Großstadtrevier-Cast widmet Premiere verstorbener Kollegin Wanda Perdelwitz
Hamburg - "Ein Stück Großstadtrevier" auf der großen Bühne. Im St. Pauli Theater an der Reeperbahn stehen die Schauspieler der ZDF-Krimiserie nicht vor der Kamera, sondern vor hunderten von Menschen. Das besondere: Der Cast spielt sich selbst. Der Tod der ehemaligen Großstadtrevier-Darstellerin Wanda Perdelwitz (†41) warf anfangs ein emotionales Licht auf die Premiere.

Am Donnerstagabend führten die sechs "Großstadtrevier"-Schauspieler das Stück zum ersten Mal vor Publikum auf.
Für ihre Leistung erhielten die TV-Polizisten großen Applaus und Standing-Ovations.
Zuvor überschattete allerdings die Nachricht über den tragischen Tod des ehemaligen Cast-Mitglieds die eigentlich lustige und freudige Veranstaltung.
"Wenn man als Leiter des Hauses vor der Vorstellung vor den Vorhang tritt, ist man immer der Überbringer von Nachrichten", stieg Theater-Geschäftsführer Ullrich Waller (69) mit gedämpfter Stimme in seine kurze Rede ein. Die Nachricht über den Unfall-Tod von Wanda Perdelwitz habe die Leitung sowie die gesamte Theaterproduktion tief betroffen gemacht.
"Zusammen mit dem Ensemble haben wir uns entschieden, ihr die heutige Premiere zu widmen und sie extra für sie zu spielen", sagte Waller und ergänzte schließlich mit zittriger Stimme: "Ich bin sicher, dass sie von oben im Himmel [...] uns wohlwollend zuschaut."
Auch nach dem Schlussapplaus wurde Perdelwitz nochmals gedacht. Mit einem Foto auf Leinwand erinnerte der "Großstadtrevier"-Cast visuell an die verstorbene Schauspielerin.

Schauspieler nehmen sich selbst auf die Schippe

Trotz der traurigen Umstände, schaffte es das sechsköpfige Ensemble, das Publikum mit ihrer kuriosen Geschichte regelmäßig zum Lachen zu bringen.
Doch wer eine klassische "Großstadtrevier"-Folge erwartet, wie sie seit 1984 im Vorabendprogramm des Öffentlich-Rechtlichen läuft, wird sicherlich überrascht werden.
Statt Frau Küppers, Harry Möller und Daniel Schirmer spielen sich die Darsteller selbst. Bei dem Stück handelt sich nämlich nicht um eine normale Inszenierung. "Ein Stück Großstadtrevier" ist eine sogenannte"Theatumentary" - eine Mischung also zwischen Kammerspiel und Elementen des realen Lebens - verpackt in einer sehr absurden Geschichte:
Frühmorgens irgendwo in Hamburg trifft sich das Serienensemble vor Drehbeginn zum Fototermin. Plötzlich lässt sich die Tür des Maskenmobils nicht mehr öffnen, alle sechs sind gefangen - und damit beginnt eine Reise durch verrückte Situationen, Serienrückblicke, Zahlen und Fakten, sowie Erinnerungen an verstorbene Serien-Stars.
Einer, der wahrscheinlich berühmteste von allen, Jan Fedder (†64), steht - soviel sei verraten - klar im Mittelpunkt der Aufführung.
Eine weitere Besonderheit ist außerdem: Der Text dieser Persiflage an die eigenen Dreharbeiten stammt von Saskia Fischer (59, "Frau Küppers"), die sich in ihrer eigenen Inszenierung einer ganz speziellen Rolle annimmt.

Zeiten und Preise:
Das besondere Theaterstück spielt ab Freitag, 10. Oktober bis einschließlich 16. November auf der Bühne des renommierten St. Pauli Theaters. Tickets gibt es ab 19 Euro.
Da Improvisation einen Teil des Stücks ausmacht, wird sicherlich auch ein zweiter Besuch lohnenswert sein. Exakt identisch werden die Dialoge und Handlungen dadurch schließlich nicht sein können.
Titelfoto: Bildmontage: Kerstin Schomburg, Alice Nägle/TAG24