10 Jahre "Wir schaffen das": Wie steht es heute um Migration und Integration in Ostdeutschland?

Leipzig/Neubrandenburg - Nachdem vor zehn Jahren mit der ersten Flüchtlingswelle mehrere hunderttausend Menschen nach Deutschland gekommen sind, sagte Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (71) den berühmten Satz "Wir schaffen das". In einer neuen MDR "exactly"-Reportage analysieren Friederike Rohmann und Emma Mack, wie die Integration in Ostdeutschland heute funktioniert.

Ohne seine Kollegin Doreen Knorr (r.) würde Ahmad Omayi manche Dinge in Deutschland nicht meistern können.
Ohne seine Kollegin Doreen Knorr (r.) würde Ahmad Omayi manche Dinge in Deutschland nicht meistern können.  © MDR/Hoferichter & Jacobs

In Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) sollten 2015 mehrere Wohnblöcke abgerissen werden, weil sie zu lange leer standen. Durch den Zuzug von Geflüchteten konnte das aber gestoppt werden, denn plötzlich wurde Wohnraum dringend benötigt.

Die Wohnungsgesellschaft "Neuwoges" hat seitdem 1200 Mietverträge an Ausländer ausgestellt und dadurch mehr Geld für Sanierungen. Doch das Zusammenleben ist nicht immer einfach. Kundenbetreuer und Sozialarbeiter versuchen zwischen deutschen und ausländischen Mietern zu vermitteln.

Ein großes Problem ist dabei oft die Sprache und kulturelle Unterschiede, wie zum Beispiel die Mülltrennung oder spätes Kochen am Ramadan.

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Auch der Palästinenser Ahmad Omayi ist Mieter einer Wohnung in Neubrandenburg. Ohne seine Kollegin Doreen Knorr würde er nicht klarkommen, denn es gibt sonst keine Hilfe für ihn.

Doreen hilft ihm bei Anträgen und Behördengängen. Sie ist frustriert von der Regierung. "Die da oben sitzen in einer Bubble. Die kriegen nicht das wahre Leben mit", schimpft sie.

Jobcenter entscheiden oft, wer eine Chance auf Weiterbildung hat

In Syrien wollte Abdullah (l.) Tierarzt werden. In Leipzig arbeitet er als Pfleger bei den Johannitern.
In Syrien wollte Abdullah (l.) Tierarzt werden. In Leipzig arbeitet er als Pfleger bei den Johannitern.  © MDR/Hoferichter&Jacobs

Rund 75 Prozent der Männer und rund 31 Prozent der Frauen, die 2015 nach Deutschland gekommen sind, sind mittlerweile in Arbeit.

Viele davon in Jobs, die unterhalb ihrer Qualifikationen aus ihren Heimatländern liegen. Dazu gehört auch Abdullah Al Othman-Wybories aus Syrien. Vor seiner Flucht hatte er Tiermedizin studiert. Das Studium konnte er in Deutschland nicht fortsetzen.

In Leipzig arbeitet er heute als Pfleger. Durch ein Programm der Johanniter wurde er erst zum Rettungssanitäter, dann zur Pflegefachkraft ausgebildet.

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Das Projekt musste mittlerweile nach fünf Jahren eingestellt werden. Die bürokratischen Hürden waren zu hoch, die Planungssicherheit zu gering.

Geflüchtete brauchten unter anderem einen Bildungsgutschein, um an den Kursen teilzunehmen. Der Gutschein wird individuell herausgegeben und es ist stark vom Jobcenter abhängig, wer einen bekommt.

Fachkräfte werden teilweise aus dem Ausland hergeholt

Schätzungsweise 900.000 Menschen kamen 2015 nach Deutschland.
Schätzungsweise 900.000 Menschen kamen 2015 nach Deutschland.  © MDR/Hoferichter & Jacobs

Auch bei Abdullah dauerte es lange und war kompliziert. Viele anderen würden da den Mut verlieren.

Lars Menzel, Leiter der Johanniter-Akademie Mitteldeutschland, möchte das Programm gern wieder aufnehmen, aber unter anderen Rahmenbedingungen. Ihn frustriert, dass es viele arbeitswillige Menschen gibt, die nicht in Arbeit kommen.

Stattdessen holen die Johanniter Menschen aus dem Ausland, wie zum Beispiel Brasilien. Das sei zwar gut, aber es würde seiner Meinung nach auch anders gehen. "Es ist schon absurd, dass wir Menschen, Zielgruppen, die hier vor Ort sind und die wollen, nicht erreichen", sagt er.

Die ganze MDR "exactly"-Reportage mit dem Titel "Migration in Ostdeutschland: Wie integriert sind Flüchtlinge?" könnt Ihr in der ARD Mediathek oder am Mittwoch (20. August) um 21.15 Uhr im MDR ansehen.

Titelfoto: MDR/Hoferichter & Jacobs

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