Als diese Antwort kommt, verstummt Markus Lanz plötzlich

Hamburg - Kaum eine Person dürfte zuletzt in Deutschland so stark öffentlich umstritten gewesen sein wie Frauke Brosius-Gersdorf (54): Ihre Wahl zur Verfassungsrichterin scheiterte vergangene Woche im Bundestag infolge der ablehnenden Haltung vieler Unions-Abgeordneter. Über die Entwicklungen wollte Markus Lanz (56) am Dienstagabend im ZDF sprechen und konnte dafür die Juristin höchstpersönlich ins Kreuzverhör nehmen.

Am Dienstagabend bezog Frauke Brosius-Gersdorf (54) Stellung im ZDF zur Debatte um ihre Person.
Am Dienstagabend bezog Frauke Brosius-Gersdorf (54) Stellung im ZDF zur Debatte um ihre Person.  © ZDF/Markus Hertrich

Mit ihrer liberalen Ansicht zum Thema Abtreibungen ist Brosius-Gersdorf für CDU/CSU und so manchem Kirchenvertreter ein großer Dorn im Auge. Auch machten Plagiatsvorwürfe zu ihrer Dissertation kurz vor der Entscheidung die Runde.

"Sie wirken tief getroffen, verletzt davon. Ist es zutreffend, dass Sie sogar Morddrohungen bekommen haben?", fragte Lanz die 54-Jährige.

Sie erklärte daraufhin: "Ich habe Drohungen per E-Mail bekommen; Poststücke mit verdächtigem Inhalt, die an meinen Lehrstuhl gesendet wurden. [...] Es gab wohl auch ein Video in den sozialen Netzwerken, wo mein Bild zu sehen war und mir mit der Faust ins Gesicht geschlagen wurde. [...] Natürlich belastet mich das, und das ist auch vollkommen indiskutabel."

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Brosius-Gersdorf betonte: "Jemand, der sich für so ein hohes Amt im Staate zur Verfügung stellt, muss sich der Diskussion und der medialen Kritik stellen. [...] Meinungsfreiheit, Pressefreiheit ist unser höchstes Gut im Land, aber das Ganze hat auch Grenzen. Und die Grenzen sind für mich erreicht, wenn wir eine Debattenkultur in diesem Land haben, wo wir mit Meinungen und Positionen anderer [...] diffamierend und schmähend umgehen. [...]"

Antwort zu Plagiatsvorwürfen lässt Moderator verstummen

Eine Antwort der Juristin musste Markus Lanz (56) etwas länger verarbeiten als gewöhnlich.
Eine Antwort der Juristin musste Markus Lanz (56) etwas länger verarbeiten als gewöhnlich.  © ZDF/Markus Hertrich

Angesprochen auf ihren Doktortitel erzählte die Hochschullehrerin, dass sie am Tag der Wahl von den Plagiatsvorwürfen erfahren habe.

Markus Lanz zitierte daraufhin eine bemängelte Textpassage, die eins zu eins auch in der Arbeit ihres Partners zu finden sei. "Bei Ihnen steht das auf Seite 64, bei Ihrem Ehemann auf Seite 220. Wer hat von wem abgeschrieben?", wollte Lanz wissen.

Darauf erklärte die Wissenschaftlerin: "Wir haben uns, als diese Vorwürfe aufgekommen sind, sofort nach einer Rechtsanwaltskanzlei erkundigt, die auf solche Vorwürfe spezialisiert ist. [...] Die hat das jetzt mehrere Tage geprüft und wird morgen [Mittwoch, Anm. d. Red.] dazu eine Stellungnahme abgeben. Mehr habe ich dazu heute nicht zu sagen. [...]"

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Infolge dieser Antwort war plötzlich Stille im Studio. Kurze Zeit kam dem verstummten Gastgeber kein Wort über die Lippen. Nach einer Denkpause fuhr er jedoch mit seiner Moderation fort.

Verfassungsrichter-Kandidatin über Wahl: "Möchte nicht für Regierungskrise verantwortlich sein"

Die Wissenschaftlerin will nicht die Schuld an einer Regierungskrise haben.
Die Wissenschaftlerin will nicht die Schuld an einer Regierungskrise haben.  © ZDF/Markus Hertrich

Unter anderem wollte Lanz noch unbedingt in Erfahrung bringen, ob irgendwann für Brosius-Gersdorf der Zeitpunkt kommen könnte, dass die Debatte um ihre Person so groß wird, dass das Bundesverfassungsgericht dadurch beschädigt werden könnte.

"Sobald das auch nur droht, würde ich an meiner Nominierung nicht festhalten. Das ist ein Schaden, den ich gar nicht verantworten kann. Ich möchte auch nicht verantwortlich sein für eine Regierungskrise in diesem Land, weil wir nicht wissen, was dann hinterher passiert. [...]", stellte die 54-Jährige klar.

Darauf sagte Lanz: "Ich danke Ihnen sehr und wünsche Ihnen für die nächste Zeit sehr viel Kraft. Die werden Sie brauchen."

In voller Länge kann die Diskussion mit allen Aussagen und Standpunkten in der ZDF-Mediathek auf Abruf angesehen werden.

Titelfoto: ZDF/Markus Hertrich

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