Reeperbahn-Schüsse: Wie ein einziger Zeuge einen blutigen Rocker-Streit aufklärte

Hamburg - Als "bisherigen Höhepunkt" eines Rockerkrieges in Hamburg bezeichnet Jessica Koerner das, was im August 2018 passierte. Die Vorsitzende Richterin des Landgerichts der Hansestadt blickt in einer TV-Doku auf den brutalen Fall und wie sich dieser abzeichnete zurück.

Blut tropft in der Nacht zum 27. August 2018 aus dem Bentley von Dariusch F., der durch Schüsse schwer verletzt wurde.
Blut tropft in der Nacht zum 27. August 2018 aus dem Bentley von Dariusch F., der durch Schüsse schwer verletzt wurde.  © JOTO

Mit seinem Bentley stoppt Dariusch F. (damals 38) am 26. August 2018 gegen Mitternacht am Millerntorplatz kurz vor der Reeperbahn an einer roten Ampel. Links neben ihm hält ein Mercedes Coupé. Dessen Beifahrer lässt seine Scheibe runter, richtet eine Waffe auf F., drückt mehrfach ab. Fünf Kugeln treffen den arglosen "Hells Angels"-Boss in Kopf und Oberkörper, doch er überlebt.

"Der Verdacht fiel relativ schnell auf meinen Mandanten, der damals aber [wegen illegalen Waffenbesitzes, Anm. d. Red.] in Haft saß. Das war ein Problem für die Ermittlungsbehörden", erinnert sich Denis Grünert, der Arash R. verteidigte, in der ZDF-Doku "Wahre Verbrechen".

Dieser hatte sich mit Dariusch F. immer wieder gegenseitig provoziert. Unter anderem wurde einer augenscheinlichen Trans-Person eine "Hells Angels"-Kutte übergezogen und dies gefilmt.

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"Das wurde dann mit Gegenaktionen versehen und so schaukelte sich das immer mehr hoch", weiß Verteidiger Grünert.

Die Reeperbahn-Attacke auf F. könnten eine Racheaktion gewesen sein. Im Juni 2016 wurden R. und seine Partnerin Lisa S. in ihrem Haus überfallen und mit Schüssen teils lebensgefährlich verletzt. Dass die Hells Angels dahintersteckten, konnte nie bewiesen werden.

Rapper Gzuz postete damals dieses Foto des angeschossenen Dariusch F.
Rapper Gzuz postete damals dieses Foto des angeschossenen Dariusch F.  © Screenshot Instagram/Gzuz187_official
Schon vorher, wie hier im Dezember 2015, als auf ein in einem Taxi sitzendes Rockermitglied geschossen wurde, gab es Auseinandersetzungen zwischen den Gruppierungen. (Archivfoto)
Schon vorher, wie hier im Dezember 2015, als auf ein in einem Taxi sitzendes Rockermitglied geschossen wurde, gab es Auseinandersetzungen zwischen den Gruppierungen. (Archivfoto)  © Frank BründelCitynewstv/dpa

Wahre Verbrechen (ZDF): Lisa S. holte Auftragskiller ab, der aber nicht tötete

Anwalt Wolf Dieter Reinhard und sein Mandant Arash R. 2019 im Gerichtssaal. (Archivbild)
Anwalt Wolf Dieter Reinhard und sein Mandant Arash R. 2019 im Gerichtssaal. (Archivbild)  © DPA

Viele Zeugen der Schüsse am Millerntorplatz 2018 gibt es nicht. Die meisten haben die Knallgeräusche gehört und ein Auto wegfahren sehen. Einer von ihnen gibt aber den entscheidenden Hinweis. Er beschreibt den Fluchtwagen als weißen Mercedes Coupé.

Aufzeichnungen von Überwachungskameras bestätigen die Aussage zwar, jedoch kann das Kennzeichen nicht erkannt werden. Ein Ermittler schaut sich daher die Videos des Vortages an. Wieder fällt ihm der Mercedes auf. Diesmal erkennt er Kennzeichenfragmente. Das Auto ist auf Lisa S., der Freundin des inhaftierten Arash R., zugelassen.

Als die Prostituierte ihren Partner, der gleichzeitig ihr Zuhälter ist, im Gefängnis besucht, nehmen die Behörden das Gespräch auf. Aus diesem geht hervor, dass R. der Auftraggeber der Bentley-Schüsse sein dürfte, S. die Fahrerin.

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Weiterhin berichtet sie ihm vom auffälligen Gesicht des Schützen, der neben ihr im Coupé Platz genommen hatte. Der Bulgare hatte im Kindesalter durch einen Stromschlag starke Verbrennungen erlitten, die noch heute sichtbar sind.

Die Urteile des versuchten Mordes in Hamburg

Angel I. wird als Schütze identifiziert.
Angel I. wird als Schütze identifiziert.  © dpa/Axel Heimken

Angel I. gesteht und fügt hinzu, dass er von Arashs 73-jährigem Vater Toryali R. beauftragt und mit der Tatwaffe versorgt wurde. Der Bulgare wird in eine Psychiatrie eingewiesen. Arash erhält lebenslang, sein Vater neuneinhalb, Freundin Lisa zwölfeinhalb Jahre.

Die 19-minütige Doku seht Ihr auf Abruf in der ZDFmediathek.

Titelfoto: Bildmontage: Screenshot Instagram/Gzuz187_official ; JOTO

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