"Weird Al" Yankovic in Berlin: Der Meister der Musik-Parodie reißt den Admiralspalast ab

Berlin - "Weird Al" Yankovic (63) steht nicht nur für Musik-Parodien wie "Amish Paradise" und "Eat It", sondern auch für humorvolle Eigenkompositionen. Mit einer Auswahl seiner Songs stellte er im Berliner Admiralspalast sein Können unter Beweis. Ohne Kostüme, Videoleinwände und sonstigen Kinkerlitzchen. Dafür im ganz intimen Rahmen.

Der 70er-Jahre-Bob mit kurzem Pony ist sein Markenzeichen: Emo Philips (67) begeisterte mit bitterbösem Humor im Admiralspalast.
Der 70er-Jahre-Bob mit kurzem Pony ist sein Markenzeichen: Emo Philips (67) begeisterte mit bitterbösem Humor im Admiralspalast.  © Christian Grube / ArcheoPix Photography

Seit Februar ist der US-amerikanische Songwriter zum ersten Mal in seiner über vierzigjährigen Karriere im deutschsprachigen Raum unterwegs.

Nach Konzerten in Hamburg und Düsseldorf gastierte die Ikone der Gegenkultur am Sonntag im Rahmen seiner "Ridiculously Self-Indulgent, Ill-Advised Vanity Tour" in Berlin.

Während er aktuell in Irland, England und auch den Niederlanden fast ausschließlich vor ausverkauftem Haus spielte, bekam er hierzulande als Nischenkünstler die Hütte nicht voll. Von 1400 Plätzen waren im Admiralspalast nur 500 belegt. Dafür kamen die eingeschworenen Fans.

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Im Vorfeld sagte der Comedian, er wolle auf der Europa-Tournee nicht enttäuschen. Das betonte er auch erneut an diesem Abend. "Wir spielen einige zutiefst unbeliebte Songs", witzelte Yankovic. Und er enttäuschte mit seinen eigenen Stücken nicht.

Doch alles auf Anfang: Den Abend eröffnete sein alter Wegbegleiter Emo Philips (67) mit sardonischem und bitterbösem Humor. Kostprobe gefällig: Trockene Alkoholiker erkenne man am alkoholfreien Bier, so der Stand-up-Künstler. Das könne er nicht nachvollziehen. Es sei so, als würde man "einem Pädophilen einen Kleinwüchsigen in einer Jungpfadfinderuniform vorsetzen".

Auch antwortete der selbstironische 67-Jährige auf vermeintliche Interviewfragen eines Redakteurs der "Berliner Zeitung" vom Dezember auf der Bühne. Kenner wissen: Die Sachen mit dem Interview ist Teil von Philips' Shtick, seines erprobten und selbstironischen Comic-Themas. Stimmt zwar nicht, ist aber zum Brüllen komisch.

Auch optisch ist Emo Philips eine Erscheinung: Man stelle sich Catweazle nach einem Friseurbesuch vor und plötzlich steht Prinz Eisenherz vor einem. Gepaart mit der brüchigen Stimme, der Betonung von Wörtern und dem nervösen Auftreten eines Johann König (50). Nur macht der durch und durch idiosynkratische Philips das schon seit Mitte der 70er.

"Weird Al" Yankovic machte mit seiner "Ridiculously Self-Indulgent, Ill-Advised Vanity Tour" Station in Berlin

"Weird Al" Yankovic (63) legte sich bei seinem Berlin-Konzert ordentlich ins Zeug.
"Weird Al" Yankovic (63) legte sich bei seinem Berlin-Konzert ordentlich ins Zeug.  © Christian Grube / ArcheoPix Photography

Nach einer halben Stunde und einem Dank an "Weird Al", ohne den er nicht in Berlin aufgetreten wäre, räumte er das Feld.

Um Punkt 19.50 Uhr ging das Saallicht zu den Klängen von "O Fortuna" aus und Yankovic saß anschließend flankiert von seiner vierköpfigen Band auf der Bühne auf einem Hocker. Neben ihm lag sein Akkordeon. Das wurde zum Beiwerk und kam wenig zum Einsatz.

Auch auf Brimborium und Requisiten verzichtete der Schauspieler. Zum Running Gag wurde hingegen ein Effektinstrument mit schnarrendem Geräusch. "Ich habe bei Google geschaut, was das Publikum in Berlin hören will. Heraus kam das Vibro Slap", scherzte der fünffache Grammy-Gewinner, der stimmlich in Topform war.

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Das Konzept des Abends war stark an Formate wie "VH1 Storytellers" angelehnt, in dem der Musiker mit von der Genese von Songs erzählt und mit Anekdoten anreichert.

Mit Songs wie "Bob", "Craigslist" und "Nature Train To Hell" bewies Yankovic, dass sich sein eigenes Material nicht vor den Cover-Songs verstecken müssen. Nicht erst beim ersten Cover-Song fingt das Publikum demnach Feuer. Heiß war es durch die Bank weg. Lang genug mussten es schließlich auf ein Konzert von ihm warten.

Konzertkritik: "Weird Al" Yankovic, komm bald wieder!

Mit Gesichtskirmes und Vibrato Slap: "Weird Al" Yankovic (63) lieferte grandios ab.
Mit Gesichtskirmes und Vibrato Slap: "Weird Al" Yankovic (63) lieferte grandios ab.  © Christian Grube / ArcheoPix Photography

Der Musiker mit 14 Studioalben auf dem Zähler erwähnte das bislang in Deutschland nicht verfügbare Biopic "Weird: The Al Yankovic Story" mit "Harry Potter"-Star Daniel Radcliff (33). Er sei "sehr stolz" darauf, aber es fühle sich auch "ein wenig überflüssig" an. Der Grund: "Ich habe schon einen Song über meine Lebensgeschichte geschrieben."

Damit leitete er den letzten Song vor dem Zugabenblock ein: das epische "Albuquerque". Die Zugabe begann wie immer mit einem unverfälschten Cover eines Rock-Klassikers, in diesem Fall "Tutti Frutti" von Little Richard (1932-2020).

Es folgte ein Unplugged-Medley mit einigen seiner Parodie-Cover-Hits: "Amish Paradise", "Smells Like Nirvana", "White & Nerdy" und "Yoda".

Zu den Musik-Persiflagen gesellte sich das A-capella-Stück "Word Crimes" von 2014, das durch eine wunderbar ausgearbeitete Choreografie bestach.

Nach rund zwei Stunden entließ der Stil-Parodist das Publikum mit Bauchschmerzen vor Lachen und einem warmen Gefühl in das Schneegestöber der Berliner Nacht. "Danke Berlin", rief er den Zuschauern während der stehenden Ovationen entgegen und formte mit den Fingern als Geste ein Herz. Von diesem Abend werden die Fans wohl noch länger zehren. Der Wunsch auf eine baldige Rückkehr des 63-Jährigen ist da. Dass dann der Saal auch in Deutschland bis zum letzten Platz gefüllt wird, hat sich Yankovic spätestens nach diesem Abend mehr als verdient.

Titelfoto: Christian Grube / ArcheoPix Photography

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