"König der Löwen": Das hat sich "Scar"-Darsteller Jerry Marwig von Batman abgeguckt

Hamburg - Nach gerade einmal 20 Probetagen steht Jerry Marwig (55) seit Mitte Februar als Scar im Disney-Musical "König der Löwen" in Hamburg auf der Bühne. Damit tritt er in die Fußstapfen von Bernhard Lamprecht, der die Rolle fast zehn Jahre lang gespielt hat. Im TAG24-Interview verriet der gebürtige US-Amerikaner, ob er vor der Premiere aufgeregt war und warum das Musical zeitlos ist.

Jerry Marwig (55) kam fürs Interview zu Besuch in die TAG24-Redaktion in Hamburg – nur einen Löwensprung von der im Hafen ansässigen Musical-Insel entfernt.
Jerry Marwig (55) kam fürs Interview zu Besuch in die TAG24-Redaktion in Hamburg – nur einen Löwensprung von der im Hafen ansässigen Musical-Insel entfernt.  © TAG24/Alice Nägle

TAG24: Herr Marwig, was ist die größte Herausforderung, in einen bestehenden Cast und fortlaufende Show neu einzusteigen?

Jerry Marwig: Die Show läuft wie ein Zug gnadenlos weiter und man muss zusehen, auf diesen rechtzeitig aufzuspringen. Als Neuer sehe ich meine Aufgabe darin, die Show so zu unterstützen, dass alle Kollegen, die schon länger dabei sind, überhaupt nicht merken, dass ich da bin, aber ich dennoch meinen Stempel auf die Rolle draufsetze.

TAG24: Inwiefern? Man hört ja oft, dass Disney da sehr streng sein soll …

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Marwig: Das stimmt, aber innerhalb der Parameter hat man schon seine Freiräume und sei es nur, wie ironisch oder sarkastisch man einen Satz spricht. Diese Pegel kann ich mir selbst aussuchen, das wurde mir auch explizit gesagt. Disney will keine Nachahmung vorheriger Shows, sondern meine Art, den Scar als Dandy zu spielen – wie ich es bei der Audition getan habe – beibehalten.

Ich habe mir dann angewöhnt – und das habe ich mir von Christians Bales "Batman" abgeguckt – beim Herunterfahren der Maske eine andere Stimme für die tierische Seite Scars zu benutzten – er ist ja nun mal ein Löwe.

Jerry Marwig: "Man kann es nicht jedem recht machen!"

Jerry Marwig bei einer Probe in seinem 15 Kilo schweren Scar-Kostüm, hier zusammen mit dem Vogel "Zazu" (gespielt von Joachim Benoit, 53).
Jerry Marwig bei einer Probe in seinem 15 Kilo schweren Scar-Kostüm, hier zusammen mit dem Vogel "Zazu" (gespielt von Joachim Benoit, 53).  © Madita Eggers/TAG24

TAG24: Hatten Sie Muffensausen vor der Premiere?

Marwig: Natürlich! Das ist eine Riesenrolle und ein Riesenstück. Was allein die Produktion in Hamburg angeht, habe ich große Fußstapfen zu füllen und dementsprechend auch Erwartungsdruck. Dazu kann ich eine kleine, lustige Geschichte erzählen: Ich bekamt via Instagram eine Nachricht von einem Hardcore-"König der Löwen"-Fanclub: "Kann man sich das schon anschauen, oder brauchst du noch Zeit, um dich einzugrooven?" Und ich dachte so: "Wow, jetzt weiß ich, wo der Hase langläuft".

Der vorherige Scar war offensichtlich sehr beliebt - der war ja auch toll – da ist die Messlatte echt ganz weit oben. Ich meinte dann "Gebt mir eine Woche", und ansonsten habe ich nichts zu verlieren, entweder sie mögen mich oder nicht. Man kann es sowieso nicht jedem recht machen, aber ich tue mein Bestes.

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TAG24: Ist das vielleicht auch der größte Unterschied zum Fernsehen, wo Sie ja auch schon oft in den unterschiedlichsten Formaten zu sehen waren?

