TV-Star Johannes Hendrik Langer über "Letzte Generation": "Ich finde, es geht noch nicht weit genug"

Leipzig - Johannes Hendrik Langer (37) zählt seit der 22. Staffel zum festen Team des ZDF-Krimis "SOKO Leipzig", ist extra für die Rolle vor mehr als zwei Jahren samt Frau und den drei Söhnen aus Berlin in die Messestadt gezogen. Zwar hatte seine Figur Moritz Brenner nicht den leichtesten Start in Leipzig, doch der gebürtige Norddeutsche scheint sich umso wohler in seiner neuen Heimat zu fühlen. Pünktlich vor dem Start ins neue Jahr traf TAG24 den Schauspieler zum Interview.

Schauspieler Johannes Hendrik Langer (37) blickt im Interview mit TAG24 auf ein für ihn persönlich tolles Jahr 2022 zurück.
Schauspieler Johannes Hendrik Langer (37) blickt im Interview mit TAG24 auf ein für ihn persönlich tolles Jahr 2022 zurück.  © Christian Grube

TAG24: Johannes, gib uns mal einen kleinen Rückblick, wie war Dein 2022?

Mein persönliches 2022 war ganz toll, weil ich DEN Traumjob habe, in dem ich schon immer arbeiten wollte, mit Kollegen umgeben bin, mit denen ich gerne den ganzen Tag verbringe, und tolle Sachen machen darf. Ich hatte außerdem einen unglaublich schönen Urlaub mit meiner Familie in Italien, und ich war mit meinem kleinen Sohn ein paar Tage ganz allein unterwegs, an der Nordsee bei meinen Eltern, das war auch toll.

Gleichzeitig macht man sich gerade mit Kindern natürlich immer mehr Gedanken um die Situation in der Welt. Aber ich hab' eigentlich ein relativ großes Grundvertrauen darin, dass irgendwann der menschliche Verstand überwiegt. Dennoch müssen wir einsehen, dass nichts wieder so wird wie früher, zum Beispiel was die Klimakatastrophe anbelangt. Die braucht Aufmerksamkeit und dafür engagiere ich mich.

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TAG24: Du und Deine Familie lebt alle vegetarisch, richtig?

Ja, zu nahezu 95 Prozent. Bei uns zu Hause gibt es gar kein Fleisch, meine Frau isst keins und die Kinder tatsächlich auch nicht. Da sind sie weiter als ich. Wenn sie eine Rostbratwurst sehen und ich sage ihnen, es gibt nur Schwein oder Rind, dann sagen sie 'Nee, dann nicht'. Und ich denke mir immer so 'Echt nicht? Ich hätte so gern Deine Reste gegessen'. Nein, ich bin da auch total überzeugt, aber es gibt so Momente, wo ich schwach werde. Aber ich würde jetzt nicht auf die Idee kommen, mir ein Stück Fleisch zu kaufen. Es gibt ja so tolle Ersatzprodukte, davon bin ich großer Fan. Da diskutiere ich auch sehr gern mit Leuten.

Wir haben eine Folge gedreht für nächstes Jahr, die spielt auf einem Biogut. Da haben wir beim Fleischer gedreht, der kam dann wirklich mit einem Tierkopf und einem Beutel voller Blut und hantierte die ganze Zeit damit, bei 36 Grad. Ich dachte, ich brech dem gleich in die Auslage.

SOKO-Team ist nur mit der Stadt Leipzig vollständig

Seit 2020 dreht er für die ZDF-Krimiserie "SOKO Leipzig", spielt die Rolle des Kriminalkommissars Moritz Brenner.
Seit 2020 dreht er für die ZDF-Krimiserie "SOKO Leipzig", spielt die Rolle des Kriminalkommissars Moritz Brenner.  © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

TAG24: Abgesehen davon, was war der schönste Drehort bei "SOKO Leipzig"?

