Hamburg - Bei der queeren Community steht die berühmte "Harry Potter"-Autorin Joanne K. Rowling (59) wegen ihrer Aussagen über Transmenschen und besonders -frauen häufig in der Kritik. Model Felix Nieder (32), der sich auf den Laufstegen als genderfluid definiert, verriet am TAG24-Mikrofon, was er von der Debatte hält und ob er die magische Welt deshalb verstößt.
"Also grundsätzlich sehe ich natürlich das Werk als einzelnstehend, und es ist wahnsinnig toll, wie viele Menschen verbunden wurden und wie viel Diversität im Film an sich gezeigt wird", erklärte der 32-Jährige am lilafarbenen Teppich der 10-Jahres-Feier des "Mehr! Theaters am Großmarkt" vergangenen Donnerstag.
Das Model ergänzte allerdings: "Man muss aber auch sagen, dass ich ganz vehement dem widerspreche, was J.K. Rowling gesagt hat, nämlich, dass sie gegen Transmenschen ist!"
Die "Harry Potter"-Autorin spricht sich seit vielen Jahren für das biologische Geschlecht aus und lehnt damit die Definition von Transfrauen als Frau ab.
Bereits 2020 twitterte die Britin, dass es ohne Geschlecht keine gleichgeschlechtliche Anziehung gäbe und die Lebensrealitäten von Frauen weltweit gelöscht würden. Auch zog sie öffentlich den Begriff "menstruierende Menschen" ins Lächerliche und betonte, dass es doch früher eine "einfache" Bezeichnung (Frauen) dafür gegeben hätte.
Nieder selbst ist homosexuell und arbeitet genderfluid. Das heißt, auf Laufstegen präsentiert er neben Hosen auch Röcke oder Kleider. Daneben engagiert er sich politisch und setzt sich für die queere Community ein.
Felix Nieder: Harry Potter steht für so viel mehr
Bei der Gala im "Mehr! Theater am Großmarkt", das seit mehreren Jahren das Stück "Harry Potter und das verwunschene Kind" zeigt, trat Nieder gemeinsam mit seiner TikTok-Oma Waltraud Bräuß (88) deshalb erst recht "provokant" auf.
"Oma und ich setzen hier heute ein Zeichen", erklärte er mit Blick auf seinen Pink-Couture-Look. "Wir wollen die Menschen bewegen. Wir wollen, dass sie nachdenken. Ich glaube, mit einem Outfit, was einfach ganz normal daherkommt, schafft man das oft nicht", so Nieder, der sich wünscht, gerade im Rahmen des leider inzwischen teilweise kritisch beäugten "Harry Potter"-Universums in einen Diskurs zu kommen.
Denn, wenn nicht im Bereich Kunst und Kultur, wo dann? "Theater steht für bunte Welt, Männer ziehen Frauenperücken auf, haben Make-up im Gesicht", sagte Nieder schließlich, der selbst bereits in einem Brautkleid über den Laufsteg flanierte.
"Es macht mich einfach stolz, dass trotz ihrer (J.K. Rowlings, Anm. d. Redaktion) Ideologie so viel daraus wurde", betonte der Autor schließlich und predigte, trotz aller Aussagen der Schriftstellerin seine ganz eigene Vorstellung und Leidenschaft für die zauberhafte Welt von Harry, Hagrid, Dumbledore und Co. nicht aufzugeben. Er selbst mache das auch nicht, denn dafür stünden die Geschichte für so viel mehr.
"Ich liebe Harry Potter [...]. Ich kann mich mit ihm sehr identifizieren, weil er selbst von seiner Familie verstoßen wurde und dann eine neue Familie gefunden hat in Hermine und Ron. So ein bisschen ist es ja bei mir auch. Die männlichen Teile in meiner Familie haben mich verstoßen - und meine weiblichen Teile wie Oma und Mama, da habe ich meine neue Familie drin gefunden."