Todes-Parolen auf Festival: Polizei ermittelt nach Anti-Israel-Rufen gegen Musiker

Von Antonia Hofmann, Jan Mies

Somerset (Vereinigtes Königreich) - Zwei Bands haben die Bühne des weltbekannten Glastonbury-Festivals für antiisraelische Parolen und Kritik an der britischen Regierung genutzt - und das teils live übertragen von der BBC.

Der Bob-Vylan-Musiker heizte das Publikum mit Rufen wie "Death, death to the IDF" ein - jetzt ermittelt die Polizei.
Der Bob-Vylan-Musiker heizte das Publikum mit Rufen wie "Death, death to the IDF" ein - jetzt ermittelt die Polizei.  © Ben Birchall/PA Wire/dpa

Nach den Auftritten des Duos Bob Vylan sowie des irischen Trios Kneecap prüft die Polizei das Videomaterial auf strafrechtliche Relevanz. Die öffentlich-rechtliche BBC und die Organisatoren hätten derweil "Fragen zu beantworten", sagte Gesundheitsminister Wes Streeting (42) bei Sky News.

Die erfolgreichen Versuche des Bob-Vylan-Musikers, das Publikum mit Parolen wie "Free, free Palestine" und mit Blick auf das israelische Militär "Death, death to the IDF" zu Sprechchören anzuheizen, waren live zu sehen. Ein BBC-Sprecher sagte, einige der Kommentare seien "zutiefst beleidigend" gewesen. Der Sender habe auf dem Bildschirm vor "sehr starker und diskriminierender Sprache" gewarnt.

Im Gegensatz zu anderen Band-Auftritten lässt sich der von Bob Vylan nicht mehr nachträglich im BBC-Player im Internet abrufen.

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Das Duo selbst veröffentlichte auf seinem Instagram-Account ein Video der entsprechenden Szene, im Publikum sind zahlreiche palästinensische Flaggen zu sehen.

Hätte die Übertragung abgebrochen werden sollen?

Blick auf das Glastonbury Festival auf der Worthy Farm.
Blick auf das Glastonbury Festival auf der Worthy Farm.  © Scott A Garfitt/Invision/AP/dpa

Kulturministerin Lisa Nandy (45) habe in einem Telefonat mit BBC-Chef Tim Davie (58) eine "dringende Erklärung" gefordert, welche Sorgfaltsprüfung die BBC vor dem Auftritt unternommen habe, berichteten mehrere britische Medien. Auch die israelische Botschaft in Großbritannien zeigte sich auf der Plattform X tief besorgt über eine Normalisierung extremistischer Sprache und die Verherrlichung von Gewalt.

Gesundheitsminister Wes Streeting (42) antwortete auf die Frage, ob die BBC hätte einschreiten und die Übertragung abbrechen sollen, der Sender müsse Fragen dazu beantworten.

Er wisse aber nicht, wie schnell operativ hätte eingegriffen werden können. Er finde es "abstoßend", dass offensichtlich ein Punkt in dem Konflikt erreicht sei, "an dem man die eine oder andere Seite anfeuern soll, als wäre es eine Fußballmannschaft".

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Die Festival-Organisatoren äußerten am Sonntag, die Gesänge von Bob Vylan hätten eine Grenze überschritten. In Glastonbury gebe es keinen Platz für Antisemitismus, Hassreden oder Aufrufe zur Gewalt.

Lange Vorgeschichte des Auftritts von Kneecap

Das irische Hip-Hop-Trio Kneecap gilt als starker Kritiker der britischen Regierung. Sie fordern etwa eine Wiedervereinigung Irlands und ein Ende der Kontrolle über den Norden der Insel.
Das irische Hip-Hop-Trio Kneecap gilt als starker Kritiker der britischen Regierung. Sie fordern etwa eine Wiedervereinigung Irlands und ein Ende der Kontrolle über den Norden der Insel.  © Scott A Garfitt/Invision/AP/dpa

Der Auftritt von Kneecap wurde nur mit Verzögerung übertragen. Einer der Musiker war wegen einer mutmaßlich terroristischen Straftat angeklagt worden, er soll in einem Londoner Konzertsaal eine Hisbollah-Flagge gezeigt haben.

Wie die Nachrichtenagentur PA berichtete, hatte sich deshalb auch Premierminister Keir Starmer (62) gegen den Auftritt der Band auf der Glastonbury-Bühne ausgesprochen.

Festivalbesucher sehen den Auftritt des Hip-Hop-Trios Kneecap. Palästina- und Irland-Flaggen wehen im Publikum.
Festivalbesucher sehen den Auftritt des Hip-Hop-Trios Kneecap. Palästina- und Irland-Flaggen wehen im Publikum.  © Scott A Garfitt/Invision/AP/dpa

Die Musiker griffen die Diskussion auf. Ein Bandmitglied kündigte zunächst einen "Aufstand" vor dem Gerichtsgebäude an, zog das aber wieder zurück.

Später sagte er, Starmer habe nicht gewollt, dass sie spielten - gefolgt von einer unflätigen Beleidigung in Richtung des Premiers.

Titelfoto: Fotomontage: Ben Birchall/PA Wire/dpa//Scott A Garfitt/Invision/AP/dpa

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