Boris Becker seit dem Knast kein "Menschenfreund" mehr: "Gebranntes Kind"

Von Julia Kilian und Jan Mies

Berlin - Die Zeit im Gefängnis hat Boris Becker (57) nach eigenen Angaben verändert - und insbesondere auch seinen Freundeskreis.

Boris Becker (57) hat ein Buch über seine Zeit im Gefängnis in London geschrieben.
Boris Becker (57) hat ein Buch über seine Zeit im Gefängnis in London geschrieben.  © Marcus Brandt/dpa

"Ich bin extrem vorsichtig geworden mit Menschen. Das Vertrauen ist schon angekratzt", sagte der frühere Tennis-Star im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Früher sei er "ein Menschenfreund" gewesen, er habe erst mal jeden reingelassen. "Das ist nicht mehr der Fall", sagte der 57-Jährige.

Becker war im April 2022 in London zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden, nachdem er in einem Insolvenzverfahren Vermögenswerte nicht ordnungsgemäß angegeben hatte.

Er saß 231 Tage in Haft, ehe er nach Deutschland abgeschoben wurde. In seinem Buch "Inside" berichtet Becker detailliert von den Begegnungen mit Mitgefangenen und falschen Freunden aus der Zeit vor der Verurteilung.

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"Ich bin sehr vorsichtig und habe auch nur noch einen kleinen Freundeskreis. Und das wird sich auch, glaube ich, so schnell nicht ändern", sagte Becker.

"Da bin ich schon ein gebranntes Kind. Es gibt da dieses Sprichwort: 'Zeig mir deine Freunde, deinen Freundeskreis, dann sage ich, wer du bist.' Mein Freundeskreis heute, der kann sich sehen lassen, aber den zeige ich nicht, ich spreche nicht darüber."

Viele hätten ihm im Verlauf seiner schweren Jahre den Rücken gekehrt oder sich nicht mehr mit ihm auseinandersetzen wollen.

Boris Becker: Frühere Freunde klopfen plötzlich wieder an

Zur Buchvorstellung in Berlin Kam Becker unter anderem mit seiner Frau Lilian de Carvalho Monteiro (35).
Zur Buchvorstellung in Berlin Kam Becker unter anderem mit seiner Frau Lilian de Carvalho Monteiro (35).  © Annette Riedl/dpa

"Und das ist okay", sagte Becker. "Ich merke jetzt, dass die meisten wieder anklopfen und gerne wieder irgendeine Rolle spielen würden. Also ich merke, dass dieses Zerren um mich und dieser Versuch der Vereinnahmung wieder probiert wird."

Der frühere Grand-Slam-Gewinner lebt seit April 2023 mit seiner Ehefrau Lilian (35) in Italien, das Paar erwartet ein Kind. Eine Rückkehr nach Deutschland steht nicht zur Debatte. "Kurze Antwort: Nein", antwortete Becker auf eine entsprechende Frage.

"Das hat natürlich auch mit dem Wunsch nach einem Privatleben zu tun, auch mit dem Wunsch, nicht jede Woche etwas über mich lesen zu müssen - ob gut oder schlecht, ist egal. Und ich glaube, da haben wir mit Italien eine sehr gute Wahl getroffen."

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Er sei seit seinem sensationellen ersten Sieg in Wimbledon 1985 eine öffentliche Person. "Ob ich das will oder nicht!", sagte Becker.

"Fremde Menschen bewerten, urteilen über mich - unabhängig davon, ob sie mich wirklich kennen. Ich bin populär bei einigen und unpopulär bei anderen teilweise aus dem gleichen Grund. Ich habe gelernt, dass ich es nicht allen Menschen recht machen kann und lebe mein Leben."

Titelfoto: Marcus Brandt/dpa

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