30 Jahre nach Unfalltod von TV-Star Antje Garden: "Habe öfter mit meiner toten Frau gesprochen!"

Leipzig/Dresden - Der Tod kommt immer zur falschen Zeit. Doch nie schlug er unverhoffter zu als heute vor 30 Jahren. Gerade noch hatte die beliebte Moderatorin Antje Garden (†42) eine rauschende Ballnacht erlebt, hatte getanzt, gelacht, vor Energie und Leben nur so gesprüht. Nur um Minuten später jäh aus ebendiesem Leben gerissen zu werden. Ein dummer, völlig unnötiger Unfall!

Ihre roten Haare und ihr selbstbewusstes Auftreten ließen Antje Garden (†42) im damaligen TV-Einerlei hervorstechen. Anders als viele TV-Größen der DDR schaffte sie den Sprung ins "West-Fernsehen".
Ihre roten Haare und ihr selbstbewusstes Auftreten ließen Antje Garden (†42) im damaligen TV-Einerlei hervorstechen. Anders als viele TV-Größen der DDR schaffte sie den Sprung ins "West-Fernsehen".  © Bildmontage: imago stock&people

Hunderttausende MDR- und RTL-Zuschauer waren damals erschüttert und geschockt. Für Antje Gardens Familie war der Verlust - natürlich - besonders brutal.

"Die ersten zehn Jahre nach ihrem Ableben konnte ich nichts machen, auch nicht singen", erzählt Rainer Garden (71) von seiner langen Trauerphase. Der gelernte Maschinenbauer hatte zunächst als Reparaturschlosser unter Tage gearbeitet, dann in den 1970ern ein Musikstudium abgeschlossen. Seither verdiente er als Sänger sein Geld.

Doch das Unglück in jener Frühjahrsnacht nahm ihm die Worte und die Freude am Gesang. "Ich habe mich damals erst mal voll und ganz um die Kinder gekümmert", berichtet der Vater, der plötzlich allein dastand mit einem zwölfjährigen Sohn und einer achtjährigen Tochter.

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Der Rest einer Bilderbuchfamilie, die in ein tiefes Loch gefallen war, nun irgendwie da raus- und durchkommen musste. Es ging dann auch, immer besser, Stück für Stück, irgendwie.

Ein Foto der Familie Garden aus dem Jahr 1990. Heute sind die Kinder von damals längst erwachsen.
Ein Foto der Familie Garden aus dem Jahr 1990. Heute sind die Kinder von damals längst erwachsen.  © imago stock&people

Alkoholisierter Kollege fuhr Antje Garden in den Tod

Im Schloss Albrechtsberg fand 1993 der Landespresseball statt. Der Abend endete tragisch.
Im Schloss Albrechtsberg fand 1993 der Landespresseball statt. Der Abend endete tragisch.  © imago stock&people

Rainer Garden überzeugte als hingebungsvoller Vater. Sprach mit seinen Kindern "über Gott und die Welt, Politik, alles Mögliche". Auch Sorgen und Nöte, na klar. Aber fast nie über den Tod der geliebten Mutter und Ehefrau. "Damals war der Schmerz zu groß", sagt er. "Und auch heute reden wir ganz selten darüber."

Weil er, wie er erklärt, am Trauma der Kinder, die das Thema von sich aus nicht anschneiden, nicht rühren möchte. Auch an Jahrestagen wie diesem nicht. 30 Jahre nach der Katastrophe ...

Rückblende! Es war die Nacht vom 19. auf den 20. Mai 1993. Die Nacht auf Himmelfahrt. Im Dresdner Schloss Albrechtsberg trafen sich Politiker, Journalisten und Prominente zum Landespresseball. Walzerklänge waberten über die Hänge der Elbe, eine sektselige Stimmung machte sich im prunkvollen Gemäuer breit. Es war die Zeit des Aufbruchs kurz nach der Wende.

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Den meisten, die sich hier auf dem Ball amüsierten, war der Sprung in die Marktwirtschaft geglückt. Auch Antje Garden blickte optimistisch nach vorn. Als 27-Jährige war sie 1978 zum Fernsehen der DDR gekommen, hatte sich als Ansagerin und Moderatorin einen Namen gemacht.

