Timmersiek - Ann-Kathrin Bendixen (25) alias "Affe auf Bike" hat in der neuen Folge ihres Podcasts "Schnack auf Achse" das erste Mal von einem sexuellen Übergriff auf einer ihrer Solo-Reisen berichtet. Im Gespräch mit Podcast-Partner Gabriel Kelly (23) betonte sie auch, dass dieses Ereignis lange kein Einzelfall gewesen sei.
"Alles, was man sich im Kopf ausmalt, passiert einem als Frau beim Reisen", so die 25-Jährige aus eigener Erfahrung.
Vor jeder Reise treffe die Influencerin Sicherheitsvorkehrungen. Ein Messer habe sie immer dabei, dort wo es erlaubt ist, wie in Kanada und Alaska, auch Bärenspray. Nicht nur wegen der Bären, sondern vor allem wegen Männern. Denn gerade unterwegs treffe sie "viele [...], die einem Schlechtes wollen".
Gerade am Anfang ihre Solo-Reisen erlebte sie Situationen, die sie bis heute nicht loslassen. "Ein Mann hat sich nackt an mir gerieben. Danach hat er mir Geld zugesteckt, als wäre ich eine Nutte", erzählte sie. "Ich habe ihn getreten, mich gewehrt. Ein anderer, der daneben saß – ein Vater – hat dann gesagt: 'Wir lassen sie gehen, bevor es zum Äußersten kommt'."
Dazu gekommen sei es – neben dem offensichtlichen Fehlverhalten der Männer – weil sie nicht auf ihr Bauchgefühl gehört habe. Dieses habe schon beim Einsteigen in den Camper der Männer "Nein" gesagt. Aber: "Ich hatte keine Gelder, habe auf Bauernhöfen gearbeitet, um jeden Cent zusammenzukratzen, um meinen Tank aufzufüllen", erklärte die leidenschaftliche Motorradfahrerin.
Heute rät sie allen Eltern von Solo-Reisenden, ihre Kinder dahingehend zu bestärken, auf ihr Bauchgefühl zu hören und sich nicht aus vermeintlich (finanzieller) Not in Gefahr zu begeben. "Meine Eltern hätten mich auf jeden Fall unterstützt, ich habe mich einfach so geschämt und die Sache dann totgeschwiegen."
Affe auf Bike: "Auch ich habe eine Grenze und die wird oft in der Gesellschaft nicht erhört!"
Gabriel Kelly lobte den Mut seiner guten Freundin und meinte, sie könne "stolz sein", dass sie sich ihren Traum [des alleine Reisens] nicht davon habe kaputtmachen lassen.
Doch Ann-Kathrin wirkte eher wütend. Wütend darüber, dass "jede Frau mindestens eine solche Geschichte hat und keine redet wirklich darüber, weil man immer das Gefühl hat, man wird nicht ernst genommen".
Bis heute erlebe sie jeden Tag Nachrichten von Männern wie "Man kann ja nicht mal eine Hand reichen, ohne dass es sexuelle Belästigung ist" oder "Nur, weil man dir mal ein bisschen an Arsch geht", die sie nicht loslassen.
"Nur, weil ich es immer weg schweige, heißt es nicht, dass es mich nicht belastet. Eigentlich passt es nicht zu mir, weil ich eine Person bin, die viel lacht und auch viel Körpernähe akzeptiert, bevor sie 'Nein' sagt. Doch auch ich habe eine Grenze und die wird oft in der Gesellschaft nicht erhört!"
Dazu kommen die vielen kleinen Übergriffe im Alltag, die gesellschaftlich längst als "normal" gelten. "Dass mir Männer hinterherlaufen, mich filmen, mir schreiben 'Ich liebe dich' – das gehört schon so sehr dazu, dass es mich kaum noch stört. Und das ist krank."