Ich finde Außendrehs immer toll. Wir haben mit etwa 50 Prozent relativ viele Außenmotive. Das ist toll, Du kommst an so schöne Orte oder auch an die Seen hier in der Umgebung. Am Störmthaler See waren wir zum Beispiel schon. Es ist auch total toll, in der Stadt zu drehen, weil man da nochmal eine andere Aufmerksamkeit kriegt und mit den Leuten ins Gespräch kommt. Wir sagen ja immer, unser Team besteht aus fünf Leuten: Wir vier und die Stadt und die darf auch nicht zu kurz kommen. Ganz viele Leute schalten ja ein, um ihre Heimat zu sehen.

TAG24: Was war das Highlight in den zwei Jahren, in denen Du jetzt für "SOKO Leipzig" drehst?

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In einer Folge, in der meine Figur ein Solo bekommen hat, weil es um meine Familie und meinen Bruder ging, haben wir eine riesige Schießerei gehabt, mit Verfolgungsjagd, quietschenden Reifen und 200 Schuss. Das war schon echt cool.

TAG24: Also ein bisschen wie bei Cobra 11?

Ja, gefühlt schon. Das hat echt Spaß gemacht, vor allem zu schießen. Und ich schieße ja meinem Bruder ins Bein, das war sowohl emotional als auch actionmäßig total cool. Das war wie Kindergeburtstag. Wir sind so mit drei BMWs nebeneinander mit Vollgas gefahren. Und wenn die Stuntfahrer dann fragen, ob sie die Szenen machen sollen, hast Du da schon selber Bock drauf.

Johannes Hendrik Langer liebt seinen Job und seine Kollegen

Das SOKO-Team arbeitet nicht nur vor der Kamera super zusammen...
Das SOKO-Team arbeitet nicht nur vor der Kamera super zusammen...  © ZDF/Uwe Frauendorf

TAG24: Und was war das Highlight Deiner beruflichen Laufbahn?

Eins der Highlights ist auf jeden Fall, den Job hier überhaupt zu haben. Und dazu gehören aber auch die Schauspieler, mit denen man so zusammenkommt. Wenn man so Urgesteine oder Leute hat, die das seit Jahren machen, ist das natürlich toll. Oder, wenn Du als Figur eine tolle Geschichte zu erzählen hast. Aber auch unabhängig von Highlights bin ich einfach demütig für die Momente, die im Laufe der Jahre so entstehen.

TAG24: Das hört sich so an, als würdest Du noch eine Weile bleiben wollen.

Absolut. Kollegen kommen immer zu uns und sagen 'Es ist aber schön bei Euch, Ihr versteht Euch alle, Ihr mögt Euch, Ihr arbeitet miteinander für eine Sache und nicht gegeneinander um jeden Text'. Und genauso ist es, es ist wirklich sehr, sehr schön bei uns.

Wir haben alle sehr viel Humor, den gleichen Humor, wir lieben uns tatsächlich alle SEHR und haben uns auch nach einem 12-Stunden-Drehtag im SOKO-Büro noch viel zu erzählen. Wir freuen uns jeden Tag aufeinander und es ist einfach eine große Harmonie bei uns im Team.

TAG24: Und am Ende ist es doch auch am wichtigsten, dass der Job Spaß macht, oder?

Voll. Abgesehen davon, dass man Geld verdienen muss und dass es vielleicht manchmal auch anstrengend ist, aber am Ende des Tages sind es vor allem die Leute, mit denen Du zusammenarbeitest. Und das ist ja auch Lebenszeit! Ich arbeite lieber konstant und hab eine extrem gute Zeit und lerne viel, als dass ich jetzt einen Peak habe und danach passiert vielleicht nichts mehr.

