Judith Rakers über ihre Kindheit: "Wenn ich das erzähle, denken alle mein Vater ist irre"

Hamburg - In der aktuellen Folge des Podcasts "Hotel Matze" spricht die ehemalige Tagesschausprecherin Judith Rakers (49) mit Host Matze Hielscher (45) über ihre unkonventionelle Kindheit, die sie maßgeblich geprägt hat.

Fast 19 Jahre war Judith Rakers (49) Tagesschausprecherin. Anfang 2024 moderierte sie ihre letzte Sendung. (Archivbild)  © Thorsten Jander/NDR/dpa

Nach der Trennung ihrer Eltern wuchs Judith Rakers bei ihrem Vater auf. "Er hatte gar keine andere Wahl, als mich zur Selbstständigkeit zu erziehen", erzählt Rakers offen.

Als selbstständiger Physiotherapeut habe ihr Vater 60 Stunden in der Woche arbeiten müssen, was vor allem hieß, dass die heute 49-Jährige als Kind viel alleine war.

Für Notfälle habe ihr Vater ihr deswegen allerhand Sachen beigebracht, die vielleicht nicht in einem konventionellen Erziehungsratgeber stehen würden. "Er hat mir zum Beispiel, als ich neun Jahre alt war, Autofahren beigebracht. Er hat gesagt, falls mal irgendetwas ist, kannst du zum Beispiel in die Notaufnahme fahren."

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Geübt wurde auf einem britischen Truppenübungsplatz in der Senne bei Paderborn: "Da gab es ganz normale Straßen, aber eben keine deutsche Polizei und ganz wenig Verkehr", erinnert sich Rakers.

Zwei Jahre lang sei sie regelmäßig mit ihrem Vater unterwegs gewesen. "Mein Vater hat genau ausgerechnet, wann er aufhören muss, damit mir für den Fall, dass wir erwischt werden, keine Sperrung droht – damit ich auf jeden Fall mit 18 meinen Führerschein bekomme".

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Rakers: "Ich bin meinem Vater sehr dankbar dafür, weil ich mich nie hilflos gefühlt habe"

Judith Rakers moderiert weiterhin neben Giovanni di Lorenzo (66) die ARD-Sendung "3nach9".  © Radio Bremen/Matthias Hornung

Die doch etwas unkonventionellen Erziehungsmaßnahmen haben aber nicht erst nach der Trennung ihrer Eltern begonnen. Ihr Vater sei schon immer sehr pragmatisch gewesen: "Wenn ich das jetzt erzähle, denken alle, mein Vater ist irre", so die Journalistin lachend.

Aber: "Schon mit sieben Jahren hat mein Vater mir einen Luftröhrenschnitt beigebracht, falls ich mal aus Versehen eine Biene verschlucken sollte [...] Er meinte: 'Wenn wir nicht da sind, ist das deine einzige Chance'."

Was sich für den ein oder anderen vielleicht verrückt anhören mag, hat Rakers ausschließlich positiv in Erinnerung. "Ich glaube, am Ende hat es dazu geführt, dass ich ein sehr angstfreier Mensch bin, weil er mir immer was an die Hand gegeben hat [...] Ich bin meinem Vater sehr dankbar dafür, weil ich mich nie hilflos gefühlt habe."

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Bis heute spiele ihr Vater eine wichtige Rolle in ihrem Leben: "Mich hat das sehr geprägt, mit ihm alleine aufzuwachsen. Ich war damals auch das einzige Scheidungskind, es gab einfach kein anderes Mädchen oder anderen Jungen, der nach Hause gegangen ist und da war dann keiner. Die hatten alle so ganz gesettelte Familienverhältnisse."

Und auch wenn sie sich manchmal eine "normale Familie" mit Mutter, Vater und Geschwistern gewünscht habe, wisse sie heute, dass sie eine "wahnsinnig tolle Kindheit" hatte: "Ich konnte meine Tage aufgrund meiner Freiheit schon damals selbst gestalten."

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