"Wahnsinn!": Als Reporter von Todeszone spricht, ist Markus Lanz überwältigt
Hamburg - Seit mehr als dreieinhalb Jahren widersetzt sich die Ukraine den russischen Invasoren. An der Frontlinie toben schwere Kämpfe. Immer wieder wagen sich Journalisten in die Gefahrenbereiche, um aus nächster Nähe von den Ereignissen berichten zu können. Einer von ihnen ist Kriegsreporter Ibrahim Naber (34), der am Mittwochabend im Gespräch mit Markus Lanz (56) seine Erlebnisse schilderte.
Der 34-Jährige begleitete für den Nachrichtensender "Welt" im Oktober eine ukrainische, mobile Feuereinheit der 42. Brigade, die feindliche Drohnen am Himmel abschießt.
"Wir waren im Frontgebiet relativ nah dran. [...] Etwa 30 Kilometer von der Kontaktlinie entfernt", so Naber, der in einem Dreier-Team mit zwei weiteren Kollegen die Arbeit der ukrainischen Soldaten dokumentierte.
Dazu wollte Lanz wissen: "Was ist denn das für ein Gefühl, wenn man weiß, da ist irgendwas da oben [und] die sehen dich. Es gibt ja auch keinen Quadratmeter mehr, der dort nicht beobachtet wird."
Darauf Naber: "Das stimmt. Es gibt eine Todeszone, die immer größer wird. Das ist auch die größte Veränderung für uns Reporter. Es gibt eine unmittelbare Todeszone, die mittlerweile 15 bis 20 Kilometer beträgt." In diesem Bereich gebe es Hunderte bis Tausende Kamikaze-Drohnen, die sich "auf alles" stürzen würden, was sich dort bewege.
Völlig überwältigt fiel Lanz während der Schilderungen nur ein Wort ein: "Wahnsinn!"
Russische Lancet-Drohne geht auf ukrainische Feuereinheit nieder - Kamerateam filmt alles
Reibungslos verlief der journalistische Einsatz für den Springer-Mitarbeiter nicht. Eine russische Lancet-Drohne raste auf die Feuereinheit hinab.
"Es war ein Geräusch, das ich nicht einordnen konnte und das auch der Konstantin [ukr. Soldat, Anm. d. Red.], der fünf Meter neben uns direkt vor diesem Militärlastwagen stand, nicht als Gefahr identifiziert hat", erzählt Naber.
Ein heftiger, explosionsartiger Einschlag war die Folge, wie Videoaufnahmen aus dem Dreh belegen. "Oh mein Gott! Weg hier! Zur Baumgrenze! Los! Steig auf meine Schulter!", schrien die Ukrainer.
"Im ersten Moment habe ich nichts mehr verstanden. Es schlägt ein. Ich weiß, ich werde durch die Gegend geschleudert und lande irgendwo, wo ich vorher nicht stand. Das Erste, was ich gemacht habe: Ich habe an meinen Kopf, meine Oberschenkel und meine Arme gegriffen, um zu sehen, ob noch alles dran ist [...]", so die Situationsbeschreibung von Naber, der den Angriff leicht verletzt überstand.
Ein 48-jähriger Soldat kam dagegen ums Leben, wie Welt auf seiner Website schreibt. Ein weiterer Kämpfer sei so schwer verwundet worden, dass ein Bein habe amputiert werden müssen. Ein TV-Producer sei von umherfliegenden Metallteilen an beiden Beinen getroffen worden.
Die komplette, rund 45-minütige Folge mit allen Aussagen und Standpunkten kann in der ZDF-Mediathek auf Abruf angesehen werden.
Titelfoto: ZDF/Cornelia Lehmann

