfoto: Ralf Hirschberger/dpa

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