Nach unerwartetem Tod von Anna R.: Letztes Album erscheint
Von Julia Kilian
Berlin - Mehr als ein halbes Jahr nach dem unerwarteten Tod von Anna R. (†55) erscheint das letzte Album der Rosenstolz-Sängerin nun posthum - "Mut zur Liebe" wird am Freitag (10. Oktober) veröffentlicht.

Wenige Wochen vor ihrem Tod sei sie noch bei ihm im Studio gewesen, erzählt Musiker Manne Uhlig (54) in Berlin. Er hat bis kurz vor ihrem Tod mit Anna R. an ihrem neuen Album gearbeitet.
"Wir waren voller Vorfreude, das Album fertigzustellen, Interviews zu geben und auf Tour zu gehen."
Die Anteilnahme ist damals groß. Fans legen Blumen vor dem Berliner Theater des Westens nieder, Briefe, Kerzen, Stofftiere. Die Sängerin, die in Ost-Berlin geboren wurde, bildete mit Peter Plate (58) das Duo Rosenstolz ("Liebe ist alles") und startete erst spät eine Solokarriere unter ihrem Namen.
Fragt man Uhlig, was für eine Frau sie war, erinnert er sich an gemeinsames Lachen, Albernsein, Ironischsein. "Diese Berliner Schnauze, die sie hatte, mit so einer Offenheit und Direktheit", erzählt der Musiker. Das sei nie verletzend gewesen, sondern habe Charme und Humor gehabt.
"Sie hatte einfach ihre eigene Art, die ich sehr geliebt und sehr geschätzt habe. Und war ein Mensch, auf den ich mich immer verlassen konnte. Treu zu allen, die mit ihr gearbeitet haben." Wie man sie in Erinnerung behalten solle? Als "reife, mutige, selbstbewusste und doch zugleich an sich zweifelnde Berliner Punk-Pop-Maus. Einfach eine coole Person."
Nach ihrem Tod hätten ihre Eltern das unvollendete Album angesprochen, sagt Uhlig. Es habe der Wunsch mitgeklungen, dass die Sängerin gewollt hätte, dass die Lieder erscheinen.
"Mut zur Liebe": Das musikalische Vermächtnis der Anna R.
Wunsch nach einer friedvollen Gesellschaft

Da habe er seinen Auftrag gespürt und sich in die Arbeit gestürzt. Vor ihrem Tod seien sie noch im Prozess gewesen.
Wäre Anna R. nicht gestorben, wäre das Album vielleicht noch etwas länger geworden. Zehn Songs sind darauf. Es beginnt mit dem Popsong "Mut zur Liebe" - einem Appell, sich verletzlicher zu machen, nicht nur im Persönlichen, sondern auch im gesellschaftlichen Miteinander.
Anna sei immer wichtig gewesen, solche Entwicklungen anzusprechen. "Dass niemand vergessen wird in der Gesellschaft, dass alle eigentlich friedvoll und liebevoll miteinander umgehen - das war ihr Wunsch", sagt Uhlig.
Auf dem Album geht es auch viel ums Abschiednehmen und um den Tod. Manchmal traurig, manchmal spielerisch. Nach ihrem eigenen Tod kann das fast gespenstisch wirken.
Uhlig glaubt, dass Anna R. megastolz auf das Album wäre. Geplant sind jetzt auch zwei Gedenkkonzerte in Berlin.
Titelfoto: Patrick Pleul/dpa