Antje Garden moderierte den Riverboat-Vorgänger "MDR-Club"

Dieses Bild aus glücklichen Tagen schaut sich Rainer Garden immer wieder gerne an.
Dieses Bild aus glücklichen Tagen schaut sich Rainer Garden immer wieder gerne an.  © Ralf Seegers

Nach dem Ende des Deutschen Fernsehfunks (DFF), wie das DDR-Fernsehen damals hieß, hatten sich RTL und Mitteldeutscher Rundfunk mit Jobangeboten bei ihr gemeldet. Als Moderatorin des MDR-Clubs (Vorläufer vom Riverboat) talkte Antje Garden regelmäßig mit Prominenten.

Die Zukunft sah rosig aus. Und in Berlin wartete stets ihre kleine Familie auf die Rückkehr der geliebten Mama.

Am nächsten Tag warteten die Lieben vergebens - das Schicksal sah ein Happy End nicht vor.

Stattdessen ließ es zu, dass Antje Garden, noch in bester Ball-Laune, zu einem alkoholisierten Kollegen ins Auto stieg. Der war Landespolitik-Chef beim MDR, gemeinsam wollte man noch weiterfeiern in der Diskothek Hollywood. Doch der Kollege war betrunken, fuhr außerdem zu schnell, die Straßen waren regennass.

Nur wenige Hundert Meter vom Schloss Albrechtsberg entfernt, in einer Linkskurve auf der Bautzner Straße, brach der BMW des Politik-Redakteurs aus, prallte gegen einen Betonmast. Trotz Wiederbelebungsversuchen überlebte Antje Garden den Unfall nicht. Der Todesfahrer dagegen schon - wenn auch schwer verletzt.

In Haft kam er nie. Rund eine Woche später wurde Antje Garden auf dem Friedhof Berlin-Friedrichshagen beigesetzt. Bei der Trauerfeier zuvor, im noch offenen Sarg, hatten ihre roten Haare dabei ein schwarzes Kleid umrankt. TV-Deutschland trug Trauer und fragte sich: Warum?

Rainer Garden (71) lebt heute in Berlin-Pankow. Der harte Schicksalsschlag hat ihn nie bitter werden lassen, er ist ein empathischer Mensch geblieben.
Rainer Garden (71) lebt heute in Berlin-Pankow. Der harte Schicksalsschlag hat ihn nie bitter werden lassen, er ist ein empathischer Mensch geblieben.  © Ralf Seegers

Rainer Garden über seine Antje: "Wir waren glücklich bis zum letzten Tag!"

So berichtete damals die Dresdner Morgenpost über das Unglück.
So berichtete damals die Dresdner Morgenpost über das Unglück.  © Archiv

Auch Rainer Garden mag gehadert haben, mittlerweile blickt er nach vorn. "Bis vor ein paar Jahren habe ich noch öfter mit meiner toten Frau gesprochen", sagt er. Auch wenn das heute seltener passiere, sei sie doch "für immer in meinem Herzen", versichert er. Und: "Wir waren glücklich bis zum letzten Tag."

Heute macht es Rainer Garden glücklich, dass Sohn und Tochter es trotz einer Jugend ohne Mutter gepackt haben, erfolgreich sind im Beruf. Sich auch regelmäßig bei ihm melden. Eine Enkeltochter gibt es außerdem - der Sänger ist ganz vernarrt in die Kleine (2).

Da passt es gut ins Bild, dass er, der sich seit Corona beruflich etwas rar gemacht hatte, sein Comeback für diesen Sommer mit einem Lied über Kinder plant. Ausgerechnet! "'Kinder dieser Welt' soll es heißen", verrät der Witwer und stolze Vater, "ein Duett mit der Berliner Sängerin Ramona Lukas."

Garden möchte damit auch jene Eltern sensibilisieren, die nicht immer liebevoll mit ihren Kindern umgehen. Empathie gerade Kindern gegenüber ist ihm ein Herzensanliegen - sicher auch, weil er als damals Alleinerziehender nur zu gut weiß, wovon er da singt.

Titelfoto: Bildmontage: imago stock&people, Ralf Seegers

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