Boateng spricht vor Gericht erstmals über Gewaltvorwürfe und Kasia Lenhardt

München - Schon dreimal hat sich ein Gericht mit den Gewaltvorwürfen von Jérôme Boatengs (35) Ex-Freundin gegen den Weltmeister befasst. Nun hat sich der Ex-Spieler des FC Bayern lange und umfangreich zu den Vorwürfen geäußert.

Jérôme Boateng (35) muss sich wegen des Vorwurfs der Körperverletzung an seiner Ex-Partnerin vor Gericht verantworten.
Jérôme Boateng (35) muss sich wegen des Vorwurfs der Körperverletzung an seiner Ex-Partnerin vor Gericht verantworten.  © Matthias Balk/dpa

Der frühere Fußballnationalspieler hat im erneuten Prozess um Körperverletzung die Vorwürfe gegen seine Person am heutigen Freitagmittag bestritten.

"Nicht ich bin es, der sich nicht unter Kontrolle hat und mit Gewalt auf Streitereien in unserer Beziehung reagierte. Ich werde allenfalls laut und verteidige mich, wenn ich angegriffen werde", sagte der 35-Jährige in einer langen Erklärung, die er vor dem Landgericht München I entsprechend verlas.

Seine Ex-Freundin, die Mutter der gemeinsamen Zwillinge, und die Staatsanwaltschaft werfen Boateng Körperverletzung vor. Er habe sie mit einem Windlicht und einer Kühltasche beworfen und sie später geschlagen. Das bestritt Boateng.

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Sie habe ihn im Karibik-Urlaub 2018 angegriffen. Er habe sich nur gewehrt, sie weggeschubst und dabei verletzt. Das tue ihm leid und er habe sich dafür auch schon entschuldigt.

"Das, was sie daraus allerdings gemacht hat, entbehrt jeglicher Grundlage und hat nahezu alles um mich, um uns herum zerstört", führte Boateng weiter aus und sprach deshalb von einem "seit Jahren andauernden Alptraum".

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Boateng wird von Rechtsanwalt Leonard Walischewski vertreten.
Boateng wird von Rechtsanwalt Leonard Walischewski vertreten.  © Matthias Balk/dpa

"Ich hätte gerne noch ein paar Jahre Fußball auf höchstem Niveau gespielt", sagte Boateng. Das sei wegen der Vorwürfe aber nicht möglich gewesen. Auch habe er alle seine Werbeverträge verloren.

Mit einem "Frauenschläger", als der er dargestellt worden sei, wollten Geschäftspartner nichts zu tun haben. Eigentlich habe er sich überhaupt nicht zu privaten Dingen äußern wollen. Aber: "Ich möchte nicht weiter nur dabei zusehen, wie mein Ruf und meine Zukunft mehr und mehr zerstört wird."

Zuvor war der Versuch der Vorsitzenden Richterin Susanne Hemmerich gescheitert, Verteidigung und Staatsanwaltschaft zu einem sogenannten Deal zu bewegen. "Ich mache diesen Beruf inzwischen seit 40 Jahren", hatte sie gesagt. Und noch nie habe sie "eine so umfangreiche mediale Vorverurteilung des Angeklagten" erlebt.

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Seit sechs Jahren laufe das Verfahren - das liege zum Teil an Corona, zum Teil aber an Versäumnissen der Justiz. Seit sechs Jahren müssten die beiden inzwischen 13-jährigen Töchter von Boateng und dessen Ex-Freundin, die ihm Gewalt vorwirft, "in regelmäßigen Abständen immer wieder in der Zeitung lesen, wie ihre Eltern sich vor Gericht bekriegen".

Sie wolle dementsprechend anregen, dass die Sache "insbesondere für die Kinder – endlich ein Ende" habe, betonte: "Ich glaube, ich hätte einen Vorschlag, mit dem alle Parteien leben können." Dieser wurde aber nicht angenommen.

Es ist bereits das vierte Mal, dass sich ein Gericht mit dem Vorfall in einem Karibik-Urlaub befasst.

Prozess in München: Jérôme Boateng spricht von "Alptraum" und äußert sich zu Kasia Lenhardt

Der frühere Nationalspieler hat nun ausgesagt.
Der frühere Nationalspieler hat nun ausgesagt.  © Matthias Balk/dpa

Zum ersten Mal seit dem Tod seiner Ex-Freundin Kasia Lenhardt spricht Boateng darum in seinem Statement auch über sie. "Aus Respekt vor Kasia, und aus Respekt vor ihrem Sohn und ihrer Familie habe ich mich seit ihrem Tod nicht öffentlich geäußert", sagt er.

"Was ich aber nicht mehr unwidersprochen akzeptiere, sind die ganzen Lügen, Halbwahrheiten und falschen Verdächtigungen, die aus all dem und aus dem tragischen Tod von Kasia Lenhardt gestrickt wurden. Deshalb und insbesondere auch wegen der jüngeren Berichterstattungen im Vorfeld zu diesem Prozess, sah ich mich jetzt doch gezwungen, mich zu äußern."

Auch Vorwürfe, er sei Lenhardt gegenüber handgreiflich geworden, weist er zurück. Er betont: "Ich misshandle keine Frauen und ich setze auch meine Partner nicht unter Druck. Ich stelle auch niemandem nach."

Die Anwältin seiner Ex-Freundin will das alles so nicht stehen lassen und gibt nach Boatengs rund halbstündigem Vortrag eine Erklärung ab. Es sei das für häusliche Gewalt typische, immer gleiche Narrativ, sagt sie: Der Mann, der seine Frau schlage, behaupte, sie lüge aus Rach- oder Geldsucht oder weil sie das Sorgerecht für die Kinder wolle. Sie erinnerte daran, dass in den ersten beiden Prozessen eine Freundin von Boatengs Ex-Partnerin deren Version überwiegend bestätigt habe.

Diese Frau ist an einem der kommenden Prozesstage als Zeugin geladen, ebenso wie ein Kumpel von Boateng. Beide waren an jenem Abend in der Karibik dabei. Sie werden auch in diesem Prozess wieder aussagen, damit der Fall Stück für Stück aufgearbeitet werden kann - schon wieder.

Erstmeldung: 11.30 Uhr, letzte Aktualisierung: 15.48 Uhr

Titelfoto: Matthias Balk/dpa

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