Merwig: Der Vorteil beim Fernsehen ist, dass man in relativ kurzer Zeit einem riesigen Publikum bekannt wird, im Theater muss man sich die Menschen jeden Tag neu erkämpfen. Und Theater hat natürlich dieses Unmittelbare, man weiß genau, ob man ankommt oder nicht. Das hat beides seine Vor- und Nachteile.

TAG24: Sie hatten bereits zuvor zahlreiche Titelrollen in Musicals wie "Mamma Mia", "Ich war noch niemals in New York" und "Ku'damm 56". Gab es dennoch etwas, was sie diesmal – neben der ganzen Technik – zum ersten Mal erlebt haben?

Merwig: Wie lange es dauert, Make-up aufzutragen und wieder abzumachen! Ich hatte ein Make-up-Consulting mit New York, die mir mehrere Produkte vorgestellt haben. Unter anderem, dass ich mein Gesicht erst einmal grundieren muss – wie bei einer Tür, die man neu streicht –, damit die Schminke nicht zu sehr in die Haut einzieht. Danach, wie ich mich abschminke und welche Pflegeprodukte ich am besten benutze.

Ich meine, ich habe in meinem Leben noch nie Augenmake-up-Entferner benutzt, geschweige denn von Mizellenwasser gehört. Das ist neu für mich. Mittlerweile bin ich aber echt schnell beim Abschminken: 20 Minuten nach Show-Ende bin ich so weit, wieder nach Hause zu fahren.

Jerry Marwig zeigt seine Make-up-Routine als Scar

Neuer Scar-Darsteller: "Ich kann sofort meine Koffer packen und gehen!"

"König der Löwen" ist seit über 22 Jahren fester Bestandteil der hanseatischen Kulturlandschaft im Hafen.
"König der Löwen" ist seit über 22 Jahren fester Bestandteil der hanseatischen Kulturlandschaft im Hafen.  © Stage Entertainment

TAG24: Was denken Sie, macht den Erfolg von "König der Löwen" aus, dass ausgerechnet dieses Musical seit über 20 Jahren immer noch fast jeden Abend ausverkauft ist?

Merwig: Es ist diese zeitlose Inszenierung: Ich habe das Stück jetzt nach 22 Jahren wieder gesehen und hatte direkt Gänsehaut. Diese Puppen, das Bühnenbild, die Musik, das ist einfach zeitlos. Und es ist so klassisch inszeniert, dass die Ästhetik auch noch 25 Jahren nach der Ur-Aufführung funktioniert.

TAG24: Ein kompletter Hauptcastwechsel kam in den letzten 22 Jahren sehr selten vor. Planen auch Sie, die Rolle des Scar länger zu spielen?

Merwig: Ja! Ich habe insofern auch das Glück, dass ich Amerikaner bin und meinen Pass nie abgegeben habe. Ich wurde auch schon gefragt, ob ich Interesse hätte, den Scar auch auf Englisch zu spielen. Das interessiert mich natürlich sehr, weil es eben auch die Originalsprache des Stückes ist und darauf habe ich natürlich Lust. Deswegen denke ich, wird mich das Stück und die Rolle noch eine ganze Weile begleiten.

TAG24: Ständig die Koffer für eine andere Stadt oder in Ihrem Fall sogar für ein anderes Land zu packen, stelle ich mir einerseits sehr aufregend, aber andererseits auch sehr anstrengend vor.

Merwig: Auch hier gibt es natürlich Vor- und Nachteile. Ich bin ein geschiedener Mann und habe weder Kind noch Kegel, das hat sich für mich nicht ergeben in dem Beruf. Das war auch der Grund, warum ich gesagt bin, ich bin sehr interessiert, den Scar auch mal in London oder auch Australien zu spielen, weil ich ein Nomade bin und sofort meine Koffer packen und gehen kann.

Seit mehr als 22 Jahren gehört "König der Löwen" bundesweit und weltweit zu den erfolgreichsten Musicals. Bislang sind schon weit über 15 Millionen Tickets verkauft worden. Diese gibt es ab 73,99 Euro auf stage-entertainment.de.

Titelfoto: TAG24

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