Chris Tall ringt mit den Tränen: "Das Leben ist nicht mit 18 vorbei"
Köln - Eigentlich kennt man den Hamburger als Spaßkanone, als den Typen mit der lauten Stimme, der jeden Saal in Sekunden zum Lachen bringt. Doch jetzt zeigt sich Chris Tall (34) von einer ganz anderen Seite.
Alles in Kürze
- Chris Tall zeigt sich emotional in der WDR-Sendung "Kölner Treff".
- Er spricht über seine Suche nach Anerkennung und Selbstachtung.
- Der Comedian gesteht, dass er lange Zeit von außen bestätigt werden wollte.
- Seine Reise zu sich selbst begann mit der Frage: "Was will ich eigentlich?"
- Chris Tall ist aktuell in psychologischer Behandlung und reflektiert über sein jüngeres Ich.

Als Teil der Runde in der WDR-Sendung "Kölner Treff" stimmt der sonst so aufgedrehte und laute Comedian plötzlich ganz ernste Töne an. Im Zuge seines neuen Romans, in dem es um Selbstachtung und Unsicherheiten geht, gesteht der 34-Jährige auch seine eigenen Unsicherheiten.
Die Suche nach Anerkennung und der ständige Versuch, dazuzugehören. "Ich habe einfach gemerkt, dass ich mein Glück immer abhängig gemacht habe von außen", beichtet Chris im Gespräch mit Moderatorin Susanne Link (48).
"Ich habe so lange Wertschätzung bei anderen gesucht, bis ich gemerkt habe, dass ich abhängig war von dem, was andere wirklich fühlen", so der Comedian weiter. Die Suche nach Bestätigung fange bereits im Jugendalter an. Markenklamotten, die einem eigentlich nicht gefallen oder eine neue Frisur, die gar nicht zu einem passt. Alles nur, um dazuzugehören.
"Irgendwann habe ich mich gefragt: Was will ich eigentlich? Wie möchte ich wahrgenommen werden?" - und startete damit die Reise zu sich selbst. Höflich möchte er sein. Witzig, loyal.
Comedian Chris Tall zeigt sich beim "Kölner Treff" von emotionaler Seite

Die Einsicht komme dabei jedoch nicht von heute auf morgen. Er beschreibt diesen inneren Wandel nicht als plötzlichen Befreiungsschlag, sondern als Prozess – einen, der auch mit Mitte 30 noch im Gange ist. "Das Leben ist nicht mit 18 vorbei. Auch mit 40 bekommst du noch emotionale Schellen und denkst dir: Wo kommen die jetzt her?", so Chris weiter.
Als die Moderatorin fragt, was der jüngere Chris über den erwachsenen Chris heute denken würde, trifft sie damit einen besonders emotionalen Punkt. Aktuell sei der Comedian nämlich in psychologischer Behandlung. Dort gehe der 34-Jährige regelmäßig geistig auf Reisen und trifft dort immer wieder auf sein jüngeres Ich.
"Immer wenn ich mich sehe, habe ich das Gefühl, ich muss mich in den Arm nehmen und mir sagen: Alles wird gut", beichtet Chris sichtlich gerührt.
Er spricht über die Stärke seiner kindlichen Version – und die Schwäche, die manchmal im Erwachsenenleben zurückkehrt. "Im Grunde sind wir alle noch die Kinder, die wir mal waren – nur größer", erklärt der 34-Jährige schließlich mit Tränen in den Augen am Ende des Gesprächs.
Titelfoto: WDR/Melanie Grande