Langer: "Leipzig bietet sehr viel Lebensqualität, gerade für Familien mit Kindern"

... auch hinter den Kulissen versteht sich Johannes blendend mit seinen Kollegen (v.l.n.r.) Marco Girnth (52), Melanie Marschke (53) und Amy Mußul (31), hier beim Leipziger Opernball 2021.
... auch hinter den Kulissen versteht sich Johannes blendend mit seinen Kollegen (v.l.n.r.) Marco Girnth (52), Melanie Marschke (53) und Amy Mußul (31), hier beim Leipziger Opernball 2021.  © Foto Koch

TAG24: Was haben Du und Deine Rolle Moritz Brenner gemeinsam, was unterscheidet Euch am meisten?

Gemeinsam haben wir auf jeden Fall den Humor und ich glaube, das hat sich auch gegenseitig beflügelt. Die Autoren haben gemerkt, dass ich es so angeboten habe und das hat gut funktioniert. Darüber bin ich total dankbar, sonst wäre mir das zu dröge. Ansonsten ist mein Gemüt vielleicht nicht so schwer wie das von Moritz, er ist wohlüberlegter, schärfer und zielgerichteter. Aber natürlich hat er trotzdem ganz viel von meiner Art.

Der größte Unterschied ist wohl unsere Familiengeschichte. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern und das ist bei ihm überhaupt nicht so. Mit seiner Mutter ist alles schwierig, er hat seinen Bruder in den Knast gebracht, sein Vater ist tot. Und ich habe andere Rollenbilder und ein anderes Selbstverständnis, aber da werden wir auch noch viel drüber erfahren. Von daher will ich auch nicht zu viel verraten.

TAG24: Zurück zu Leipzig: In welchem Stadtteil gefällt es Dir am besten?

Also mir geht das Herz immer auf, wenn ich über die Karl-Heine-Straße gehe. Da habe ich das Gefühl, ich bin zu Hause.

TAG24: Ihr seid extra wegen Deines Jobs hierhergezogen. Warum?

Wir wollten das Pendeln gerne vermeiden und als Familie zusammenbleiben. Und Leipzig hat uns auch sehr positiv überrascht. Die Stadt ist so grün und bietet sehr viel Lebensqualität, gerade für Familien mit Kindern.

Im Sommer auf dem Lastenrad oder dem Stand-up-Paddle unterwegs

Privat ist Johannes ein Familienmensch, das Verhältnis seiner Figur Moritz Brenner zu seiner Mutter Angelika (Lina Wendel, 57) und zu seinem Bruder Bent (Till Wonka, 40) ist jedoch kompliziert.
Privat ist Johannes ein Familienmensch, das Verhältnis seiner Figur Moritz Brenner zu seiner Mutter Angelika (Lina Wendel, 57) und zu seinem Bruder Bent (Till Wonka, 40) ist jedoch kompliziert.  © Kirsten Nijhof/dpa-Zentralbild/dpa

TAG24: Was treibt Ihr so an den Wochenenden, wenn Ihr alle zusammen freihabt?

Meine liebste Beschäftigung im Sommer ist, mit dem Lastenfahrrad herumzufahren. Dann fahr’ ich an die Elster, von dort aus am Stadion vorbei, durch den Clarapark, an der Sachsenbrücke vorbei, über den Wildpark zum Cossi. Das ist echt geil und so eine Qualität, die Du in Berlin so nicht hast. Ansonsten gehen wir gern mal ins Rosental oder machen Ausflüge mit dem Auto zu den anderen Seen zum Beispiel. Ich hab mir außerdem ein Stand-up-Paddle gekauft, das macht auch mega Bock.

TAG24: Käme eine Rückkehr nach Berlin trotzdem irgendwann infrage?

Ja klar. Auch wenn ich gerade nicht dort wohne, ist es trotzdem mein Kiez, mein Zuhause. Ich bin mit 23 hingezogen, das ist ja auch noch so prägend, wo Du noch auf der Suche bist, was mache ich auf der Welt, wie funktioniert die Welt. Für mich ist Berlin die erste Stadt, die ich mir so genommen habe, die mein Zuhause geworden ist und wo ich auch den Job gelernt, mich behauptet habe.

Ich kann mir schon vorstellen, wieder zurückzuziehen. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Es kommt darauf an, wann und wie alt die Kinder dann sind. Das sind so viele Faktoren und Fragen. Aber irgendwann ziehen wir auf jeden Fall zurück in den Norden. Ich bin ja in Schleswig-Holstein groß geworden. Da würde ich irgendwann gern wieder hinziehen.

Mutige Menschen wie die der "Letzten Generation" müsste es viel mehr geben!

Der Wahl-Leipziger engagiert sich neben Job und Familie auch für den Umweltschutz. Seiner Meinung nach sollte es viel mehr Aktionen wie die der "Letzten Generation" geben.
Der Wahl-Leipziger engagiert sich neben Job und Familie auch für den Umweltschutz. Seiner Meinung nach sollte es viel mehr Aktionen wie die der "Letzten Generation" geben.  © Christian Grube

TAG24: Du hast die Klima-Katastrophe vorhin schon einmal angesprochen. Was denkst Du über die Aktionen der "Letzten Generation"? Gehen diese über das Ziel hinaus?

Ich finde es ganz, ganz mutig. Und ich finde, es geht noch nicht weit genug. Es ist ein Armutszeugnis für Deutschland und die Politik, dass sich Jugendliche an die Straße ketten oder kleben müssen und sich alle darüber aufregen. Es ist ja nichts im Vergleich zu dem, was passieren wird. Gerade ältere Leute und die Politik sollten froh sein, dass es überhaupt Menschen gibt, die sich dafür interessieren und dafür kämpfen, anstatt sich an denjenigen zu rächen, die diese Erde zerstört haben. Wenn man nichts mehr ändern kann, wenn alles zu spät ist und man ganz klar ausmachen kann, wer hauptsächlich dafür verantwortlich gemacht wird, kann ich mir ganz krasse Racheakte à la RAF vorstellen. Mit Jugendlichen, die sich an die Straße kleben, sind wir noch ziemlich gut bedient.

Ich bin froh, dass es junge Menschen gibt, die sich engagieren, die ihre Karriere, ihre Zeit, ihre Schulzeit, ihre Bildung dafür hinten anstellen, sich auf die Straße stellen und sagen 'Mir ist es nicht egal!'. Und das würde ich mir viel mehr wünschen!

TAG24: Was sind Deine persönlichen Ziele und Vorsätze für 2023?

Ich glaube nicht an Vorsätze, aber ich freue mich aber auf ganz viele neue Facetten meiner Rolle und auf die Sachen, die ich über sie lernen kann. Wir wissen ja auch nur das, was in den Folgen geschrieben ist. Und eine neue tiefe Facette von Moritz Brenner ist dann auch wieder Spielmaterial, durch das man fühlen kann, wie man sich in bestimmten Situationen verhält und welche Konstellationen es im Team gibt. Ich hoffe, wir kriegen tolle Fälle und ich darf mit vielen tollen Kollegen arbeiten.

Privat freue ich mich darauf, dass wir hoffentlich weiter gut in der Kindererziehung voranschreiten. Das ist der größte Teil meines Lebens, irgendwelche Schularbeiten vor- und nachzubereiten, die Kinder durch den Alltag zu führen. Das ist eigentlich ein Fulltime-Job.

In der neuen "SOKO Leipzig"-Doppelfolge wird dem Zuschauer ein Blick in Moritz Brenners Privatleben gewährt.
In der neuen "SOKO Leipzig"-Doppelfolge wird dem Zuschauer ein Blick in Moritz Brenners Privatleben gewährt.  © ZDF/Uwe Frauendorf

Die neue, ebenfalls von UFA Fiction produzierte, "SOKO Leipzig"-Doppelfolge "Family Business", die auch einen Einblick in Moritz Brenners Privatleben geben wird, läuft am kommenden Freitag ab 21.15 Uhr im ZDF oder schon vorab in der Mediathek.

Titelfoto: Bildmontage: Christian Grube, Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

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