Chemnitz - Der Unterschied hätte kaum größer sein können: Auf Schmuserocker-Altstar Bryan Adams (65) am Mittwoch folgte am Sonntag Sido (44), der Popstar-Deutschrapper aus dem Hause Aggro Berlin. Teil zwei der Küchwald-Festspiele - wieder wurde es ein Spektakel, diesmal vor mehr als 12.000 Fans.
Sido feierte an diesem sonnigen Sonntagabend das 25-jährige Jubiläum seiner Karriere "zwischen Hip-Hop und Größenwahn". Angefangen mit "Mein Block" als Einstieg, seinem ersten kommerziellen Erfolg als Ghetto-Rapper 2004, über deftig-vulgäre Texte und einer Menge Pop-Hits zog sich die perfekt choreografierte Show. "Hey Du, hör mir mal zu", hieß es gleich zu Beginn, und damit meinte es Sido offenbar ernst.
Zwischen den Songs, begleitet von einem textsicheren Publikum, sprach Sido auf der Bühne offen über das Jahr 2022, als sich seine Frau Charlotte Engelhardt (47) nach zehn Jahren Ehe von ihm trennte, er seine Sex- und Drogensucht öffentlich machte, in einen Entzug ging. Ein frontaler Seelenstriptease, so direkt und schmerzhaft wie einige seiner Texte. "Weil sich das viele fragen: Es geht mir gut, ich bin auf einem guten Weg."
Die ganzen Widersprüche zwischen Exzess und Emotion, sie trugen durch diesen Abend. Zwischenzeitlich begleitete ihn sein ältester Sohn (25) am Schlagzeug, wie Sido verriet: "Da drüben sitzt er. Ich liebe Dich!" Minuten später ließ er sich von einem Fan aus dem Publikum einen goldenen Joint reichen: "Komm, den rauchen wir gemeinsam." Wie das alles zusammenpasst? "Ich bin all das, wovor Deine Eltern Dich immer gewarnt haben", rappt Sido in "Schlechtes Vorbild".
Auf der Küchwaldwiese wippten dazu Tausende Arme wie in alten "Splash"-Zeiten. Oder am Sonnabend zuvor in Rostock, da waren es auch schon mehr als 12.000 Fans. Diese Tour wird mit Sicherheit vielen im Gedächtnis bleiben.