Hamburg - Es war eine Premiere: Am Mittwochabend trafen Markus Lanz (56) und Boris Becker (57) erstmals im deutschen TV aufeinander. Im Gespräch wollte der Gastgeber unter anderem herausfinden, welche Erlebnisse der Tennis-Legende während ihres 231-tägigen Gefängnisaufenthalts prägend in Erinnerung geblieben sind.
"Was riechst du? Was hörst du? Was fühlst du, wenn du das siehst?", fragte Lanz den Ex-Profisportler mit Blick auf eingespielte Fotos aus dem Londoner Knast "Wandsworth".
Darauf sagte Becker: "Das Gefängnis speziell ist extrem gefährlich. Also man stirbt drin. Die Dunkelziffer ist unglaublich hoch. Aber es sind ja nur Häftlinge. Also es wird nicht weiter ernst genommen."
Die Anstalt sei heillos überfüllt. "Du bist auf dich alleine gestellt - 22 1/2 Stunden. In den ersten Wochen wirst du nur rausgelassen zum Mittagessen und Abendessen."
Lanz bohrte weiter: "Diese Angst, die du beschreibst, was ist das? Ist das Panik? Ist das, was man populär auch Platzangst nennt? Diese Enge, nicht rauszukommen?"
Der sechsfache Grand-Slam-Sieger setzte mit seiner erschreckenden Schilderung fort: "Das Schlimme ist, dass du nicht rauskommst [...] - dieses Endgültige, dass man nicht mehr die Kontrolle über das eigene Leben hat. Du weißt am Anfang nicht, warum die Menschen schreien. Bringen die sich um? Wollen die auf sich aufmerksam machen? Verletzen sie sich? Das weiß man in den ersten Nächten nicht [...]."
Boris Becker über Insolvenzverschleppung: "Ich bin verantwortlich"
"Wer oder was ist dafür verantwortlich, dass du im Gefängnis gelandet bist?", sprach Lanz die Schuldfrage der Insolvenzvergehen an.
Darauf erklärte Becker: "Letztendlich bin ich verantwortlich. Ich hatte nicht die besten Berater und ich hatte nicht das beste Umfeld. Ich habe mich nicht genügend um meine eigenen Sachen gekümmert [...]."
Er habe die Fehler nicht vorsätzlich gemacht, was die Richterin bei ihrem Urteil auch berücksichtigt hätte.
"Letztendlich ist es meine Schuld. Ich habe die Berater ausgesucht und das falsche Umfeld gehabt. [...] Ich zeige mit dem Finger auf mich", so der 57-Jährige.
Daran anknüpfend sagte Lilian de Carvalho Monteiro (35) über die Missgeschicke ihres Mannes: "Ich hatte den Eindruck, dass er einfach nicht aufmerksam genug war. [...] Es waren so viele kleine Fehler, die zu großen [Fehlern] wurden. Das hätte vermieden werden können, wenn er früher ins Handeln gekommen wäre und Verantwortung übernommen hätte."
Die komplette, rund 46-minütige Folge mit allen Aussagen und Standpunkten kann in der ZDF-Mediathek auf Abruf angesehen werden.