"Hart aber fair" zur Autokrise: Fährt die Industrie gegen die Wand?
Berlin - Einst für ihre Spitzenprodukte bekannt, sieht sich die deutsche Autobranche mittlerweile einer starken Konkurrenz gegenüber. Bei "Hart aber fair" wurde darüber diskutiert, ob die Schlüsselindustrie noch zu retten ist.
Am Montag ließ VW die Bombe platzen: Drei Werke sollen geschlossen werden, mehrere zehntausend Jobs stehen auf dem Spiel. Auch Gehälter sollen gekürzt werden.
Fährt die Autoindustrie gerade mit voller Wucht gegen die Wand?
Dass Fehler gemacht wurden, räumte Hildegard Müller (57), Präsidentin des Bundes der Automobilindustrie, ein. Dennoch zeigte sie sich bezüglich der hohen Qualität deutscher Autos optimistisch.
Die derzeitige Situation bei VW begründete sie mit der "Transformation, die natürlich auch Arbeitsplätze kostet, weil in der Fertigungstiefe, die ein Verbrennungsmotor in der Vergangenheit hatte, sich auch Berufsbilder verändern".
Gleichzeitig leide die Branche sehr unter dem aktuell viel diskutierten Standortproblem - hohe Energiepreise, überbordende Bürokratie und hohe Personalkosten.
FDP-Mann fordert bessere Standortbedingungen und Energieoffenheit
Der stellvertretende Grünen-Fraktionschef Andreas Audretsch (40) forderte eine Job- und Standortgarantie vom VW-Vorstand. Seiner Meinung nach dürften die Management-Fehler, die in den vergangenen Jahren passiert seien, nicht auf dem Rücken der Arbeiter ausgetragen werden.
Frank Schäffler (55) von der FDP war der Ansicht, die einseitige Orientierung auf Elektromobilität sei falsch gewesen. Er forderte eine natürliche Energieoffenheit und bezeichnete die Abschaltung der Atomkraftwerke als Fehler.
"Ich erwarte, dass wir unsere Standortbedingungen in Deutschland verbessern", sagte Schäffler. Auch die EU müsse sich von ihrem Vorhaben trennen, ab 2035 Neuzulassungen von Autos mit Verbrenner-Motor zu verbieten.
Widerspruch bekam er dafür von Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar (65), der die Elektromobilität als Zukunftsindustrie einstufte und lobend anerkannte, dass VW bald ein günstiges E-Auto für 20.000 Euro anbieten will.
Er und Audretsch konstatierten, man dürfe den Weg in die Zukunft nicht zerstören, indem man ihn wieder rückgängig macht.
Titelfoto: WDR/Dirk Borm