Nach 30 Jahren: Herbert Grönemeyer haut neues Unplugged-Album raus
Von Sabrina Szameitat, Simone A. Mayer
Berlin - Herbert Grönemeyer (69) hat Generationen von Konzertgängern geprägt. Er ist eine Art Konsenskünstler, auf den sich Tausende Menschen einigen können. Nun legt er nach. Unter dem Titel "Unplugged 2 - Von allem anders" bringt der in Bochum aufgewachsene Musiker jetzt seine zweite Unplugged-Platte heraus.

Darauf zu hören sind Songs, die nach 1995 erschienen sind - also nach seinem ersten derartigen Album, das bei MTV-Unplugged entstanden war und 1995 veröffentlicht wurde. Er war damals der erste nicht-englischsprachige Künstler, der bei der Konzertreihe auftreten durfte.
Man könnte enttäuscht sein von dem neuen Album - schließlich hat er darauf nur einen neuen Song ("Flieg"). Aber es gibt keinen Grund für diese Enttäuschung: Ohne elektrische Verstärkung, mit akustischen Instrumenten eingespielt und unter anderem vom 64-köpfigen Berliner Rundfunkchor begleitet, bekommen seine Songs eine neue Intensität.
Ein Highlight: Grönemeyers wahrscheinlich bekanntester Song "Mensch". Der Sänger findet: "Die 'Mensch'-Version ist etwas stiller und nachdenklicher als das Original."
Er hatte den Song ursprünglich nach zwei Schicksalsschlägen im Jahr 2002 veröffentlicht. 1998 waren ein Bruder und kurz darauf seine Frau Anna gestorben. Nun klingt es melancholischer.
Herbert Grönemeyer singt mit Peter Fox

Auch für die neue Unplugged-Platte hat sich Grönemeyer Verstärkung geholt: Beim Song "Demo" singt er zusammen mit der Sängerin Lea (33) im Duett. Der Berliner Musiker Peter Fox (54) ist im Track "Warum" zu hören.
Ein Künstler, den er bewundert, wie Grönemeyer erzählt: "Dass er beim Album mitgemacht hat, fand ich überraschend und hat mich sehr gefreut." Und: "Er wäre auch ein Kandidat, mit dem ich noch mal zusammenarbeiten würde."
Gerade Arrangements, bei denen die Chorstimmen einen großen Anteil erhalten, sind packend und herzergreifend. Zum Beispiel der Titel "Der Weg" über Trauer und Verlust sowie eine A-cappella-Version des Liebeslieds "Unfassbarer Grund", bei der der eigentliche Star passagenweise gar in den Hintergrund tritt.
Intensiv wirkt das Arrangement seines Klassikers "Flugzeuge im Bauch" mit Chorbegleitung, der einzige Song auf dem Album, der vor 1995 erschienen ist. Aber es geht nicht nur ruhig zu, Grönemeyer hat etwa den Konzert-Klassiker "Das ist los" unplugged eingespielt - ohne die Energie aufzugeben.
"Unplugged 2 - Von allem anders" ist auf jeden Fall auch ein Album für Fans. Wer die Originale kennt, wird tolle Betonungen erleben. Man ist gut damit beraten, die Platte laut aufzudrehen und ganz genau hinzuhören. Wer hingegen kein Fan von Grönemeyer ist, hat mit "Unplugged 2" die Chance, sich einem der erfolgreichsten Popstars Deutschlands neu zu nähern.
Titelfoto: Rolf Vennenbernd/dpa