Betrüger-Clan breitet sich in Mitteldeutschland aus: So zocken sie Leute ab

Leipzig - Durch beigelegte Flyer in der Wochenzeitung oder durch Haustürbesuche suchen Betrüger nach neuen Opfern. MDR "exactly" hat recherchiert und herausgefunden, dass eine Großfamilie aus Nordrhein-Westfalen ihre Betrugsmaschen nach Sachsen und Sachsen-Anhalt gebracht hat.

Betrugsfälle in Verbindung mit der Familie sind den Polizeibeamten bekannt. (Symbolfoto)
Betrugsfälle in Verbindung mit der Familie sind den Polizeibeamten bekannt. (Symbolfoto)  © Swen Pförtner/dpa

Die Journalistin Nadja Malak besuchte Familie R. aus Leipzig. Ein Gebäudeservice klingelte bei ihnen und bot seine Dienste an. Sie akzeptierten und zahlten insgesamt 3750 Euro in bar, um sich Steinfugen im Garten versiegeln zu lassen.

Es kam zwar mehrmals jemand vorbei, die Arbeiten wurden aber nicht zufriedenstellend erledigt - das Problem nicht gelöst. Bei der späteren Recherche fiel auf, dass die Rechnungen immer Briefköpfe von anderen Firmen hatten und alle stehen in Verbindung zur Goman-Familie.

Dieser Familienname ist bei Kriminalbeamten kein Unbekannter. "Wir wollen nicht alle über einen Kamm scheren, aber der Name taucht insbesondere bei meinen Kolleginnen und Kollegen auf, die das Thema Betrug bearbeiten, und zwar in allen Facetten", sagte Oliver Huth vom Bund deutscher Kriminalbeamter.

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Demnach soll sich die Familie in den 1950er-/1960er-Jahren in Leverkusen in Nordrhein-Westfalen niedergelassen haben und Roma aus Polen sein. Laut Huth lehnen sie den Staat wegen negativen Erfahrungen ab, seien bildungsfern aufgewachsen, hätten kein regelmäßiges Einkommen und leben teilweise von Sozialhilfe.

Trotzdem sollen einige Familienmitglieder im Internet mit Luxus-Artikeln protzen. Woher kommt also das Geld?

Die Journalisten überzeugten sich selbst von der Abzocke

Die Betrüger sollen es bereits mit mehreren Maschen, wie beispielsweise mit dem Ankauf von Gold, probiert haben. (Symbolbild)
Die Betrüger sollen es bereits mit mehreren Maschen, wie beispielsweise mit dem Ankauf von Gold, probiert haben. (Symbolbild)  © MDR

Mittlerweile sollen sich Teile der Familie auch in Ostdeutschland niedergelassen haben.

In Halle (Saale) in Sachsen-Anhalt wurden einige von ihnen wegen gewerbsmäßigen Betrugs, unter anderem bei der Steinreinigung, per Haftbefehl gesucht und verurteilt. In Chemnitz in Sachsen gab es im Februar 2025 eine Razzia, da durch den Betrug rund 1,4 Millionen Euro Schaden entstanden sein sollen.

Das Team von MDR "exactly" machte mit versteckter Kamera den Selbsttest. Aktuell seien viele Flyer mit Werbung für Gold- und Pelzankauf im Umlauf. Zuerst ließen die Journalisten eine Golduhr von einem Experten schätzen, der einen reinen Goldwert von circa 5000 Euro bestimmte.

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In den beworbenen Geschäften wurde nur ein Bruchteil davon und teilweise weniger als 2000 Euro angeboten. Das ist laut dem Experten ein viel zu niedriger Preis.

Die Verbraucherzentrale Sachsen warnt und gibt Tipps, wie man sich schützen kann

Micaela Schwanenberg von der Verbraucherzentrale Sachsen in Leipzig rät, die Produkte vorher schätzen zu lassen. Bei Dienstleistungen sollte man sich nicht auf Barzahlungen einlassen und die Firmen über das Internet oder die Gelben Seiten überprüfen.

Wenn man denkt, dass man betrogen wurde, sollte man direkt zur Polizei gehen. Auch Familie R. aus Leipzig hat einen Anwalt eingeschaltet.

Die ganze Folge von MDR "exactly" mit weiteren Hintergründen findet Ihr zum Nachschauen in der ARD Mediathek und auf YouTube.

Titelfoto: Bildmontage: Swen Pförtner/dpa; MDR

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