Haftbefehl muss wiederbelebt werden, doch kurz danach nimmt er wieder Koks

Offenbach - "Ganz ehrlich, ich wäre gestorben": So beginnt Rapper Haftbefehl (39) seine eigene Doku, die derzeit auf Platz 1 der Netflix-Charts steht. Und wenn man sich die knapp 90-minütige "Babo - Die Haftbefehl-Story" anschaut, dann kann man sagen, dass er jede Menge Glück hat, dass er noch lebt.

Haftbefehl (39) stand jahrelang zugedröhnt auf Konzertbühnen. Das kostete ihm fast das Leben.  © --/Netflix /dpa

Als die Produzenten, darunter Elyas M'Barek (43), anfingen, mit Aykut Anhan, so sein bürgerlicher Name, zu drehen, war ihnen sicherlich nicht bewusst, dass die Doku so eine Wende nehmen wird.

Denn am Ende ist Haftbefehl kaum wiederzuerkennen. Durch den jahrelangen Drogenkonsum hat sich seine Nase stark verändert. Verstecken will er sich nicht, und zeigt in der Doku jede Menge Ehrlichkeit.

Immer wieder putscht er sich für die Bühne - mit Drogen und Alkohol. Nach einem Konzert in Mannheim im August 2022, das er nach einem Song abbrechen musste, wird er von seinem Umfeld überredet, in eine Klinik zu gehen. "Ich habe acht Tage geschlafen. Ich war fix und fertig."

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Doch ändern wird das nichts. Selbst als die Therapeutin ihm sagt, dass er sterben werde, wenn er so weitermache, zeigt Haftbefehl keine Einsicht: "Warum werde ich sterben? Ich nehme seit 23 Jahren Koks, Menschen tun mir tausendmal schlechter als Koks." Die Folge: Er haut aus der Klinik ab.

Im Dezember 2023 dann der vorläufige Höhepunkt. Nach einem Streit mit seinem Bruder nimmt er eine Überdosis Kokain. Anhan wird ins Krankenhaus eingeliefert, muss wiederbelebt werden.

Als er wieder zu sich kommt, die nächste Eskalation. "Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich rumgeschrien habe, alle Kabel abgemacht habe. Ich wollte raus, weitermachen." Und das tut er auch. "Direkt weiter, zehn Gramm."

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Aykut Anhan wuchs mit einem älteren und einem jüngeren Bruder in Offenbach bei Frankfurt auf.  © --/Netflix /dpa

Haftbefehl: "Ich war schon tot praktisch"

Zur Premiere der Doku in München blieb Haftbefehl lieber unter einer Maske. Begleitet wurde er von seiner Frau Nina (34) und den beiden Produzenten Pacco-Luca Nitsche (41, l.) und Elyas M'Barek (43).  © Christophe Gateau/dpa

Der Zustand des heutige 39-Jährigen verschlimmert sich zu dem Zeitpunkt immer mehr. Erschreckend: eine Szene, in der der Rapper mit seinen Dämonen spricht und sie abgrundtief beleidigt.

Am Ende ist es einer seiner Brüder, der ihn durch einen Trick in eine geschlossene Anstalt in Istanbul einweist. Haftbefehl, der sich bis zum Schluss dagegen gewehrt hat, sei mittlerweile froh. "Ich war schon tot praktisch, ich hab gar nichts mehr mitbekommen."

Die Doku zeigt auf beeindruckende Art, wie das Leben des Offenbachers immer weiter Richtung Abgrund lief. Eine nicht verarbeitete Kindheit - der Vater nahm sich selbst das Leben -, der erste Kokain-Konsum mit 13 Jahren, der schnelle Ruhm. Ein Leben, das er nur noch mit Drogen aufrechterhalten konnte.

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Auch seine Frau Nina (34), mit der er zwei Kinder hat, kommt zu Wort. Immer wieder kämpft sie mit den Tränen. "Den Aykut liebe ich, den Haftbefehl nicht!" Sie zeigt sich stark, aber auch verletzlich. Unter anderem auch, weil er spontan den Familienurlaub sausen lässt, selten zu Hause ist und die 34-Jährige mit den Kindern oft alleine lässt.

Streaming-Tipp: "Babo - Die Haftbefehl-Story" auf Netflix.

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