Junkie Alex setzt sich Schuss, doch der geht daneben: "Würde mir irgendwann den goldenen geben"

Leipzig - Im Leben zahlreicher Obdachloser in Leipzig dreht sich das gesamte Dasein vor allem um eins: den nächsten Schuss und woher das Geld dafür kommt. Während die 46 Jahre alte Anett anschaffen geht, um ihren täglichen Konsum zu finanzieren, gibt es für Junkie Alex (21) einen kleinen Lichtblick, doch auch bei ihm lassen die Kräfte allmählich nach. Die RTLZWEI-Doku "Hartes Deutschland" hat sie begleitet.

Die RTLZWEI-Doku "Hartes Deutschland" begleitet Alex (21) mittlerweile schon seit einigen Jahren.
Die RTLZWEI-Doku "Hartes Deutschland" begleitet Alex (21) mittlerweile schon seit einigen Jahren.  © RTLZWEI

Der 21-Jährige hat Glück im Unglück: Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten hat er einen Platz in einer von Leipzigs Notschlafstellen gefunden. Das heißt, er hat immerhin nachts ein Dach über dem Kopf, das war nicht immer so. Alex ist seit fünf Jahren obdachlos – vermutlich länger konsumiert er harte Drogen, zuerst Crystal Meth, seit einiger Zeit auch Heroin.

"Gesundmachen" nennen er und viele andere Junkies es, wenn sie sich die Spritzen in die Venen jagen. Doch Alex hat ein Problem: Er darf nicht in der Unterkunft konsumieren. Deshalb kocht er sich zwischen Garagen oder in Parks auf einem verdreckten Löffel das Heroin auf.

Er sagt, er brauche höchstens drei bis vier Spritzen am Tag. "Ich versuche schon immer zu senken, ist aber bei Heroin nicht immer ganz so leicht."

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Doch manchmal fällt es ihm schwer, die Venen durch das vernarbte Gewebe hindurch zu treffen. "In letzter Zeit fangen tatsächlich die Probleme an", so Alex. Wie auch jetzt, als er sich im Clara-Zetkin-Park einen Schuss setzt. Die Hälfte des für ihn so wichtigen braunen Gifts geht daneben, weshalb er auch die zweite Spritze benötigt, die er sich eigentlich für später vorbereitet hatte.

Eigenen Angaben zufolge hat der vorbestrafte Junkie in seinen jungen Jahren bereits sechs Kinder, eines davon ist zum Zeitpunkt der Dreharbeiten erst drei Monate alt. Wegen seiner Sucht darf er es aber nicht sehen.

Das ändert sich laut Alex einige Wochen später, er habe inzwischen regelmäßigen Kontakt. Das gebe ihm Kraft und den Willen, irgendwann mit den Drogen aufzuhören. "Hätte ich mein Kind nicht, würde ich mir wahrscheinlich irgendwann den goldenen (Schuss, Anm. d. Red.) geben."

Tragisch: Trotz dieser alarmierenden Aussage konnte er sich bisher nie zu einem Entzug überwinden.

Seit er nicht mehr "nur" Crystal Meth, sondern auch Heroin konsumiert, geht es mit ihm im weiter bergab.
Seit er nicht mehr "nur" Crystal Meth, sondern auch Heroin konsumiert, geht es mit ihm im weiter bergab.  © RTLZWEI

Hartes Deutschland: 46-jährige Anett geht für Drogen auf den Strich

Anett (46) ist schon mehr als 20 Jahre drogenabhängig und verkauf ihren Körper, um an Geld zu gelangen.
Anett (46) ist schon mehr als 20 Jahre drogenabhängig und verkauf ihren Körper, um an Geld zu gelangen.  © RTLZWEI

Anett ist zwar schon viele Jahre länger drogenabhängig als Alex, doch immerhin spritzt sie sich das Gift mittlerweile nicht mehr. Heroin zieht sie durch die Nase, Crystal raucht sie in einer Pfeife. Spritzen sei bei ihr kompliziert, weil sie zu dickes Blut habe und dadurch das Treffen erschwert werde.

Als RTLZWEI sie das erste Mal trifft, wohnt sie gemeinsam mit dem inzwischen 38-jährigen André in einem teilweise stillgelegten Parkhaus im Osten von Leipzig. Obdachlos ist sie seit fünf Jahren.

Vorher hatte sie eine Wohnung, doch immer mal wieder hat sie damals ebenfalls konsumierende Freunde bei sich aufgenommen, die ihre Spritzen im Hausflur herumliegen ließen. Das sei für die anderen Bewohner zu viel gewesen – schließlich flog Anett raus.

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Harte Drogen konsumiert sie schon seit mehr als 20 Jahren. "1997 hab ich angefangen damit und seit 1998 gehe ich auf die Nordstraße", erzählt sie. "Ich verkaufe meinen Körper dafür." Hauptsächlich bediene sie Stammkunden, meist ältere Herren, "mit denen ich gut kommunizieren kann".

Jeden Tag könne sich die 46-Jährige aber nicht dort blicken lassen, erzählt sie, als das Kamerateam sie auf den bekannten Hotspot für illegale Straßenprostitution wenige Hundert Meter vom Hauptbahnhof entfernt begleitet. 500 Euro Strafe könne sie sich nicht leisten, falls man sie wiederholt dort erwischt.

Obwohl Anett schon seit vielen Jahren keine andere Möglichkeit als die Prostitution sieht, um an Geld zu kommen, zieht sie strikte Grenzen: Sex ohne Kondom gibt es nicht. Eine Bekannte mache es für einen Aufpreis auch ohne. "Für 20 Euro kann ich mir meine Gesundheit nicht wieder holen."

Linda (30) steckte auch tief im Leipziger Drogensumpf, doch seitdem hat sich für sie einiges verändert.
Linda (30) steckte auch tief im Leipziger Drogensumpf, doch seitdem hat sich für sie einiges verändert.  © RTLZWEI

Wie es den beiden Drogenabhängigen weiter ergangen ist und wie die 30-jährige Linda lebt, nachdem ihr wegen ihrer Heroinsucht ein Bein abgenommen werden musste, seht Ihr in der neuen "Hartes Deutschland"-Folge aus Leipzig am heutigen Donnerstagabend ab 20.15 Uhr bei RTLZWEI oder schon jetzt bei RTL+.

Titelfoto: Bildmontage: RTLZWEI

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