Achtung: Influencerin gibt Tipp und führt Euch in die Irre

TAG24-Redakteur Florian Gürtler (46) nutzt eine Aussage von Influencerin Tami Tilgner, um in einem Kommentar davor zu warnen, mit falschen Erwartungen eine Karriere als Influencerin oder Influencer anzustreben.

Frankfurt am Main - Unter den Promis und Sternchen unserer Zeit nehmen sie einen bedeutenden Platz ein: die Influencerinnen und Influencer. Zu dieser Gruppe von Social-Media-Stars gehört auch die 25-jährige Tami Tilgner aus Frankfurt am Main. Die auf Fitness spezialisierte Mutter eines kleinen Sohnes (2) veranstaltete kürzlich ein Q&A auf Instagram und gab dabei ihren Fans einen Tipp, der jedoch auch auf fatale Weise in die Irre führen kann.

Die Montage zeigt Screenshots zweier Instagram-Storys von Tami Tilgner - die 25-Jährige hat auf der Foto-Plattform rund 311.000 Follower hinter sich versammelt.
Die Montage zeigt Screenshots zweier Instagram-Storys von Tami Tilgner - die 25-Jährige hat auf der Foto-Plattform rund 311.000 Follower hinter sich versammelt.  © Montage: Screenshot/Instagram/tamitilgner

Eine Followerin oder ein Follower hatte die 25-Jährige gefragt, ob es möglich sei, als Influencerin oder Influencer "sehr gut" zu verdienen.

Tami antwortete darauf schriftlich in einer Instagram-Story: "Ja, sofern man sehr viel arbeitet & immer up to date bleibt. Man muss das wirklich WOLLEN, man wird nicht mehr aus Zufall erfolgreich. Die Konkurrenz ist riesig geworden und die Qualitätsmesslatte immer höher angesetzt durch diese Entwicklung."

Die Antwort der Frankfurterin ist nicht unproblematisch, denn sie beinhaltet einerseits reale Fakten, anderseits eine gänzlich falsche Schlussfolgerung.

Emotionale Vatertagsgrüße! So süß bringen Zarrella-Brüder Papa Bruno zum Weinen
Promis & Stars Emotionale Vatertagsgrüße! So süß bringen Zarrella-Brüder Papa Bruno zum Weinen

Vor zwei Jahren haben die Autoren Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt mit "Influencer - die Ideologie der Werbekörper" (Suhrkamp-Verlag 2021) ein Fachbuch zum Influencer-Phänomen vorgelegt, das in diesem Zusammenhang von Bedeutung ist.

Die Karriere als Influencer als "letztes Residuum des American Dream"

TAG24-Redakteur Florian Gürtler (46) lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
TAG24-Redakteur Florian Gürtler (46) lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.  © Florian Gürtler

Unter Rückgriff auf die Untersuchungen des Soziologen Oliver Nachtwey und dessen Buch "Die Abstiegsgesellschaft" (Suhrkamp-Verlag 2016) stellen Nymoen und Schmitt fest, dass der Traum von einer erfolgreichen Karriere als Influencer für viele junge Menschen ein "letztes Residuum des American Dream" darstelle.

Doch dieser Anschein trüge nur allzu oft.

"Ob auf YouTube, Instagram oder TikTok: Innerhalb weniger Jahre nach der Entstehung eines neuen Onlinemediums haben sich stets Cliquen erfolgreicher Influencer herausgebildet, die kaum noch von ihren Positionen zu verdrängen sind. Ist diese Phase (vorläufig) abgeschlossen, bleiben die Netzpioniere, die die digitale Landnahme als Erste gemeistert haben, in der Folge zumeist unter sich (...)."

Richard Lugner & sein "Bienchen" verraten Details rund um ihre Hochzeit
Promis & Stars Richard Lugner & sein "Bienchen" verraten Details rund um ihre Hochzeit

Vor diesem Hintergrund ist der Hinweis von Tami Tilgner auf den großen Konkurrenzdruck auf Social Media also durchaus richtig.

Experten sicher: "Für viele Menschen bleibt der Traum vom Aufstieg auch im Netz ausgeträumt"

Die Schlussfolgerung der 25-Jährigen, dass Erfolg dennoch möglich sei, wenn man es nur "wolle" und viel arbeite, ist jedoch pure Ideologie, denn ein mögliches Scheitern wird so der alleinigen Verantwortung des Einzelnen zugeschoben: Wer es nicht schafft, war eben nicht fleißig genug, hat nicht genug Willenskraft gehabt. Doch diese Sichtweise ist falsch.

Wie die beiden Fachbuch-Autoren erläutern, hat jeder, der es bei dieser Konstellation dennoch versucht, als neuer Influencer quasi bei null anzufangen, unglaublich schwer, da "die bereits erfolgreichen Platzhirsche den Markt dominieren und davon ausgehen können, dass ihre Videos und Bilder vom Algorithmus (und der Community) bevorzugt behandelt werden".

Willenskraft und Fleiß reichen also keineswegs aus, um auf Social Media zu Erfolg und Wohlstand zu kommen - oder wie Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt schreiben: "Für viele Menschen bleibt der Traum vom Aufstieg auch im Netz ausgeträumt."

Titelfoto: Montage: Screenshot/Instagram/tamitilgner

Mehr zum Thema Promis & Stars: