Während der Dreharbeiten nahm der Krebs überhand: ARD zeigt Hannelore Elsners (†76) letzten Film

München - Was muss das für ein Gefühl sein, eine todkranke Frau zu spielen, wenn man selbst sterbenskrank ist? Vor gut einem Jahr, am 21. April 2019, starb Hannelore Elsner mit 76 Jahren an Krebs. Kurz zuvor hatte sie noch für ihren letzten Film vor der Kamera gestanden - als krebskranke Mutter.

Dr. Thomas Feiffer (Marcus Mittermeier) behandelt die krebskranke Rose Just (Hannelore Elsner) in einer Szene des Films "Lang lebe die Königin".
Dr. Thomas Feiffer (Marcus Mittermeier) behandelt die krebskranke Rose Just (Hannelore Elsner) in einer Szene des Films "Lang lebe die Königin".  © Marc Reimann/BR/ARD Degeto/ORF/Neue Schönhauser Filmproduktion GmbH/dpa

In "Lang lebe die Königin" spielt sie die rabiate und oft gnadenlose Mutter Rose Just, die unheilbar erkrankt ist und trotzdem nicht damit aufhören kann, ihrer Tochter das Leben schwer zu machen.

An diesem Mittwoch, eine Woche nach Elsners erstem Todestag, zeigt das Erste diesen Film, der zum Vermächtnis der großen Schauspielerin geworden ist. 

Weil ihre Krankheit während der Dreharbeiten übermächtig wurde, sprangen fünf hochkarätige Schauspiel-Kolleginnen ein, um die fehlenden Szenen zu drehen, die Elsner selbst nicht mehr vollenden konnte: Iris Berben, Gisela Schneeberger, Hannelore Hoger, Eva Mattes und Judy Winter.

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Es ist ein Konzept, das US-Regisseur Terry Gilliam in Hollywood auch schon anwandte, als Heath Ledger 2008 während der Dreharbeiten zu seinem letzten Film "Das Kabinett des Doktor Parnassus" starb. Für ihn sprangen damals Johnny Depp, Jude Law und Colin Farrell ein. Es wurde Ledgers letzter Film und gleichzeitig eine Hommage an ihn.

Genau so ist "Lang lebe die Königin" nun auch Elsner gewidmet. "Hannelore Elsner hat ihren Beruf sehr geliebt", sagt Einspringerin Berben laut ARD-Pressemappe. "Und der Beruf hat auch Hannelore Elsner sehr geliebt. Dass ich in diesem Film eine Szene übernommen habe, die sie nicht mehr spielen konnte, war eine letzte Verneigung vor ihr." 

Judy Winter sagt: "So haben wir ihr zeigen können, wie sehr wir sie als Schauspielerin geschätzt haben."

"Lang lebe die Königin": Hannelore Elsner spielt posthum alle an die Wand

Hannelore Elsner konnte ihren letzten Film aufgrund ihrer Krankheit nicht zu Ende drehen.
Hannelore Elsner konnte ihren letzten Film aufgrund ihrer Krankheit nicht zu Ende drehen.  © Oliver Stratmann/dpa

Die fünf treten nun jede in jeweils einer Szene auf - und zeigen damit auch, was Schauspiel-Deutschland mit Elsner verloren hat. So herausragend die fünf in ihren eigenen Rollen sicher sind - Elsner spielt sie als Rose, eine zerrissene Persönlichkeit zwischen Lebenslust und erbarmungsloser Härte, posthum alle an die Wand.

Im Zentrum des Films über die an Krebs sterbende Frau steht die komplizierte, oft schmerzerfüllte Beziehung zu ihrer Tochter Nina (Marlene Morreis), die verzweifelt um die Anerkennung und die Liebe ihrer Mutter kämpft, sie aber auch dann nicht bekommt, als Rose im Sterben liegt. 

An Elsners Seite glänzt Günther Maria Halmer als bedingungslos liebender Partner Werner.

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Halmer wurde damals vom Tod seiner Set-Kollegin völlig überrascht. !Alle waren wie vor den Kopf geschlagen!, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. !Die Hannelore hat am Set viel gelacht – sie war eigentlich so, wie ich sie kannte. Und als sie eines Tages mit einer Halskrause erschien, erzählte sie nur, sie hätte sich im Bett verlegt."

Eine Tragikomödie soll es sein, deren Tragik das Komödiantische aber auch deshalb überlagert, weil jedem Zuschauer klar sein muss, dass Elsner ihr eigenes Schicksal, ihren eigenen Tod, in ihrer Rolle vorwegnimmt. In ihrer letzten Szene ihres letztes Filmes liegt sie im Sarg. Eine fast unvorstellbare Kraftanstrengung.

"Ohne Spiel ist mir das Leben einfach zu ernst"

Hannelore Elsner bei Dreharbeiten im Jahr 1996.
Hannelore Elsner bei Dreharbeiten im Jahr 1996.  © Nestor Bachmann/Zentralbild/dpa

"Sie wollte bis zum Schluss arbeiten, bis zum Schluss das Leben fühlen. Vom Tod wollte sie nie etwas wissen", sagte ihr Sohn Dominik Elstner, den sie aus einer Beziehung mit dem Regisseur Dieter Wedel hat, bild.de kurz vor dem ersten Todestag seiner Mutter. 

"Wann immer das Thema zur Sprache kam, wurde sie unwirsch, selbst, als es ihr schon sehr schlecht ging." Genau wie ihre Rolle Rose im Fernsehen. "Den unerschütterlichen Glauben, dass alles gut wird, verlor sie nie. Auch nicht, als sie schon ins Krankenhaus musste."

"Ohne Spiel ist mir das Leben einfach zu ernst" hatte Elsner in ihrer Biografie geschrieben. Dieser Satz bestimmte auch die Trauerfeier für sie in München, bei der Weggefährten sie für ihre Leidenschaft und Kompromisslosigkeit feierten.

Jahrzehntelang hatte Elsner die Kulturlandschaft in Deutschland geprägt. Schon als Jugendliche stand die nur 1,60 Meter große Schauspielerin, die vielen als Diva mit Allüren galt, vor der Kamera. 

In mehr als 200 Fernseh- und Kino-Rollen war sie zu sehen, oft mit ihrem charakteristischen Lachen, dem vielleicht strahlendsten der deutschen Fernseh-Geschichte nach Lilo Pulver. Im TV war sie besonders erfolgreich als "Die Kommissarin", 1994 bis 2006 im Ersten zu sehen.

Was das kulturelle Deutschland mit Elsner verloren hat, zeigt ihr letzter Film. Was ihr Sohn verloren hat, beschreibt er so: "Weihnachten, Ostern, mein Geburtstag – all diese Anlässe sind sehr farblos geworden, seit sie nicht mehr da ist."

Titelfoto: Marc Reimann/BR/ARD Degeto/ORF/Neue Schönhauser Filmproduktion GmbH/dpa

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