Deutsche Einheit: "Wenn man will, findet man Gemeinsamkeiten zwischen Ost und West"

Leipzig - Warum ist der Westen so anders als der Osten und was treibt die Menschen dort um? Journalist und Grimme-Preisträger Matthias Schmidt ist für seine Doku "Wut. Jetzt fahren wir in den Westen" in den Ruhrpott gefahren und hat verschiedenen Menschen genau diese Fragen gestellt.

Uwe Ziehbuhr leitet seit vielen Jahren den "Bürgerkrug" in Wattenscheid.
Uwe Ziehbuhr leitet seit vielen Jahren den "Bürgerkrug" in Wattenscheid.  © MDR/R. Wolf

Schmidt fiel auf seiner Reise schnell auf, dass der Ruhrpott genau wie der Osten von einem Großteil der Westdeutschen, die nicht dort leben, nicht wahrgenommen wird.

"Wenn man will und wenn man sucht, dann findet man Gemeinsamkeiten", sagte Gregor Sander, der das Buch "Lenin auf Schalke" geschrieben hat und dafür viel in Gelsenkirchen unterwegs war.

"Manches ist schon ziemlich ätzend. Hier wird nichts gemacht", erzählte Conny, die Besitzerin vom Imbiss "Conny's Büdchen" in Wattenscheid. Trotzdem wohnt sie gern dort.

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Uwe Ziebuhr, Inhaber vom "Bürgerkrug" in Wattenscheid, zeichnete ein ähnliches Bild: "Man fühlt sich im Westen jetzt ein bisschen abgehangen, was vorher vermutlich der Osten im Gefühl hatte. Ich hatte mal einen Ostdeutschen hier, der meinte: Was habt ihr hier 35 Jahre lang gemacht?"

Im Ruhrpott gibt es viele Ruinen aus der Braunkohleindustrie

Fotografin Sina Falkner führt andere "Lost Places"-Fotografen durch leere Zechen.
Fotografin Sina Falkner führt andere "Lost Places"-Fotografen durch leere Zechen.  © MDR/R. Wolf

Raj Kollmorgen, Soziologe an der Hochschule Zittau/Görlitz erklärte, dass viele Regionen in Ostdeutschland von der Infrastruktur heute besser ausgestattet sind, als wichtige Teile der alten Bundesländer, also zum Beispiel Nordrhein-Westfalen.

Durch den Wegfall des Braunkohleabbaus gibt es im Ruhrpott viele Industrieruinen, die Fotografen aus ganz Deutschland anziehen. Auch Sina Falker ist davon fasziniert und bietet "Lost Places"-Touren an.

"Viele Ostdeutsche glauben zwar die alte Bundesrepublik zu kennen, aber ich würde da ein größeres Fragezeichen machen", so Kollmorgen.

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Für seine Dokumentation reist der Journalist Matthias Schmidt auch nach Gelsenkirchen. Die Stadt war längere Zeit die ärmste Deutschlands. "Schalke 04 war lange das Einzige, was noch erstklassig war und das fiel dann auch weg", erinnerte sich der Autor Gregor Sander.

Sander kommt aus Schwerin, wohnt heute in Berlin und kennt Gelsenkirchen und seine Probleme. Dabei fiel ihm auf: "Der Osten hat noch den Vorteil, dass über den Osten, wenn auch Klischeehaft, viel berichtet wird. Das Ruhrgebiet kommt nicht vor."

Die Dokumentation stellt damit auch die Frage: Sind viele Probleme, die in Ostdeutschland immer wieder kritisiert werden, vielleicht deutschlandweit vorhanden?

"Wut. Jetzt fahren wir in den Westen" könnt Ihr Mittwochabend um 20.15 Uhr im MDR sehen oder zu jeder Zeit in der ARD Mediathek streamen.

Titelfoto: Bildmontage: MDR/R. Wolf

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