10 Jahre zerstückelt in der Tiefkühltruhe: Wie ein nerviger Nachbar zum Helden wurde

Berlin - In der Anonymität der Hauptstadt verschwindet 2006 ein Rentner spurlos. Erst zehn Jahre später wird aus dem Vermissten- ein Tötungsfall. Mit einem Täter, der viele Fehler begangen hat.

Nachgestellte Szene: Polizeikommissar Sebastian Brosius und sein Kollege Mike machen einen grausamen Fund.
Nachgestellte Szene: Polizeikommissar Sebastian Brosius und sein Kollege Mike machen einen grausamen Fund.  © ZDF/Tobias Schütze

Seit 1952 wohnt Heinz N. in einer Zweizimmer-Wohnung in der Berliner Hosemannstraße. Erst gemeinsam mit seiner Frau, nach ihrem Tumor-Tod im März 2006 als Witwer allein, wie in einer neuen Folge der ZDFinfo-Reihe "Schuld & Sühne" erzählt wird.

2006 zieht auch Dirk Britschin in eine Wohnung über den nun alleinstehenden Rentner. "Er wirkte damals so jung. Ich hätte niemals gedacht, dass er schon 80 ist." Nahezu täglich sieht er ihn am Fenster oder auf seinem Hof-Balkon.

Das letzte nachweisliche Lebenszeichen von Heinz gibt es am 6. Dezember 2006. An jenem Nikolaustag kauft er sich eine neue Brillenfassung. Anschließend vermisst ihn Britschin, klingelt mehrfach an seiner Tür - ohne Erfolg.

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Anfang 2007 geht der Nachbar eine Beziehung ein, hält sich vorrangig bei seiner Partnerin auf. 2011 folgt die Trennung, Dirk Britschin zieht zurück in die Hosemannstraße. Und bemerkt fortan verschiedene Arten von Gerüchen. "Mal war es beißend, mal muffig, mal faulig, mal wie ein ungemachtes Bett. Es wurde immer schlimmer."

Erneut klingelt Britschin täglich bei seinem betagten Nachbarn, der ihm nie öffnet.

Nachgestellte Szene: Die Spurensicherung öffnet und leert die mit Leichenteilen gefüllten Müllsäcke.
Nachgestellte Szene: Die Spurensicherung öffnet und leert die mit Leichenteilen gefüllten Müllsäcke.  © ZDF/Tobias Schütze

Schuld & Sühne - Der vergessene Rentner (ZDF): Nachbar Dirk Britschin lässt nicht locker

Joseph S. erschlich sich innerhalb von zehn Jahren Rentenzahlungen in Höhe von knapp 218.000 Euro.
Joseph S. erschlich sich innerhalb von zehn Jahren Rentenzahlungen in Höhe von knapp 218.000 Euro.  © Maurizio Gambarini/dpa

Irgendwann schreibt er ihm einen Brief und erhält flott eine schriftliche Antwort. "Zurzeit bin ich leider gesundheitlich nicht in der Lage, nach dem Rechten zu schauen", verfasst samt Unterschrift der vermeintliche Heinz N., der Gerüchten der Hausgemeinschaft zufolge bei seinem Bruder in Dresden lebt.

Fast sieben Jahre, nachdem Dirk Britschin seinen Nachbarn das letzte Mal gesehen hat, betreten der Hausverwalter und der Hausmeister N.s Wohnung. Dieser Termin endet schnell und ohne neue Erkenntnisse.

Britschin terrorisiert aufgrund der anhaltenden Geruchsbelästigung die 110-Hotline, bis ihm von dort ein Verbot erteilt wird. Irgendwann trifft er erstmals auf Joseph S., der sich durch Poltergeräusche in Heinz' Wohnung verrät. Er wimmelt den nervigen Hausbewohner ab.

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Später bemerkt Britschin mehrfach, dass sich Heinz' Stromzähler im Keller auffällig schnell dreht, obwohl ja niemand in seiner Wohnung ist. Am 9. Januar 2017, mehr als zehn Jahre nach dem Verschwinden des Rentners, fleht Britschin das örtliche Polizeirevier an, eine Streife zu schicken, da der Gestank nicht mehr auszuhalten sei.

Das Grauen in der Tiefkühltruhe

Moderatorin Paulina Krasa präsentiert in "Schuld & Sühne" aufsehenerregende Kriminalfälle.
Moderatorin Paulina Krasa präsentiert in "Schuld & Sühne" aufsehenerregende Kriminalfälle.  © ZDF/Tobias Lenz

Polizeikommissar Sebastian Brosius und sein Kollege treffen 19 Uhr an der Hosemannstraße 18 ein, lassen Heinz' Wohnungstür durch die Feuerwehr öffnen. In Brosius' Visier gerät eine - für einen Alleinstehenden viel zu große - Tiefkühltruhe. Er öffnet erst die Klappe und dann die vier darin gelagerten Müllsäcke. Die Polizisten erwartet ein Schock.

Seit zehn Jahren eingefrorene Leichenteile, der Oberkörper sogar noch mit einem Holzfällerhemd bekleidet, kommen zum Vorschein. Drei Tage lang werden sie aufgetaut und von Dr. Sven Hartwig untersucht. Der Rechtsmediziner spricht von einem Glücksfall, da die Leichenteile aufgrund des Einfrierens bestens erhalten sind.

Schnell kann so ein natürlicher Tod ausgeschlossen werden, denn im Kopf des Rentners steckt ein Projektil.

Weitere Ermittlungen ergeben, dass Joseph S. etwas mit dem Fall zu tun haben muss, ließ er doch über zehn Jahre insgesamt knapp 218.000 Euro Rentenzahlungen von Heinz aufs Konto seiner verstorbenen Ehefrau Liesel überweisen und hob diese regelmäßig mit einer EC-Karte samt PIN ab.

Weitere grausame Details, den Urteilsspruch und einen möglichen Zusammenhang mit einem weiteren Mord erfahrt Ihr in "Schuld & Sühne - Der vergessene Rentner" am Freitag (15. September) ab 20.15 Uhr bei ZDFinfo. Direkt im Anschluss gibt's einen weiteren Fall mit einer an einem portugiesischen Strand getöteten Deutschen. Beide Filme stehen schon jetzt in der Mediathek zum Abruf bereit.

Titelfoto: ZDF/Tobias Schütze

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